Bundesliga:Warum Mallı nicht zum BVB darf

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Trifft auf seinen ehemaligen Klub Gladbach: der Mainzer Yunus Mallı (li.). (Foto: Federico Gambarini/dpa)

Der FSV Mainz kann es sich inzwischen leisten, ein Millionen-Angebot für einen Spieler abzulehnen. Und Yunus Mallı will zur EM.

Von Tobias Schächter, Mainz

Wer die aktuelle Bundesligatabelle richtig liest, der versteht die Einschätzung von Martin Schmidt. "Die Gefahr, unten reinzurutschen, ist immer da", sagt der Trainer von Mainz 05 vor dem Heimspiel an diesem Freitagabend gegen Borussia Mönchengladbach. Durch einen Sieg würde der Achte aus Mainz (24 Punkte) den viertplatzierten Gladbachern zwar bis auf zwei Zähler nahe rücken - aber trotz einer sehr ansprechenden Vorrunde beträgt der Abstand zu Werder Bremen auf Relegationsplatz 16 auch nur sechs Punkte. Es braucht nur eine klitzekleine Krise, und schon könnten die Mainzer in ungemütliche Regionen abstürzen.

Ein Blick auf die Tabelle genügt manchmal, um die größeren Zusammenhänge einer Vereinspolitik zu verstehen. Am Montagabend hat Mainz 05 ein Angebot von Borussia Dortmund abgelehnt: Der BVB hatte 13 Millionen Euro für Yunus Mallı geboten, den besten Mainzer Offensivspieler. Das ist sehr viel Geld, aber Mainz kann es sich inzwischen leisten, einen Transfer dieser Dimension "aus rein sportlichen Gründen" abzulehnen.

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Der Klub macht in diesem Jahr erstmals einen Umsatz von über 100 Millionen Euro. In der Vergangenheit wuchs Nullfünf ja vor allem durch die Ausbildung talentierter Spieler und deren teuren Weiterverkauf; im Fall von Mallı haben die Mainzer aber aus guten Gründen "Nein" gesagt. Wirtschaftlich sei der Transfer mit Dortmund zwar ausverhandelt gewesen, erklärte FSV-Manager Christian Heidel, aber der Zeitpunkt habe für den Klub nicht gepasst.

Der Weggang des besten Offensivspielers wäre für Mainz mit einem hohen sportlichen Risiko verbunden gewesen - zumal noch offen ist, ob die Diskussionen um einen möglichen Abschied von FSV-Manager Heidel nach der Saison zu Schalke 04 nicht doch die Leistungen der Mannschaft belasten. Am Donnerstag erklärte Heidel, noch gebe es die "vier nötigen Häkchen" zu einem Wechsel nicht. Wobei davon auszugehen ist, dass erstens Schalke Heidel und zweitens Heidel zu Schalke will; auch die Schalker Gremien - drittens - würden einem Wechsel wohl zustimmen.

Allerdings verweigern die Mainzer Vorstände bisher die Freigabe, aber wenn ein geeigneter Nachfolger gefunden ist, werden sie ihrem langjährigen Erfolgsgaranten den Wechsel kaum verwehren. Mancher Insider glaubt, nur ein Mainzer Abstieg könnte Heidels Wechsel verhindern, weil der Manager seinen Klub sicher nicht als Zweitligist übergeben wolle.

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Er setzt sich damit gegen öffentliche Kritik zur Wehr. Der Co-Trainer von 1860 München bittet um Vertragsauflösung. Michael Biegler tritt als Trainer der polnischen Handball-Nationalmannschaft zurück.

Angesichts dieser Gemengelage hat sich Trainer Schmidt von Anfang an gegen einen Wechsel Mallıs ausgesprochen, er sagt: "Wir wollten der Mannschaft damit ein Zeichen geben, dass wir wegen des Geldes nicht alles mit uns machen lassen." Unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten werden die Mainzer mit Mallı künftig wohl ein schlechteres Geschäft machen. Als der Klub im Frühjahr mit dem Spieler einen neuen Vertrag bis Juni 2018 schloss, wurde eine Ausstiegsklausel vereinbart, die bei einem Verkauf ab Sommer 2016 eine Ablösesumme von 9,5 Millionen Euro festlegt.

Auch das ist nicht billig, es könnte sich für einen möglichen neuen Verein aber als gut angelegtes Geld erweisen. Mit 23 Jahren ist Mallı jung genug, um sich noch einmal zu steigern; aber auch schon erfahren genug, um eine gewisse Leistungsgarantie zu gewährleisten.

Spieler in dieser Altersklasse und mit diesem Potenzial sind sehr begehrt. Mallı hat in den letzten beiden Spielzeiten die Entwicklung vom Talent zum gehobenen Bundesligaprofi geschafft, und die Frage lautet jetzt: Schafft Mallıes vom Spitzenspieler bei Mainz zu einer prägenden Kraft bei einem Klub mit Champions-League-Ambitionen? In Dortmund hätte Mallıdas gerne unter seinem ehemaligen Mainzer Trainer Thomas Tuchel bewiesen.

Beim BVB aber wäre er aber wohl nur ein edler Ergänzungsspieler geworden, in Mainz bekommt er hingegen jene Einsätze, die er braucht, um sich für den EM-Kader der Türkei zu empfehlen. Nach einer Karriere in den deutschen Junioren-Nationalteams entschied sich der in Kassel geborene Sohn türkischer Einwanderer dazu, künftig für die Türkei aufzulaufen.

Mit Dortmund gebe es noch keine Vereinbarung für die kommende Spielzeit, hat Malli gerade erklärt, er weiß, dass er auch anderswo gefragt ist. "Wenn Yunus eine gute Rückrunde spielt und bei der EM dabei ist, dann reden wir im Sommer vielleicht von ganz anderen Angeboten als von einem aus Dortmund", prognostiziert Trainer Schmidt. Auch die Engländer sind an diesem Spieler interessiert, der 2011 aus Mönchengladbach nach Mainz kam. Übrigens ablösefrei.

© SZ vom 29.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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