Bundesliga 23. Spieltag:Hannover triumphiert im Nord-Derby

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Der Anfang: Diouf trifft ungedeckt per Kopf zum 1:0 (Foto: Bongarts/Getty Images)

Erfolg trotz kurzer Pause: Gut 40 Stunden nach dem Aus in der Europa League deklassieren die Hannoveraner ein ausgeruhtes Hamburger Team. Der FC Augsburg freut sich über drei ganz wichtige Punkte im Kellerduell mit Hoffenheim. Mainz und Wolfsburg trennen sich in einer starken Partie 1:1-Unentschieden. Schalke schlägt Düsseldorf am Abend knapp 2:1.

Spiele im Überblick

Das Europacup-Aus schnell verdaut und dem Rivalen aus dem Norden nahe gerückt: Trotz der Doppelbelastung durch die Europa League hat Hannover 96 das 50. Bundesliga-Nordderby gegen den Hamburger SV überraschend deutlich 5:1 (3:1) für sich entschieden. Im Abendspiel kam der FC Schalke zu einem besonders für Trainer Jens Keller wichtigen Erfolg gegen Fortuna Düsseldorf.

Der FC Augsburg feiert einen ganz wichtigen 2:1 (1:0)-Erfolg gegen Abstiegskampf-Kontrahent Hoffenheim, der VfB Stuttgart kommt 42 Stunden nach dem Sieg in der Europa League in Genk nicht über ein 1:1 (0:0)-Remis gegen den 1. FC Nürnberg hinaus. Der FSV Mainz 05 verliert die Europacup-Teilnahme etwas aus den Augen. Die Mainzer kamen trotz langer Überzahl nicht über ein 1:1 (1:1) gegen den VfL Wolfsburg hinaus und warten damit seit vier Partien auf einen Sieg.

"Das war eine tolle Leistung meiner Mannschaft. Jetzt werden wir alles daran setzen, in der Tabelle weiter nach oben zu kommen", sagte 96-Coach Mirko Slomka. Sein Kollege Thorsten Fink war naturgemäß deutlich weniger euphorisch: "Wir hätten viel besser in die Zweikämpfe kommen müssen, eine Niederlage in einer solchen Höhe ist für mich nicht akzeptabel. Jetzt erwarte ich am kommenden Wochenende eine Reaktion meiner Mannschaft. Mit Hau-ruck-Fußball geht es nicht, wenn man auf eine starke Mannschaft wie Hannover 96 trifft."

Nur 40 Stunden nach dem Scheitern auf der internationalen Bühne gegen Anschi Machatschkala aus Russland begeisterte Hannover das Publikum mit einer starken Partie. Durch den fünften Heimsieg hintereinander wahrten sie auch ihre Chancen auf eine erneute Europacup-Qualifikation. Das Team von Coach Mirko Slomka rückte zudem in der Tabelle bis auf einen Punkt an den HSV heran.

FC Bayern in der Einzelkritik
:Viel mehr als Pausenclowns

Frank Ribéry funktioniert wie eine Kreissäge, Arjen Robben überzeugt durch Engagement und Mario Gomez trifft auch aus der Versenkung heraus. Bei seinem Jubiläum blickt Jupp Heynckes trotzdem missmutig drein. Der FC Bayern beim 6:1 gegen Werder Bremen in der Einzelkritik.

Aus dem Stadion von Jürgen Schmieder

Die Hannoveraner nutzten gleich ihre erste Torchance zur Führung. Per Kopfball erzielte Mame Diouf nach Freistoß von Szabolcs Huszti in der sechsten Minute das 1:0. Sieben Minuten später kamen die Gäste zum Ausgleich, Rafael van der Vaart verwandelte einen Foulelfmeter sicher. Vorausgegangen war eine Attacke von Johan Djourou an Dennis Aogo, die Schiedsrichter Knut Kircher als nicht regelkonform bewertete.

In der 39. Minute zeigte Kircher im Hamburger Strafraum auf den Punkt, nachdem HSV-Schlussmann Rene Adler Da Silva Pinto von den Beiden geholt hatte. Huszti nutzte den Strafstoß zum 2:1, erlitt bei seinem scharfen Schuss unter die Latte allerdings eine Oberschenkelverletzung und musste ausgewechselt werden. Kurz vor der Pause erhöhte Didier Ya Konan nach einem haarsträubenden Fehler in der HSV-Abwehr sogar auf 3:1. Der Ivorer sorgte in der 68. Minute durch sein 4:1 schon vor dem Schlusspunkt durch Mohammed Abdellaoue (85.) für die Entscheidung.

Augsburg jubelt - und springt auf Platz 16

Etwas weiter unten in der Tabelle haben die Abstiegskämpfer des FC Augsburg den Relegationsplatz erobert. Die Schwaben feierten im Kellerduell gegen 1899 Hoffenheim einen bedeutungsvollen 2:1 (1:0)-Sieg und überholten die erschreckend schwachen Hoffenheimer in der Tabelle. Als neuer 16. hat der FCA nun im letzten Saisondrittel die etwas besseren Aussichten, womöglich über zwei Relegationsspiele gegen den Zweitliga-Dritten noch in der ersten Liga zu bleiben.

"Wir haben umgesetzt, was wir uns vorgenommen haben. Wir haben die Zweikämpfe gewonnen und auch ordentlich gespielt. Das 2:0 war eine Befreiung. Dass wir bis zum Schluss zittern mussten, ist das Einzige, was ich der Mannschaft vorwerfe", erklärte Augsburgs Trainer Markus Weinzierl.

Winter-Neuerwerbung Dong Won Ji (45. Minute) und Sascha Mölders (79.) besorgten mit ihren Treffern drei Punkte, die nach einem ziemlich üblen Kick zeitweise keine der Mannschaften verdient gehabt hätte. Vor allem die Hoffenheimer Millionentruppe enttäuschte vor 28.211 Zuschauern und ließ trotz all ihrer erfahrenen Einzelspieler während der 90 Minuten jegliche Bundesliga-Tauglichkeit vermissen - daran änderte auch Igor de Camargos Anschlusstor (90./+2) nichts.

Harter Kampf in Mainz: Julian Baumgartlinger (r.) gegen Wolfsburgers Bas Dost (l.) (Foto: dpa)

Dabei hatte 1899-Manager Andreas Müller noch im Vorfeld eindringlich an seine Mannen appelliert und das anstehende Duell gegen den Abstiegskonkurrenten martialisch als "Schlacht" bezeichnet. Wenn seine Worte allerdings überhaupt eine Wirkung gehabt hatten, dann nur die, dass die Hoffenheimer im ersten Abschnitt noch lust- und ideenloser zu Werke gingen als zuletzt. Mehr als 30 Prozent der Pässe landeten bis zur Pause beim Gegner, das Umschaltspiel war eine Katastrophe - und Chancen spielten sich die Gäste gar keine heraus.

Durch das Unentschieden in Mainz müssen auch die Wolfsburger ihre Europapokal-Ziele wohl aufgeben. Niki Zimling traf für den FSV (5.), Naldo für den VfL (15.). Der Wolfsburger Alexander Madlung wurde in der 30. Minute wegen einer Notbremse vom Platz gestellt. "Meine Mannschaft hat nach dem Platzverweis ein Spiel hingelegt, wie ich es nicht erwartet hatte", freute sich VfL-Trainer Hecking, auch wenn er mit der Entscheidung selbst nicht zufrieden war. "So wollen wir Fußball spielen. Das war ein großer Schritt nach vorne."

Vor 27.175 Zuschauern in der Mainzer Arena vergaben die Wolfsburger, bei denen der Brasilianer Fagner fehlte, bereits nach 18 Sekunden die große Chance zur Führung. Der Mainzer Außenverteidiger Junior Diaz klärte den Schuss von VfL-Torjäger Bas Dost auf der Torlinie. Vier Minuten später fiel das Tor auf der anderen Seite. Nach einem Fehler des Wolfsburger Torwarts Diego Benaglio erzielte der dänische Neuzugang Zimling sein erstes Bundesligator.

Schalke siegt dank Matip

Der FC Schalke 04 hat den Schwung aus dem gelungenen Champions-League-Gastspiel bei Galatasaray Istanbul genutzt und dank Doppeltorschütz Joel Matip Boden gut gemacht. Schalke ging vor 61.673 Zuschauern in der ausverkauften Arena in der 29. Minute durch Matip in Führung, brachte sich durch individuelle Fehler aber dann erneut um den Vorteil. Nach einem Konter sorgte Axel Bellinghausen (56.) für den Ausgleich. Am Ende wurde der Sturmlauf durch den zweiten Treffer von Innenverteidiger Matip (81.) doch noch belohnt.

Schalke startete mit der selben Elf wie beim 1:1 in Istanbul am Mittwoch und übernahm mit sichtlich gestärktem Selbstbewusstsein die Initiative. Der Aufsteiger, der vor fast 26 Jahren zum letzten Mal in Gelsenkirchen verloren hatte, bechränkte sich zunächst darauf, die Räume zuzustellen und den Champions-League-Achtelfinalisten nicht ins Spiel kommen zu lassen. Zudem hatte die Fortuna Pech, dass ihre einzige Sturmspitze Stefan Reisinger schon nach zwölf Minuten wegen einer Adduktorenverletzung passen musste. Für ihn rotierte Dani Schahin zurück ins Team, der in der 24. Minute den ersten Schuss Richtung Schalker Tor abgab.

Vor allem der schnelle Jefferson Farfan bereitete der Düsseldorfer Defensive arge Probleme. In der 8. Spielminute traf der Peruaner nur das Außennetz, wenig später scheiterte er an Fortuna-Schlussmann Fabian Giefer. Danach schien sich zu bestätigen, was Schalkes Trainer Keller prophezeit hatte. Es wurde ein Geduldsspiel. So musste eine Standardsituation herhalten, um nach einer knappen halben Stunde verdient in Führung zu gehen. Erneut war Farfan der Ausgangspunkt, als er einen Freistoß aus halbrechter Position vor das Tor zirkelte. Die direkte Hereingabe per Kopf von Jermaine Jones drückte Innenverteidiger Matip über die Linie.

Erst nach dem Rückstand agierte die zuletzt dreimal hintereinander auswärts erfolglose Mannschaft von Norbert Meier ein wenig mutiger. Kurz nach dem Wechsel hätten die Königsblauen für die Vorentscheidung sorgen können, als der überragende Farfan auf und davon zog und den mitgelaufenen Linksverteidiger Sead Kolasinac einsetzte. Doch vor dem herauseilenden Giefer (47.) fehlte dem 19-Jährigen die Konzentration.

Als Schalke mal wieder nicht in der Lage war, seine große Überlegenheit zu nutzen und das 2:0 nachzulegen, schlug der Gegner zu. Nach einem Konter verwertete Axel Bellinghausen eine scharfe Hereingabe von Kapitän Andreas Lambertz zum überraschenden 1:1-Ausgleich. Am Ende bewahrte Matip sein Team jedoch vor einer weiteren Enttäuschung.

Stuttgarter enttäuscht

Der VfB Stuttgart hat nach den Strapazen in der Europa League in der Bundesliga einen Dämpfer hinnehmen müssen. Knapp 43 Stunden nach ihrem Achtelfinal-Einzug kam die Mannschaft von Trainer Bruno Labbadia gegen den 1. FC Nürnberg nicht über ein 1:1 hinaus und verpasste den dritten Pflichtspielsieg in Serie.

Ibrahima Traore brachte den VfB in einem schwachen Bundesligaspiel mit hoher Fehlerquote in der 51. Minute in Führung. Markus Feulner glich in der 77. Minute aus und sicherte dem Club unter Coach Michael Wiesinger bereits das vierte Remis im sechsten Spiel. Die Stuttgarter waren noch am Donnerstagabend im Einsatz gewesen und hatten beim KRC Genk 2:0 gewonnen.Den Schwaben war die hohe Belastung auch anzumerken. Der VfB hatte Probleme, Tempo aufzunehmen und ins Spiel zu kommen. Allerdings verstanden es die harmlosen Nürnberger nicht, dies entscheidend auszunutzen.

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