Champions League:Der BVB hofft auf katalanische Bewährung

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Im Camp Nou soll es so nicht aussehen: Lukasz Piszczek, Mats Hummels, Marco Reus und Mahmoud Dahoud konsterniert bei der Partie gegen den Tabellenletzten SC Paderborn. (Foto: dpa)
  • Beim BVB läuft es nach dem 3:3 gegen den Tabellenletzten und der turbulenten Mitgliederversammlung gar nicht rund.
  • Vor der Champions-League-Partie in Barcelona hoffen die Borussen jetzt mindestens auf ein Unentschieden, um sich die Hoffnung auf das Achtelfinale bewahren zu können.

Von Ulrich Hartmann

Zwölf Kilometer lang war der Protestkonvoi aus 730 Traktoren, mit dem Landwirte am Montag in Dortmund gegen die schlechten Leistungen des örtlichen Fußballteams namens Borussia demonstriert haben. Womöglich ging es bei dieser Aktion aber auch um die bäuerliche Wut gegen die Agrarpolitik, kann schon sein, doch irgendwie lässt sich in diesen Tagen in der neuntgrößten Stadt Deutschlands alles so herrlich auf die mediokren Fußballer ummünzen.

Am Freitagabend gab es böse Pfiffe und ironischen Jubel für den Gegner beim blamablen 3:3 gegen Paderborn, am Sonntag Buh- und Schämt-euch-Rufe bei der turbulenten Mitgliederversammlung - sowie vor dem Saal die diesbezüglich fast schon kabarettistische Feststellung von BVB-Kapitän Marco Reus: "Es mangelt bei uns momentan an der Bereitschaft zu leiden."

Das klang fast absurd angesichts der Demütigungen, war aber rein fußballerisch gemeint. "Wir spielen oft erst dann gut, wenn wir schon nichts mehr zu verlieren haben", psychoanalysierte Reus nach mehreren späten Aufholjagden, dem 3:2 gegen Inter Mailand und dem 3:3 gegen Paderborn. Aber an diesem Mittwoch in Barcelona könnte es vielleicht von Beginn an klappen, denn als Gast im Stadion Camp Nou hat eine Mannschaft meist von vornherein nichts zu verlieren.

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Bewährung in der Champions League - und für Lucien Favre

Auch der angeblich weltgrößte Weihnachtsbaum (45 Meter, aus 170 Fichten montiert) sorgt in Dortmund derzeit nicht für adventliche Versöhnung, zumal es sich auf dem Weihnachtsmarkt nicht unbeschwert aus der neuen herzförmigen Glühweintasse trinken lässt, ohne dass man sich verbrüht. Angesichts all dieser heimatlichen Probleme sind die Fußballer am Dienstag frei von Wehmut gen Katalonien geflüchtet, wo es im Gastspiel beim FC Barcelona um ein respektables Ergebnis zum anvisierten Erreichen des Achtelfinales in der Champions League geht. Ein Unentschieden wäre schon wertvoll, denn dann könnte der BVB im finalen Gruppenspiel am 10. Dezember daheim gegen Slavia Prag aus eigener Kraft alles klar machen.

Das Spiel in Spanien und die nächste Bundesligapartie bei Hertha BSC am Samstag gelten vor allem für den angezählten Trainer Lucien Favre als Bewährungsprobe. "Am Ende definiert sich Fußball immer über Ergebnisse", so hat ihn Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke bei der Mitgliederversammlung ermahnt - und die bedrohliche Vokabel "Ende" vorsichtshalber schon mit eingebaut. Aber sollte das Team in Barcelona und Berlin als positiv zu definierende Ergebnisse erzielen, wären Watzke und sein Sportdirektor Michael Zorc vermutlich sogar doppelt froh, weil sie dem Vernehmen nach noch gar keinen geeigneten Nachfolger haben für den auf der Kippe stehenden Favre.

Mit einem Sieg in Barcelona könnte Borussia Dortmund bereits vor dem letzten Gruppenspiel den Achtelfinaleinzug meistern, doch das wird schwierig ohne den verletzten Mittelfeldmann Thomas Delaney, den verletzten Flügelangreifer Jacob Bruun Larsen und den kranken Mittelstürmer Paco Alcácer. Watzke hat aber immerhin das Gefühl, dass die vergangenen Tage in den Köpfen der Spieler etwas ausgelöst haben. Er sagt: "In der Mannschaft hat sich etwas getan, es ist etwas passiert an diesem Wochenende."

© SZ vom 27.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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