Bundesliga:Klinsmann hört auf zu lächeln

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Lächelt nicht mehr: Jürgen Klinsmann bei der 1:2-Niederlage gegen den BVB (Foto: Andreas Gora/dpa)
  • Zehn Dortmunder retten ein 2:1 gegen Berlin ins Ziel.
  • Leipzig ist vorübergehend Tabellenführer - der 3:2-Erfolg gegen Paderborn ist allerdings glücklich.
  • Hoffenheim-Angreifer Kramaric zeigt, dass er wirklich schlau ist. Düsseldorfs Hennings ist es aber auch.
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Von Lisa Sonnabend

Hertha BSC - Borussia Dortmund 1:2 (1:2); 0:1 Sancho (15.), 0:2 Hazard (17.), 1:2 Darida (34.)

Die verschlafene Hertha wachte auf. Zum ersten Mal in dieser Saison war das Berliner Olympiastadion ausverkauft, 74 000 Zuschauer wollten den neuen Trainer Jürgen Klinsmann sehen. Im Stadionheft ist ein Poster von dem 55-Jährigen: Darauf grinst er breit. Auch als er aus dem Mannschaftsbus stieg, als er auf den Rasen tritt, ein Lachen. Doch in der 15. Minute verging es ihm. Der unpünktliche BVB-Angreifer Jadon Sancho war mal zur richtigen Zeit vor Ort - und schob den Ball nach einem feinen Zuspiel von Julian Brandt ins Tor. Zwei Minuten später schubste Thorgan Hazard den Ball über die Torlinie. Klinsmann vergrub die Hände in der Jackentasche.

Nach einer halben Stunde Spielzeit allerdings ballte der Berliner Trainer die Fäuste: Dodi Lukebakio donnerte den Ball aufs Tor, Vladimir Darida stand geschickt, hielt Mats Hummels fern und lenkte den Ball mit der Fußspitze unerreichbar ins linke Toreck. Nur noch 1:2. Und nach 44 Minuten hatte es Klinsmann nur noch mit zehn Dortmundern zu tun: Hummels sah die gelb-rote Karte. Nun vergrub Lucien Favre die Hände in der Jackentasche. Gleich nach dem Wiederanpfiff entwischte Davie Selke der träumenden BVB-Abwehr. Klinsmann jubelte schon über den Ausgleich, ehe das Tor wegen Abseits zurückgenommen wurde. Die Hertha machte weiter Druck, der BVB wackelte mal wieder, aber die Katastrophe blieb diesmal aus. Nach dem 2:1-Erfolg grinste allerdings keiner der beiden Trainer.

SC Paderborn - RB Leipzig 2:3 (0:3); 0:1 Schick (3.), 0:2 Sabitzer (4.), 0:3 Timo Werner (26.), 1:3 Mamba (62.), 2:3 Gjasula (73.)

Vier Tore in nicht einmal zehn Minuten! Im Champions-League-Duell gegen Benfica hatte sich Leipzig am Mittwoch mit zwei Emil-Forsberg-Treffern in der Nachspielzeit fürs Achtelfinale qualifiziert. In der Liga gegen Paderborn machte der Klub mit dem Toreschießen gleich weiter: Patrik Schick traf in der 3. Minute nach einem feinen Pass von Timo Werner, eine Minute später landete ein Distanzschuss von Marcel Sabitzer im Tor. Danach ruhte sich Leipzig 20 Minute lang aus, ehe der mal wieder prächtig aufspielende Werner den Paderborner Torhüter Leopold Zingerle ausdribbelte und sein 12. Ligator in dieser Saison erzielte.

In der zweiten Hälfte wurde Leipzig richtig schläfrig. Ein Tor von Streli Mamba wurde in der 47. Minute wegen Abseits aberkannt, in der 62. Minute traf der Stürmer dann regulär, in der 73. Minute stand Klaus Gjasula völlig frei und schoss platziert ins Tor. Doch die RB-Führung war komfortabel genug gewesen und reichte gerade so zur vorübergehenden Tabellenführung.

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Düsseldorf belohnt sich mit dem 1:1 für eine gute zweite Hälfte. Und auch Köln gelingt kurz vor Schluss der Ausgleich. Paderborn fehlt nach 0:3 in der ersten Hälfte nur ein Tor gegen Leipzig.

Die Partien im Liveticker

TSG Hoffenheim - Fortuna Düsseldorf 1:1 (1:0), 1:0 Kramaric (6.), 1:1 Hennings (87.)

Nach dem erschreckenden 1:5 gegen zehn Mainzer sagte TSG-Trainer Alfred Schreuder: "Wir brauchen jetzt Spieler, die das mit Schlauigkeit hinbekommen. So ein Typ ist Andrej." Gemeint war Andrej Kramaric. Der Kroate stand am Samstag nach seiner Knieverletzung gegen Düsseldorf erstmals wieder in der Startelf und zeigte nach fünf Minuten, dass er wirklich ein schlaues Kerlchen ist. Kramaric entwischte dem kompletten Fortuna-Abwehrriegel und spitzelte den Ball ins Tor.

In der Folge entwickelte sich eine Partie, die Hoffenheim abgeklärt, aber wenig originell gestaltete. In der 76. Minute tauchte schließlich Kaan Ayhan frei vor TSG-Torhüter Oliver Baumann auf. Er entschied sich, den Ball kunstvoll zu lupfen, statt ihn einfach nur reinzuschießen - und das misslang. Sein Teamkollege Rouwen Hennings machte es in der 87. Minute dann besser: Er lupfte nicht, sondern ballerte ins Tor. Schlau.

1. FC Köln - 1. FC Augsburg 1:1 (0:1); 0:1 Niederlechner (43.), 1:1 Cordoba (86.)

Ein von Kölns Torwart Timo Horn gehaltener Elfmeter und vier gelbe Karten - das war die Bilanz nach einer halben Stunde Spielzeit zwischen Köln und Augsburg. Doch plötzlich ging es schnell: Gelb-Rot für den Kölner Rafael Czichos, Treffer für Augsburgs Florian Niederlechner, Gelb-Rot für den FCA-Angreifer André Hahn. Dazu verteilte Schiedsrichter Tobias Stieler die 7. und 8. gelbe Karte der Partie. Es stand nun 0:1, gespielt wurde zehn gegen zehn.

In der zweiten Halbzeit sah auch noch Jonas Hector Gelb, die Kölner agierten nun etwas mutiger. Kurz vor Schluss gelang tatsächlich noch der Ausgleich. Der neue Trainer Markus Gisdol hatte mit der Einwechslung von Jhon Cordoba das richtige Händchen. Die Bilanz der Partie: 1:1 nach Toren, 6:3 für Köln nach gelben Karten.

FC Bayern - Bayer Leverkusen 1:2 (1:2); Tore: 0:1 Bailey (10.), 1:1 Thomas Müller (34.), 1:2 Bailey (35.)

16:0 lautete die Bilanz von Bayern-Trainer Hansi Flick vor der Partie gegen Leverkusen. Danach: 17:2. Erstmals hatten die Münchner also unter ihrem neuen Coach verloren. Leon Bailey traf gleich zweimal (10./35.). Thomas Müller war der einzige Bayern-Spieler der ins Tor zielte. Aufs Tor dagegen hatte im Laufe des Spiels fast jeder Münchner einmal geschossen. Lewandowski, Perisic, Gnabry, Goretzka - es war fast schon skurril, wie die Münchner ihre Möglichkeiten versemmelten.

Debüt des Tages

Im September war Patrik Schick auf Leihbasis von AS Rom zu RB Leipzig gestoßen. Der 23-jährige Tscheche fiel bislang vor allem wegen seiner Sprunggelenksprobleme auf, er kam nur zu drei Kurzeinsätzen. Am Samstag gegen Paderborn jedoch stürmte Schick erstmals von Beginn an. Wie er sich schlug? In der dritten Minute lupfte er den Ball ins Tor. Sein erster Startelfeinsatz, sein erster Treffer. Schick scheint nach zehn Wochen nun richtig angekommen zu sein in Leipzig.

Comeback des Tages

Bei der Fußball-WM der Frauen in Frankreich zog sich Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus eine Muskelverletzung zu. Die Folge: Sie verpasste den Fitnesstest im Sommer, durfte deswegen in den ersten Liga-Wochen nicht pfeifen. Inzwischen hat die einzige Bundesliga-Schiedsrichterin den Test endlich nachholen dürfen und feierte im Spiel zwischen Paderborn und Leipzig ihr Comeback. Es war ihr 16. Einsatz in der 1. Liga, sie blieb besonnen wie immer.

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