Bundesliga:Grimaldos Zauberfuß

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Alejandro Grimaldo (Foto: Michael Weber/Imago)

Tabellenführer Leverkusen verspielt eine Zwei-Tore-Führung in Hoffenheim und siegt am Ende trotzdem. Leipzig verliert überraschend in Mainz - und Freiburg jubelt ganz spät. Das Wichtigste zum Spieltag.

Von Carsten Scheele und Martin Schneider

1. FC Union Berlin - Eintracht Frankfurt 0:3 (0:2), Tore: 0:1 und 0:2 Omar Marmoush (2., 14.), 0:3 Nacho Ferri (82.)

Im Fußball hat man schon oft die zerstörerische Kraft von Negativserien erlebt, aber was Union Berlin gerade passiert ... wow. Heimspiel, Vorfreude, trotz elf Niederlagen nacheinander sogar ein bisschen Optimismus - und dann trifft der Gegner nach nicht einmal 120 Sekunden. Omar Marmoush kam nach einer Standardsituation an den Ball. Standards, die Älteren erinnern sich, die waren mal eine große Stärke der Eisernen. Genau wie Heimspiele, gefühlt ist beides eine Ewigkeit her.

Frankfurt trifft, Union Berlin schaut zu. (Foto: O. Behrendt/Contrast/Imago)

Und Frankfurt legte nach. Marmoush, eigentlich bei der Eintracht nur Not-Ersatz für den nach Paris transferierten Kolo Muani, traf zum 2:0 nach einem Spielzug, den das Union der Vorsaison locker verteidigt hätte. Das Team von Urs Fischer spielte eigentlich gar nicht mal so schlecht, David Fofana traf zum Beispiel mit einem Kopfball die Latte, in der zweiten Halbzeit rettete Kevin Trapp gegen den Ivorer. Kurz nachdem auch Kevin Behrens den Anschlusstreffer verpasst hatte, erhöhte die Eintracht auf 0:3. Der Strudel des Misserfolgs ist längst viel zu stark geworden, der Relegationsplatz nun die harte Realität. Die Fans sprachen sich auf einem Spruchband für einen Verbleib von Fischer aus. Aber wie der Klub die fatale Serie brechen will - das wusste am Samstag auch keiner.

TSG Hoffenheim - Bayer 04 Leverkusen 2:3 (0:2), Tore: 0:1 Florian Wirtz (9.), 0:2 und 2:3 Alejandro Grimaldo (45.+1., 70.), 1:2 Anton Stach (56.), 2:2 Wout Weghorst (58.)

Was bei Union im Negativen passiert, das findet bei Leverkusen im Positiven statt. Das Team von Xabi Alonso kickt längst mit dem Flow eines Spitzenteams, allerdings wäre es falsch, die Ergebnisse nur auf den psychologischen Effekt zu schieben. Allein die Führung in Sinsheim war Ausdruck fußballerischer Klasse, Florian Wirtz und Victor Boniface spielten allein die ganze TSG-Abwehr auseinander. Beim 2:0 setzte Alejandro Grimaldo zum ersten Mal seinen Zauberfuß ein, mittlerweile kann sich kein Mensch mehr erklären, warum kein anderer Klub im Sommer den Spanier ablösefrei haben wollte.

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Eben noch waren Steffen Baumgart, Urs Fischer oder Bo Svensson Trainer, die ein neues Rollenmodell verkörperten. Jetzt kommt ihnen die Realität dazwischen - und ihre Idee des Fußballs gerät an ihre Grenzen.

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Der beim FC Barcelona ausgebildete Linksverteidiger zirkelte dann auch noch den Sieg herbei. Boniface behauptete erneut den Ball im gegnerischen Sechzehner und legte den Ball zurück, Linksschuss Grimaldo, 3:2. Zwischenzeitlich waren die in dieser Saison ebenfalls sehr starken Hoffenheimer zurück ins Spiel gekommen, erst patzte Bayer-Torwart Lukas Hradecky, dann staubte Wout Weghorst nach einem Anton-Stach-Knaller an den Pfosten ab.

Das Team von Xabi Alonso hat nun 28 Punkte aus zehn Spielen und nur beim Auswärtsspiel in München überhaupt Punkte gelassen. Wenn der Mannschaftsbus einen Fernseher hat, dann können sie allesamt dabei zugucken, wie sich Dortmund und Bayern gegenseitig die Punkte abnehmen.

FSV Mainz 05 - RB Leipzig 2:0 (0:0), Tore: 1:0 Lee Jae-sung (76.), 2:0 Leandro Barreiro (82.)

Es ist nicht die Woche von RB Leipzig. Es ging ja schon mit der Schlussphase beim 6:0-Sieg gegen Köln los - da verletzte sich Dani Olmo an der Schulter. Olmo spielt in der Kategorie Weltklasse, wenn er gesund ist. Aber das ist er selten und Trainer Marco Rose zog die Verletzung so sehr herunter, dass er sich schon beim TV-Interview nach dem Spiel nicht mehr so richtig über die sechs Tore freute.

Er sollte Recht behalten. Am Dienstag schied Leipzig das erste Mal seit zwei Jahren aus dem DFB-Pokal aus - und nun folgte die Niederlage in Mainz. Die hatten sich unter der Woche von Bo Svensson getrennt, der Däne trat mit einer emotionalen Botschaft zurück. Jan Siewert rückte an die Seitenlinie und verordnete seiner Mannschaft eine strenge Defensivausrichtung. Leipzig biss sich ohne Olmo die Zähne dran aus, nur Xavi Simons kam einmal mit einem Fernschuss durch, Robin Zentner parierte.

Jae-sung Lee jubelt nach dem 1:0. (Foto: Jürgen Kessler/dpa)

Je länger das Spiel dauerte, desto öfter kam Mainz in Konter. Dominik Kohr hätte schon die Führung nach einem Gegenstoß machen müssen, Lee Jae-sung war dann schließlich erfolgreich, Lukas Klostermann sah zuvor unglücklich gegen Karim Onisiwo aus. Nach kurzer Abseitsüberprüfung erhöhte Leandro Barreiro. Stichwort Negativserien: Mainz feiert direkt nach dem Trainerwechsel den ersten Saisonsieg. Leipzig erlebt die schwächste Woche der laufenden Spielzeit.

1. FC Köln - FC Augsburg 1:1 (1:1), Tore: 1:0 Linton Maina (16.), 1:1 Phillip Tietz (25.)

In der 65. Minute wechselte Kölns Trainer Steffen Baumgart den Angreifer Davie Selke ein. Das war nicht frei von Ironie, denn in einem Spiel, in dem Köln zwar mutig agierte, aber bislang zahlreiche Torchancen vergab, sollte es nun also jener Stürmer richten, der zuletzt fünf Spiele in Serie nicht getroffen hatte (und dafür einige Kritik einstecken musste). Selke kam also, für Köln wurde aber - wie befürchtet - wenig besser. Stattdessen hätte Augsburg, das insgesamt dreimal Pfosten oder Latte traf, das Spiel selbst gewinnen können. Am Ende vielleicht sogar müssen. Köln ist nun Tabellenletzter.

SC Freiburg - Borussia Mönchengladbach 3:3 (1:3), Tore: 1:0 Lucas Höler (7.), 1:1 Jordan Siebatcheu (25.), 1:2 Alassanne Plea (29.), 1:3 Julian Weigl (39., Foulelfmeter), 2:3 Noah Weißhaupt (70.), 3:3 Vincenzo Grifo (90+6., Foulelfmeter)

Vincenzo Grifo erzielte den ganz späten Ausgleich für Freiburg. (Foto: Alex Grimm/Getty Images)

Dass es ein komplizierter Nachmittag für den SC Freiburg werden würde, war spätestens in der 39. Minute klar. Freiburg lag bereits 1:2 gegen Gladbach zurück, als es einen umstrittenen Elfmeter für die Borussia gab - und Torwart Noah Atubolu einen schwach geschossenen Elfmeter von Julian Weigl parierte. Neue Hoffnung für Freiburg, eigentlich, doch der VAR meldete sich und ordnete die erneute Elfmeterausführung an. Denn: Atubolu hatte beim Schuss von Weigl wenige Zentimeter vor (und nicht auf) der Torlinie gestanden. Bitter, aber letztlich korrekt. Weigl trat erneut an und traf.

Freiburg lag nun mit zwei Toren zurück und zeigte eine extrem dominante zweite Halbzeit, in der es lange so aussah, als würde es zu mehr als dem Anschlusstreffer von Weißhaupt nicht mehr reichen. Bis tief in die Nachspielzeit hinein, als Schiedsrichter Felix Brych, wiederum unterstützt vom VAR, einen abermals umstrittenen Elfmeter verhängte. Diesmal für Freiburg, Grifo traf zum 3:3. Und das Stadion rastete aus.

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