Neue App:Bares für VARes in der Bundesliga

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Externe Expertise: Der DFB will nun häufiger mit Gästen beim VAR arbeiten. (Foto: Oliver Berg/dpa)

Mit einer VAR-App will der DFB seine Schiedsrichterentscheidungen zwar nicht besser, aber wenigstens besser verständlich machen. Fußballfans dürfen sich freuen, bestimmt auch auf tolle Rätsel und In-App-Käufe.

Glosse von Claudio Catuogno

Große Vorfreude diese Woche unter den VAR-Fans in der Fußball-Bundesliga: Die VAR-App kommt! Oder, in den Worten des ehemaligen Schiedsrichters Jochen Drees, der nach seiner Pfeifenkarriere beim DFB die Innovationsleiter hinaufgeklettert ist und nun als DFB-Innovations-Leiter fungiert: "Die Ideenphase" zur App sei "abgeschlossen, wir sind nun in einer Planungsphase und fragen uns, wie die Umsetzung gelingen kann".

Nun, diese Frage sei der DFB-Innovationsabteilung natürlich noch gestattet, ehe die VAR-App dann "frühestens im Verlauf der Rückrunde", wie Drees ankündigt, zum Download angeboten wird. Zumal man sich das ja auch bei der Einführung des gesamten Video-Assistant-Referee-Prozederes schon mal hätte fragen können: wie die Umsetzung gelingen kann - ohne dass jedes Wochenende irgendwo das VAR-Chaos ausbricht. Aber genau deshalb kommt ja jetzt die VAR-App! Um die VAR-Entscheidungen wenn schon nicht besser, dann wenigstens besser verständlich zu machen. Indem jeder Fan, ob zu Hause oder im Stadion, live in der App mitverfolgen kann, wie zwischen Schiedsrichter und Kölner Videokeller auf "Hand", "kein Hand" oder "eher kein Hand, aber jetzt haste ja schon gepfiffen" entschieden wird.

Jochen Drees, Projektleiter Video Assist beim DFB. (Foto: Arne Dedert/dpa)

Zwar findet Drees, "wenn Stadionbesucher nur noch auf das Smartphone schauen", sei das "auch nicht zielführend". Da inzwischen aber etwa 35 Minuten jeder Halbzeit aus VAR-Unterbrechungen bestehen, haben die Leute sowieso das Handy in Betrieb, buchen den Sommerurlaub, schichten ihr Aktiendepot um oder setzen schnell ihr Testament auf (nur wenige verlassen die Tribünen und ziehen auf der Toilette eine kalibrierte Linie).

Zwar gehört zu den ungeklärten Fragen auch, ob es rechtlich überhaupt möglich sein wird, in der VAR-App Clips von echten Spielszenen zu zeigen. Letztlich ist das aber nicht entscheidend. Hauptsache, die Zeit wird überbrückt. Insofern bietet sich für die App ein Rätselbereich an ("VAR oder nicht VAR?"), ebenso sollte der DFB dem ohnehin in Konsumlaune befindlichen Stadionbesucher In-App-Käufe aufdrängen ("Bares für VARes"). Auch denkbar: Live-Chats mit Fachleuten wie Raphael Varane, Yanis Varoufakis oder Dr. Varkus Merk (Kaiserslautern).

Dass jede Neuerung mit Risiken einhergeht, ist dem DFB bewusst. Mediziner warnen etwa davor, dass sich bei übermäßigem Nutzen der VAR-App die Körperfläche vergrößert. Im Straßenverkehr, im passiven Abseits sowie rund um die Stadt Varterloo sollte die App nicht geöffnet werden, ebenso in Stadien, in denen das Handynetz nicht funktioniert, also in allen. Solange derartige Details nicht geklärt sind, bleibt offen, ob es sich beim Download der VAR-App um eine eindeutige Fehlentscheidung handelt.

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