FC Bayern München:Stimmung beim FC Bayern ist "nicht gut"

Hamburger SV - Bayern München

Pep Guardiola muss darauf hoffen, dass die Kritik in den kommenden Wochen nicht zunimmt.

(Foto: Lukas Schulze/dpa)
  • Ein Bayern-Spieler äußerte sich zum Innenleben der Mannschaft.
  • Guardiola soll sich unter anderem vor dem gesamten Team über übergewichtige Spieler beschwert haben.
  • So langsam wird damit klar: viele Spieler schützen Guardiola nicht mehr so, wie sie es die vergangenen zweieinhalb Jahre gemacht haben.

Von Benedikt Warmbrunn

Der Maulwurf gehört vermutlich zu den unterschätztesten Säugetieren, was auch daran liegt, dass er sich die meiste Zeit in einem selbst gegrabenen, unterirdischen Gangsystem aufhält, und nicht einmal dort ist er sonderlich auffällig. Gräbt er, kommt er in einer Stunde sieben Meter voran, läuft er, immerhin vier Kilometer. Mit seinen kleinen, im Fell verborgenen Augen kann der Maulwurf nur zwischen hell und dunkel unterscheiden, mit seiner langen, beweglichen Schnauze kann er dafür seine Umwelt sowohl ertasten als auch durch elektrische Reize wahrnehmen.

Auffällig wird der Maulwurf aber eigentlich nur, wenn er Aushubmaterial an die Oberfläche schiebt, nicht immer handelt es sich dabei nur um Dreck. Manchmal kann dieser Hügel auch Einblicke gewähren in eine Welt, die sonst im Verborgenen liegt.

Ein solcher Aushubhügel beschäftigt seit diesem Donnerstag den FC Bayern. Dem kicker berichtete ein Spieler aus dem Innenleben der Mannschaft, im Jargon der Branche gilt er nun anerkennend-abfällig als: Maulwurf. Als einer, der sich ein bisschen schmutzig gemacht hat für eine tiefer liegende Wahrheit.

Der Maulwurf sorgt bei den Bayern für Aufruhr

Weil er sagte, dass die Stimmung "nicht gut" sei. Weil er sagte, dass dies auch an Trainer Pep Guardiola liege. Weil er sagte, dass Guardiola sich vor versammelter Mannschaft über übergewichtige Spieler beschwert habe. Und weil er sagte, dass der Verein eine E-Mail herumgeschickt habe, in der die Spieler dazu aufgefordert wurden, sich auch an freien Tagen ihre Termine genehmigen zu lassen.

In der zuletzt so friedlichen Welt des FC Bayern reicht das schon, um für gewaltigen Aufruhr zu sorgen.

Der Klub teilt dazu auf Anfrage mit, dass der Verein tatsächlich diese E-Mail herumgeschickt hatte; diese Aufforderung gebe es aber immer zu dieser Jahreszeit, mal mündlich, mal elektronisch. Letztlich sei die E-Mail nur eine Erinnerung gewesen, dass ein freier Tag der Erholung diene. Die Stimmung aber sei gut, die Mannschaft sei ja immerhin souveräner Tabellenführer der Fußball-Bundesliga. Und ein übergewichtiger Spieler in einem Kader voller Nationalspieler, auf den solle doch, bitte schön, erst mal einer zeigen.

Jede Menge Frustration bei den Bayern-Spielern

Die Geschichte erinnert also durchaus an vergangen geglaubte Zeiten, in denen ständig Geheimnisse aus dem Innenleben des FC Bayern nach außen gedrungen sind; damals hatte der Verein vermutlich mehr Maulwürfe als Nationalspieler, er verdiente sich leicht den Spitznamen "FC Hollywood". Und doch ist der jüngste Maulwurfhügel ein anderer.

Bei diesem geht es nicht nur um die Frage, wer wann mit wem geredet hat oder wer Recht hat. Es geht vor allem um die Frage, ob das nur ein Vorgeschmack war auf das, was auf den Verein im letzten halben Jahr unter Pep Guardiola zukommen könnte - vor allem, wenn der Erfolg ausbleiben sollte.

Ganz unabhängig davon, wie die Stimmung zurzeit ist, blubbern schon seit Wochen ein paar Gefühle in diesem Kessel, dem das Innenleben des FC Bayern in dieser Saison gleicht. Spieler wie Franck Ribéry oder Medhi Benatia sind frustriert, weil sie nahezu durchgehend verletzt sind. Arjen Robben ist frustriert, wann immer Arjen Robben nicht durchgehend spielen darf. Mario Götze wünscht sich ein Zeichen vom Verein und vom künftigen Trainer Carlo Ancelotti, wie sehr auf ihn gezählt wird. Die Berater von Robert Lewandowski schwärmen regelmäßig von Real Madrid. Und Arturo Vidal ist Arturo Vidal.

Außerdem ist da noch Pep Guardiola.

Guardiola wurde lange geschützt, jetzt nicht mehr

Der Trainer ist bereits in seinen Jahren beim FC Barcelona durch eine strenge Führung aufgefallen, angeblich hat er das Privatleben einiger Spieler von Detektiven kontrollieren lassen; Verteidiger Gerard Piqué hat er angeblich sogar abends angerufen, um zu überprüfen, ob dieser auch zu Hause ist. Der Trainer ist überzeugt davon, dass ein geordnetes Privatleben die Grundlage allen sportlichen Erfolgs ist.

Auch in seinen ersten zweieinhalb Jahren in München hat er weiterhin besessen jedes Detail geprüft, das über mögliche Titelgewinne entscheiden kann, in dieser Besessenheit können ein paar Gramm zu viel gleich ein paar Millisekunden an Geschwindigkeitsverlust bedeuten, und damit womöglich schon den einen, entscheidenden verlorenen Zweikampf. Seinen Spielern traut Guardiola dabei fast noch weniger als dem Zufall; die Aufstellung verrät er zum Beispiel immer so spät wie möglich - um die Spannung hoch zu halten, aber auch, um dem Geheimnisverrat vorzubeugen.

Lange haben sie beim FC Bayern ihren eigenwilligen Trainer geschützt; wenn einer über ihn gesprochen hat, dann meist schwärmerisch, viele wollten ja auch, dass er ihr Trainer bleibt. Nun, einen Monat nach dem angekündigten Abschied, spürt Guardiola, wie schnell und spitz in diesem Verein über einen gesprochen werden kann, der nicht mehr dazugehören will.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: