4:0 gegen Atlético:Dem BVB gelingt alles

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Dortmunds Raphael Guerreiro (r) jubelt mit Jadon Sancho über seinen Treffer zum 4:0. (Foto: dpa)
  • Borussia Dortmund schlägt Atlético Madrid sensationell mit 4:0.
  • Axel Witsel, Jadon Sancho und zweimal Raphael Guerreiro machen die Tore für den BVB.
  • Das Team von Lucien Favre beweist damit, dass es auch gegen stärkere Gegner bestehen kann.

Von Carsten Scheele, Dortmund

Vielfach und oft auch zurecht ist die Abwehr von Atlético Madrid als beste der Welt bezeichnet worden, von daher waren die Colchoneros an diesem Champions-League-Abend für den BVB der vielleicht passendste aller Gegner. Die junge Dortmunder Mannschaft hat sich in dieser Saison aufs Toreschießen spezialisiert, 33 Tore aus bisher elf Pflichtspielen dienten vor dem Anpfiff als Beweis. Viele fragten sich jedoch, ob der BVB so weit ist, sich mit einem beinharten, international eingespielten Klasseteam zu messen, das die Kunst des Verteidigens doch besser beherrscht als zuletzt Nürnberger, Augsburger oder Stuttgarter in der Bundesliga.

Antwort muss lauten: Ja, und ob. Dortmund siegte mit seinem jungen Team furios und überaus verdient mit 4:0 (1:0) durch Treffer von Axel Witsel (38.), Raphael Guerrero (73., 89.) Jadon Sancho (83.) und bleibt damit in der Champions League weiter verlustpunktfrei. Nach dem dritten Sieg im dritten Spiel führt der BVB mit neun Punkten die Gruppe A an, was für eine starke Zwischenbilanz.

"Das war ein großer und guter Schritt nach vorne", kommentierte Dortmunds Lizenzspieler-Chef Sebastian Kehl den Auftritt bei Sky: "Es hat alles für uns funktioniert. Wenn man das Spiel zum Gradmesser macht, kann uns in dieser Champions-League-Saison noch einiges gelingen." Mario Götze stimmte zu. "Besser hätten wir uns das nicht vorstellen können. Uns hat ausgezeichnet, dass wir offensiv und defensiv alles im Verbund gelöst haben."

Dabei hatte der denkwürdige Abend noch mit einer schlechten Nachricht für den BVB begonnen, denn Paco Alcácer, der aus Barcelona geliehene neue Stürmer, konnte wegen Oberschenkelproblemen nicht auflaufen. "Wie Zahnschmerzen" hatte Alcácer zwar seine bisherigen Spiele gegen Atlético bezeichnet, er hätte trotzdem zu gerne gegen seine Landleute mitgewirkt. So musste er sich darauf beschränken, Tipps weiterzureichen, insbesondere an Mario Götze, der nach schweren Wochen etwas überraschend die Planstelle in der Sturmspitze zwischen den maximal unangenehmen Abwehrhünen Diego Godin und Lucas Hernández zugesprochen bekam - und nicht etwa Maximilian Philipp, mit dem einige gerechnet hatten.

Götze tat sich zunächst schwer, auch weil er natürlich ein völlig anderer Spielertyp ist als der zuletzt so erfolgreiche Alcácer, der in jedem Spiel, das er absolvierte, auch traf. Der frühere deutsche Nationalspieler ließ sich häufig weit zurückfallen, wich auch auf die Flügel aus, um mit Marco Reus die Positionen zu tauschen. Was allerdings den Effekt hatte, dass ließ die Planstelle in der Sturmspitze immer wieder verwaist blieb. Ein Distanzschuss von Witsel war so anfangs die beste Chance (22.). Auf der anderen Seite hielt sich die junge BVB-Abwehr um Abdou Diallo, 22, Dan-Axel Zagadou, 19, und Achraf Hakimi, 19, gegen das prominent besetzte Atlético-Sturmduo aus Antoine Griezmann und Diego Costa schadlos. Zwar ließ sich nicht jeder Griezmannsche Laufweg verhindern, doch Dortmund kämpfte sich in die Partie hinein. Torwart Roman Bürki hatte in der ersten Halbzeit nicht einen Ball zu parieren.

Gefährlicher wurde es auf der anderen Seite, insbesondere als Christian Pulisic den Ball zum Abschluss eines flinken Konters nur knapp über das linke Kreuzeck schlenzte (30.). Dortmund setzte nach, und als Witsel zum zweiten Mal aus der Distanz zu schießen gedachte, kam das Glück dazu, weil irgendein Verteidiger-Bein den Schuss so abfälschte, dass der Ball gegen die Laufrichtung von Torwart Jan Oblak ins Tor plumpste (38.). Vier Minuten später hätte Zagadou mit seinem Kopfball nach einer Reus-Ecke auf 2:0 erhöhen können - vielleicht sogar müssen.

Angestachelt kehrte Atlético auf den Platz zurück, besonders Saúl Niguez hatte sich zur persönlichen Aufgabe gemacht, den Rückstand schnell zu egalisieren. Erst verzog der Spanier knapp von der Strafraumgrenze knapp (50.), dann klatschte ein weiteres Geschoss aus seinem Fuße gegen das linke Lattenkreuz (52.). Einen dritten Schuss wenig später parierte wiederum Bürki. Doch Dortmund überstand die heikle Phase schadlos, profitierte dabei immer wieder von der Ruhe und Übersicht von Axel Witsel, Dortmunds Bestem an diesem Tag.

Favre brachte Guerrero für Jacob Bruun Larsen und ließ damit eine fulminante Schlussphase beginnen, die so völlig anders ablief, als man es hätte erwarten können. Atlético versuchte zwar noch einmal, den Druck zu erhöhen, doch als der überaus agile Hakimi mal wieder über die linke Seite flitzte und die Flanke scharf in die Mitte schlug, war Guerreiro zur Stelle und verwertete überlegt zum 2:0 (73.) - das nächste Joker-Tor in dieser an Joker-Toren ohnehin schon reichen Dortmunder Saison. Damit nicht genug, Favre brachte auch noch Jadon Sancho, und auch der traf, nach einem hübschen Konter, zum 3:0 (83.). Auch Guerreiro durfte noch einmal, da stand es 4:0 (89.). Die schwarz-gelbe Party konnte beginnen.

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