BVB:Dortmund kurz vor der Schmerzgrenze

Lesezeit: 3 min

Borussia Dortmund v PAOK FC - UEFA Europa League

Geld statt Gelb? Henrikh Mkhitaryan, noch Borussia Dortmund.

(Foto: Christof Koepsel/Getty Images)

Henrikh Mkhitaryan dürfte die Borussia in Richtung Manchester United verlassen - für mehr als 40 Millionen Euro. Ersatz könnte aus München kommen.

Von Freddie Röckenhaus, Dortmund

Manchmal sind es einzelne Spiel-Situationen, die einen Fußballer plötzlich in anderem Licht dastehen lassen. Bis zur 120. Minute des Pokalfinales zwischen Bayern München und Borussia Dortmund galt Henrikh Mkhitaryan beim BVB als faktisch unverkäuflich. Dann kam es zum Elfmeterschießen. Dortmunds armenischer Spielmacher verweigerte sich, die Innenverteidiger Sokratis und Sven Bender verschossen, die Bayern feierten den Pokalsieg. Ziemlich wahrscheinlich, dass diese Szene eine Rolle spielt, wenn Mkhitaryan kommende Woche doch noch die Freigabe für seinen Wechsel zu Manchester United bekommt.

Dortmund hatte zwei, drei Wochen lang die Parole ausgegeben, dass Mkhitaryan, dessen Vertrag 2017 ausläuft, nicht gehen dürfe. Nach den Weggängen der beiden Nationalspieler Ilkay Gündogan und Mats Hummels wollte der BVB sich und seinem Trainer Thomas Tuchel nicht noch den dritten Abgang eines Schlüsselspielers zumuten. Eher wollte man auf eine Ablöse verzichten und Mkhitaryan seinen Vertrag zu Ende erfüllen lassen.

Angebot bei 40 Millionen Euro?

Inzwischen aber soll das Ablösegebot von Manchester United bei über 40 Millionen Euro liegen. Beim BVB wurde schon seit Wochen geraunt, dass die Schmerzgrenze bei 42 Millionen Euro liege. Das soll nun offenbar möglich sein. Für einen Spieler mit nur noch einem Jahr Vertragslaufzeit ein neuer Rekord.

In Dortmund will man das brisante Thema zum Wochenende noch einmal "in den Gremien" besprechen - was sonst eigentlich nicht gerade die übliche Praxis beim BVB ist, wo Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke und Sportdirektor Michael Zorc höchstens noch den Trainer fragen, was er von einem Transfer hält. Aber Mkhitaryan, bis vor Kurzem noch der erklärte Lieblingsspieler von Tuchel, ist fast so etwas wie ein Politikum geworden. Mkhitaryans Berater, der schillernde Mino Raiola, hat in Medien bereits gestreut, dass sein Klient zum Trainingsauftakt bei Borussia Dortmund am 4. Juli so oder so nicht mehr antreten werde. Vertrag hin, Vertrag her. Die Sitten im Profifußball werden halt immer wüster.

Hintergrund soll sein, dass Mkhitaryan in Raiolas Geschäften nur eine Nebenrolle spielt. Manchester Uniteds neuer Trainer Jose Mourinho will angeblich zwei andere von Raiolas Schützlingen, den Schweden Zlatan Ibrahimovic und den Franzosen Paul Pogba, unbedingt nach England lotsen. Mkhitaryan soll so etwas wie eine Dreingabe sein. Ursprünglich soll das Gebot von United, das kommende Saison international nur in der wenig standesgemäßen Europa League spielen darf, bei bescheiden 24 Millionen gelegen haben.

Aber Mkhitaryan soll halt wild entschlossen sein, nach Manchester zu wechseln. Schon im April, lange vor Abbruch der Verhandlungen mit dem BVB, hatte der 27-Jährige seine Wohnung in Dortmund zum Sommer gekündigt. Was schwer zu verheimlichen war. Einen derart abwanderungswütigen Spieler mit aller Gewalt halten zu wollen, scheint selbst BVB-Boss Watzke zu anstrengend zu sein. Ungeklärt ist nur: Wer ersetzt jetzt Mkhitaryan?

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema