BVB:"Manchmal ist Fußball Magie"

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Trainer und Spieler albern herum: Peter Stöger (links) und Michy Batshuayi. (Foto: dpa)
  • Borussia Dortmund gewinnt die Partie gegen Frankfurt dank eines sehr späten Tores von Michy Batshuayi mit 3:2.
  • Der sagt anschließend: "Manchmal ist Fußball Magie."
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Von Felix Meininghaus, Dortmund

Als Schiedsrichter Deniz Aytekin das Spiel abgepfiffen hatte, schnappte sich Michy Batshuayi den Ball und zeigte jedem, dass er das Spielgerät nicht mehr hergeben würde. Am Mittelkreis traf der Stürmer auf Peter Stöger, gemeinsam führten beide ein skurriles Tänzchen auf, sie alberten herum wie zwei Lausbuben auf dem Bolzplatz. So formidabel war die Stimmung in der Dortmunder Arena schon lange nicht mehr.

Batshuayi war der Hauptdarsteller eines Bundesliga-Sonntagabendspiels, das die Dortmunder zwar mit 3:2 (1:0) gewannen, jedoch auch locker hätten verlieren können. Der 24-jährige Stürmer war erst in der zweiten Halbzeit in die Partie gekommen und entschied das Aufeinandertreffen zweier Champions-League-Aspiranten mit zwei Treffern. Hernach sprach der Belgier von einem "ganz wichtigen Sieg". Und davon, wie "erleichtert" er sei: "Schließlich habe ich in den letzten Wochen ja nicht mehr getroffen."

Batshuayi setzt die Schlusspointe

Tatsächlich war die Leihgabe aus FC Chelsea mit fünf Treffern in seinen ersten drei Auftritten in Dortmund spektakulär gestartet, um danach in eine Schaffenskrise zu geraten. Dass er gegen Frankfurt zunächst draußen saß, war für ihn kein Problem. Er sei zuletzt "müde in den Beinen und im Kopf" gewesen, gab Batshuayi zu Protokoll. Als er auf den Rasen durfte, explodierte der Stürmer dann. Seinen spektakulären Auftritt kleidete Batshuayi in einen Satz von philosophischer Tragweite: "Manchmal ist Fußball Magie."

Neben dem belgischen Kraftpaket hatten die Dortmunder an diesem Abend noch einen zweiten Protagonisten zu bieten: Als Marco Reus in der 87. Minute den Rasen verließ, erhoben sich die Zuschauer von ihren Sitzen, während die Fans auf der Südtribüne zu singen begannen: "Wir sind alle Dortmunder Jungs." Der Ur-Dortmunder Reus ist der Liebling einer Stadt; da ist es eine wichtige Meldung, wenn einer der besten Kicker des Landes seinen Vertrag verlängert. Voller Dankbarkeit nahm das Volk die Kunde auf, dass sich der Nationalspieler bis ins Jahr 2023 an den Verein gebunden hat.

Er wolle "aus tiefster Überzeugung mit dieser Unterschrift ein klares Zeichen für die Zukunft setzen", ließ er ausrichten. Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke betonte, Reus habe immer wieder lukrative Offerten der weltbesten Klubs vorliegen gehabt: "Ich habe eine besondere persönliche Beziehung zu ihm. Dieser Spieler zeigt ein Höchstmaß an Identifikation, auf das wir sehr stolz sind." Sportdirektor Michael Zorc ergänzte: "Marco wird wahrscheinlich seine Karriere hier bei uns in Dortmund beenden. Das ist ein gutes Signal nach innen und nach außen."

Als der glänzend aufgelegte Reus den Platz verließ, führte der BVB mit 2:1, die letzten paar Minuten würde der Revierklub auch ohne ihn über die Runden bringen, erwartete Dortmunds Trainer Stöger. Doch dann wurde es dramatisch, erst glichen die Hessen in der Nachspielzeit aus, wenige Sequenzen später kam Batshuayi im Frankfurter Strafraum am Elfmeterpunkt an den Ball, er stoppte das Spielgerät und drosch es mit dem linken Fuß ins Netz. Es war die krachende Schlusspointe eines Spiels.

Bundesliga
:Dortmund ist der BV Batshuayi

Borussia Dortmund gewinnt durch zwei Tore des Stürmers 3:2 gegen den direkten Konkurrenten Frankfurt. Batshuayi saß zunächst nur auf der Bank - und war "sogar froh" darüber.

Von Ulrich Hartmann

Nach einer starken ersten Halbzeit, die Trainer Peter Stöger als "das Beste" bezeichnete, "was wir seit Wochen oder sogar Monaten gespielt haben", verfielen die Dortmunder in Agonie und überließen ihrem Gegner die komplette Kontrolle über das Spiel. Seit Stöger beim BVB auf der Bank sitzt, hat das börsennorientierte Fußballunternehmen keine seiner elf Bundesligabegegnungen verloren. Doch von solchen statistischen Erhebungen sollte sich niemand blenden lassen. Die Vorstellungen sind oft holprig und von großer Unsicherheit geprägt. "Es läuft nicht rund", hat Stöger erkannt.

Nach der blamablen Euro-League-Heimniederlage gegen Salzburg war der Sieg der ersehnte Stimmungsaufheller. Stöger weiß, dass seine Mannschaft auch weiterhin ein fragiles Gebilde abgibt. "Wir sind nicht so stabil", hat der Österreicher erkannt, "die Vorkommnisse der letzten Monate gehen nicht spurlos an der Mannschaft vorbei." Der Trainerwechsel im Dezember, das ewige Theater um den inzwischen nach London weitergezogenen Stürmer Pierre-Emerick Aubameyang, viele Verletzte und im Hinterkopf die traumatischen Ereignisse um den Bombenanschlag auf den Mannschaftsbus - das alles hat Spuren hinterlassen. "Das wird sich bis zum Ende der Saison nicht vollständig korrigieren lassen", sagt Stöger.

Das klang kurz vor Weihnachten noch anders, als der neue Trainer ankündigte, mit der Rückkehr von wichtigen Spielern - allen voran Marco Reus - zur spielerischen Leichtigkeit zurückzukehren, mit der die Dortmunder zu Saisonbeginn die Liga verzückt hatten. Das hat nicht wie gewünscht funktioniert, weil die Patientin Borussia offensichtlich kein leichter Fall ist.

Doch solange grandiose Einzelkönner wie Reus, Batshuayi und der gegen Frankfurt glänzend aufgelegte Christian Pulisic einem Spiel mit ihrer individuellen Klasse die entscheidende Wendung geben können, sind die Aussichten gar nicht so schlecht. Das gilt auch am Donnerstag, wenn die Dortmunder beim Rückspiel in Salzburg versuchen, den 1:2-Rückstand noch wettzumachen. Den späten Siegtreffer wertete Stöger als gutes Omen: "Da gehört natürlich der Faktor Glück dazu, aber auch das Bewusstsein, noch etwas bewegen zu wollen."

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