VfL Wolfsburg:Knatsch im Phantasialand

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Schlechte Stimmung: Wolfsburgs Trainer Oliver Glasner (links) und Geschäftsführer Jörg Schmadtke sind öffentlich aneinander geraten. (Foto: Guido Kirchner/dpa)

Plötzlich kracht es zwischen Wolfsburgs Trainer Glasner und Geschäftsführer Schmadtke. Gibt es noch eine Alternative zur Trennung?

Von Carsten Scheele

Fast anderthalb Jahre war es verdächtig ruhig in Wolfsburg. Man ist hier anderes gewohnt, aus Zeiten von Felix Magath, Dieter Hecking oder Bruno Labbadia, als es häufiger mal krachte zwischen dem übungsleitenden Personal und den direkten Vorgesetzten. Zuletzt bei Labbadia, der den VfL zwar vor dem Abstieg gerettet hatte, sich aber mit dem neuen Geschäftsführer Jörg Schmadtke überwarf, so dass Labbadia seine eigene Vertragsverlängerung verweigerte.

Schmadtke holte anschließend seinen Wunschtrainer Oliver Glasner aus Linz, und es herrschte Ruhe. Man war sich nicht immer einig, doch die Dissonanzen drangen, wenn es mal welche gab, selten nach außen.

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Bis Glasner in der vergangenen Woche öffentlich die Transferpolitik des Klubs kritisiert hat, an der er als Trainer zwar beteiligt ist - jedoch nicht so sehr wie Schmadtke oder Marcel Schäfer, der Sportdirektor. Zum Hintergrund: Wolfsburg ist überschaubar zufriedenstellend in die Saison gestartet, es gab in der Bundesliga zwar noch keine Niederlage, dafür fünf Unentschieden, Platz elf. Zuvor ist der Klub an der Qualifikation für die Europa League gescheitert, einigermaßen unerwartet gegen AEK Athen. Das wäre laut Glasner nicht passiert, hätte der Verein seine Transferwünsche nachdrücklicher erfüllt, ganz konkret: einen Offensivspieler "mit Tempo und Tiefgang" geholt.

"Ich stehe zu dem, was ich gesagt habe", bekräftigt Glasner

Tags darauf konkretisierte Glasner: "Wir haben unser Transferziel in der Offensive nicht erreicht. Das ist schade, denn darüber haben wir uns monatelang unterhalten. Und was wir über Monate besprochen haben, habe ich in dem Interview verlautbart." Ein Angriff auf Schmadtke? "Da können Sie interpretieren",, entgegnete Glasner der Journalistenfrage, "ich stehe zu dem, was ich gesagt habe." Der Österreicher ist ein kühler Kopf, seine Kritik klang kalkuliert und wohl überlegt.

Schmadtke dagegen ist eher nicht der Charakter, der dergleichen wortlos an sich abperlen lässt. Er antwortete zweimal, erst diplomatisch im Kicker, als er "den Zeitpunkt" der Kritik als "unglücklich" einstufte. Und etwas deutlicher gegenüber dem Sportbuzzer. "Die Vorstellungen, die von ihm kamen, waren nicht realisierbar", stellte Schmadtke fest, der einen Ruf als erfahrener Kaderbauer genießt: "Man kann nicht Dinge haben wollen, die unrealistisch sind." Wolfsburg hatte im Sommer für die Offensive das polnische Talent Bartosz Bialek geholt, zudem den früheren Dortmunder Maximilian Philipp. Eher nicht das, was Glasner sich erhofft hatte.

"Das ist ja nicht Phantasialand hier", legte Schmadtke nach und dem Trainer damit nahe, sich über die Möglichkeiten des Standorts Wolfsburg zu informieren, wo das Geld seit der schweren Krise beim Mutterkonzern Volkswagen nicht mehr ganz so locker sitzt. Glasner hätte beispielsweise gerne Jacob Bruun Larsen (zuletzt in Dortmund) gehabt, der sich aber für die Offerte aus Hoffenheim entschied. Schmadtke: "Es stimmt, wir haben über Bruun Larsen gesprochen, der Trainer ist immer mitbeteiligt. Er hat auch mit diesem Spieler gesprochen. Aber der Spieler war nicht realisierbar."

Am Sonntag geht es nun gegen Hoffenheim (Bruun Larsen fehlt nach positivem Coronatest). Ob es schon das letzte Spiel für Glasner bei Wolfsburg ist, wie in den Medien geraunt wird? Er sei ja "kein Trainerkiller", stellte Schmadtke diesbezüglich bei Sport 1 fest, er habe in seiner Karriere "erst zwei Trainer entlassen". Manche sind aber auch von selbst gegangen, wie Labbadia.

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