Titelkampf in der Bundesliga:Die Gelegenheit zum Umsturz ist jetzt

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Da freuen sich die Dortmunder noch über das 2:0 gegen Hoffenheim - am Ende sollten sie zwei Punkte verspielen. (Foto: AFP)

Der BVB hat zwei Punkte verschusselt, Gladbach hat sich von Hertha besiegen lassen - und die Bayern fangen wieder an, die Bayern zu sein. Viele Chancen, sie in Schach zu halten, bleiben nicht.

Kommentar von Christof Kneer

Ishak Belfodil hat seine Tore einfach so geschossen, er hat bestimmt nicht drüber nachgedacht. Man sollte ihm das auch nicht verübeln, Belfodil ist Stürmer, auf die Idee mit den Toren kann man schon mal kommen. Auf keinen Fall sollte man von einem französisch-algerischen Angreifer der TSG Hoffenheim erwarten, dass er in ligahistorischen Dimensionen denkt, Belfodil kann gar nicht bewusst gewesen sein, was er speziell mit seinem zweiten Treffer in der 87. Minute angerichtet hat. Dabei könnte sein 3:3 gegen Dortmund saisonprägenden Charakter gehabt haben: In gleichem Maße, wie es den Glauben des FC Bayern an den Titel wiederbelebt hat, dürfte es beim BVB ein paar tapfer verdrängte Zweifel wieder an die Oberfläche befördert haben.

Es ist ja ligahistorisch belegt: Es gibt nicht so viele Möglichkeiten, den FC Bayern zu erwischen, am ehesten gelingt es, wenn die Bayern versehentlich mal nicht die Bayern sind. Wenn die Nationalspieler nach einem Turnierjahr müde sind, wenn sie in die Jahre kommen, wenn ein Umbruch ansteht ... wie 2007, als in der Saison nach der WM 2006 die Zeit mit dem Trainer Magath auf ihr Ende zurumpelte, als Mehmet Scholl seine Laufbahn beendete und manchmal Christian Lell und Ali Karimi mitspielten (Meister: VfB Stuttgart).

Oder wie 2009, als das Experiment Klinsmann gerade beeindruckend missglückt war (Meister: VfL Wolfsburg); oder wie 2011, als Louis van Gaal den Klub im Unfrieden verlassen und sich zuvor schon Mark van Bommel verabschiedet hatte (Meister: Borussia Dortmund). Oder eben: wie jetzt.

Der BVB hat zwei Punkte verschusselt, Gladbach hat sich von der Hertha besiegen lassen

Das aktuelle Wochenende hat aber exemplarisch gezeigt, wie schwer es ist, die seltenen Gelegenheiten zum Umsturz zu nutzen. Der BVB hat zwei Punkte verschusselt, Gladbach hat sich von der Hertha besiegen lassen, Leipzig und Frankfurt haben sich gegenseitig neutralisiert.

Am Ende könnten die restlichen Saisonmonate vielleicht sogar noch einen Blick in die Zukunft erlauben, sie könnten andeuten, ob sich da womöglich ein (kleines) Verfolgerfeld zusammenfindet, das dem FC Bayern dauerhaft lästig fällt. Den Dortmundern ist das zuzutrauen, wenn sie die ebenso pfiffige wie zielgerichtete Personalpolitik der letzten Transferperioden beibehalten; auch in Leipzig könnten sich das neue Geld und das feurige Coaching des künftigen Trainers Nagelsmann mal zu einer titeltauglichen Mischung verbinden. Alle anderen Standorte sollten lieber den Moment genießen und sich eher gegenseitig aneinander orientieren als an diesem FC Bayern, der im Sommer das tun wird, was er nach seinen Wackeljahren immer getan hat: Er wird sehr gute und sehr teure neue Spieler kaufen, wenn auch eher nicht Ishak Belfodil.

© SZ vom 11.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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