BVB im DFB-Pokal:Die kleine Regierungserklärung des Peter Stöger

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BVB-Trainer Peter Stöger. (Foto: dpa)
  • Der BVB scheidet in München aus dem DFB-Pokal aus.
  • Trainer Peter Stöger nutzt hinterher den Beginn der Winterpause, um über die Rückrunde zu sprechen.
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Von Martin Schneider

Am Ende des Abends sagte Peter Stöger, dass seine Geschichte sowieso keiner glaube. Er selbst nannte die Geschichte "Peter mittendrin", und auch, wenn er glaubte, dass sie ihm keiner abnimmt, erzählte er sie nochmal. In Stichworten, damit es nicht so lang wird. "Nach 25 Jahren wieder im Europapokal mit dem FC, dann ewig kein Meisterschaftsspiel gewinnen, auf der anderen Seite Arsenal London schlagen, dann entlassen beim FC und ein paar Tage später hier in Dortmund Trainer ...", sagte Stöger und zuckte dabei immer wieder mit den Schultern.

In der Tat war das eine unglaubliche Geschichte, die Stöger da nach dem Pokalspiel gegen die Bayern erzählte, nachdem ihn ein Journalist nach seiner persönlichen Bilanz des Jahres gefragt hatte. Und auch, wenn die Story laut offizieller Fußball-Historienschreibung tatsächlich wahr ist und es den einen oder anderen Zeugen dafür gibt - es gab offenbar ein paar Leute beim BVB (oder Stöger selbst), die dem nicht so richtig trauten. Während der Trainer sprach, trug er jedenfalls auf seiner Jacke in Höhe der Brust ein riesiges schwarz-gelbes Logo des BVB und auf seiner Kappe, die er auch bei der Pressekonferenz nicht absetzte, war das Logo in der gleichen Größe zu sehen.

So defensiv wie seit Ewigkeiten nicht mehr

Es ist fast müßig zu erwähnen, dass die Jacke natürlich schwarz-gelb war. Wenn man in der Werbung von unterschwelligen Botschaften spricht, dann war das hier eine überschwellige Botschaft, die da lautete: "Ja, dieser Peter Stöger gehört wirklich zum BVB. Seht ihr nicht die riesigen Vereinswappen auf der Brust und über der Stirn?" Für noch mehr Penetranz hätten sie schon blinken müssen. Oder Stöger hätte das Vereinslied singen müssen.

Stöger und Borussia Dortmund - das ist eine Geschichte, die erst im kommenden Jahr so richtig losgehen kann. Die 1:2-Pokal-Niederlage beim FC Bayern war ja das dritte Spiel in elf Tagen und wohl auch das letzte Spiel, in dem der Notfall-Mann Stöger auf Notfall-Maßnahmen zurückgreifen musste. Schon in der Bundesliga gegen Mainz und Hoffenheim verpasste er seiner verunsicherten Mannschaft nach dem radikalen Offensiv-System unter Peter Bosz eine Stabilitäts-Kur. Er stellte die Verteidigungslinien zehn bis 15 Meter weiter hinten auf - in der Liga sprangen zwei Siege heraus, wenn auch mit ein bisschen Spielglück.

Auch gegen den FC Bayern trat der BVB so defensiv auf, wie seit Ewigkeiten nicht mehr. Allein, es klappte in der ersten Halbzeit überhaupt nicht. Stöger erklärte später, es sei der Plan gewesen, tief zu stehen, aber über die Außenverteidiger und mit drei Mittelfeldspielern Druck auf die Bayern auszuüben um dann über Christian Pulisic und Andreij Jarmolenko zu kontern. "Aber wir haben keinen Zugriff bekommen. Am Ende war es nur Räume zustellen und begleiten. Das ist zu wenig", erklärte Stöger in der ARD. Er stellte dann relativ schnell um, brachte schon nach 35 Minuten Mo Dahoud für Marc Bartra, aber erst nach seiner Halbzeit-Ansprache wurde es besser. Dass der BVB in der Nachspielzeit tatsächlich noch durch Alexander Isak die Chance zum Ausgleich hatte, das freute Stöger, aber er wollte es auch nicht überbewerten. Er ärgere sich eher über die erste Halbzeit.

Nüchtern betrachtet hat Stöger aber gar keine so schlechte Bilanz vorzuweisen. Immerhin hat er ja eine Mannschaft übernommen, die kurz vor seinem Engagement noch verdient zu Hause gegen Bremen verloren hatte. Nun hat er sechs Punkte in der Liga vorzuweisen und kann mit Recht behaupten, sich in München ordentlich verkauft zu haben.

Dass man bei drei Spielen in elf Tagen aber als neuer Trainer kaum substantiell mit einer Mannschaft arbeiten kann, das ist auch jedem klar. Stöger nutzte den Beginn der Winterpause, um eine kleine Regierungserklärung abzugeben. "Es gibt ja keine zwei Meinungen, dass dieser Kader gespickt ist mit außergewöhnlichen Fußballern", sagte Stöger. "Es wird viel darum gehen, eine Spielidee reinzubringen. Mit einer Grundabsicherung, die die Mannschaft einfach braucht." Das Wort war ihm wichtig, denn genau diese hatte unter seinem Vorgänger Peter Bosz oft gefehlt. "Man kann aber davon ausgehen, dass wir in der Rückrunde eine Mannschaft sehen werden, mit der die Dortmund-Fans richtig viel Spaß haben werden. Es wird ein offensiv orientierter Fußball sein, aber mit Restabsicherung. Das werden wir in den 14 Tagen bis zur Rückrunde hinkriegen."

Er kann damit rechnen, dass bis dahin der ein oder andere Verletzte wieder zur Verfügung steht. Pierre-Emerick Aubameyang verpasste das Spiel in München mit Hüftproblemen, die scheinen aber nicht allzu ernst zu sein. Lukasz Piszczek, Erik Durm und Mario Götze werden wohl bald, Marco Reus, Maximillian Philipp und Gonzalo Castro wohl später wieder zur Mannschaft zurückkehren.

Peter Stöger scheint einen klaren Plan zu haben, wie er seine Geschichte weiter schreiben will. Ob er das bei Borussia Dortmund auch über den Sommer hinaus darf, wird wohl auch davon abhängen, wie sehr dieser Plan aufgeht.

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