Krise in Gelsenkirchen:Schalke, wo soll das alles enden?

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Reicht bei Schalke die Geduld mit Trainer Tedesco und Manager Heidel? (Foto: AP)

Diese Saison auf Schalke macht schon lange keinen Spaß mehr - und bringt den Revierklub in Nöte. Der Verein muss entscheiden, ob er Trainer Tedesco und Manager Heidel noch vertraut.

Kommentar von Philipp Selldorf

Dieser Europacup-Abend in Gelsenkirchen, seine Dramatik und seine Folgen standen im Zeichen altbekannter lateinischer Sentenzen. Zu deren Verständnis braucht man kein Altphilologe zu sein, es genügen solide Asterix-Kenntnisse. Bis zum Anpfiff kennzeichnete der aus dem Comic überlieferte Gruß der Gladiatoren die Lage des FC Schalke 04: "Morituri te salutant" - die Todgeweihten grüßen dich. Denn was sonst als den sportlichen Tod hatte Schalke von der Begegnung mit Manchester City zu erwarten? Bis dann der elektronische Schiedsrichter die Szene betrat und Schalke vorübergehend zum Gleichstand verhalf.

"Veni, video, vici" fasste daraufhin die Times mit Caesars abgewandeltem Wort (ich kam, ich sah, ich siegte) den Spielverlauf zusammen. Am Schluss aber bleibt jene Phrase, mit der schon Generationen von Kommentatoren Geistesreichtum vorgetäuscht haben. "Quo vadis, Schalke?" Wo geht's lang mit dir, Schalke. Oder auch: Wo soll das alles enden?

Gründe für Kritik an Manager und Trainer gibt es einige

Die Champions-League-Saison, so viel deutet sich an, ist demnächst vorbei für die Knappen. Jetzt müsse man bei City "halt 2:0 gewinnen", hat der Außenverteidiger Daniel Caligiuri zwar nach dem Spiel erklärt, er hat aber auch gleich angefügt: "Nee, Spaß beiseite", um dann Parolen folgen zu lassen, dass am Samstag gegen Mainz der gleiche Geist herrschen müsse, mit dem sein Team Manchester City an den Rand der Niederlage brachte.

Die großen Schalker Fragen gehen aber nicht aus der Enttäuschung der am Mittwochabend in letzter Minute (selbst) zunichte gemachten Sensation hervor, sondern aus der Enttäuschung über das große Ganze. Die Begegnung mit City hat dazu ein Kapitel beigetragen. Diese Saison macht keinen Schalker froh, und der Fußball, den Schalke im Alltag der Liga spielt, ist auch nicht erheiternd. Jetzt beschäftigen sich der Verein und sein stets forderndes, zunehmend aggressives Umfeld wieder mit den Grundsatzthemen: Ob man denjenigen noch vertrauen möchte, die den Kurs in die misslungene Saison gesetzt haben: Manager Christian Heidel und Trainer Domenico Tedesco? Oder ist die Klubführung stark und unabhängig genug, um der Kontinuität den Vorrang zu geben und den Misserfolg auszuhalten, eine Weile zumindest?

Gründe für Kritik an Manager und Trainer gibt es einige, aber wohin die serienmäßige Abfolge von Radikallösungen führt - das sich selbst beschleunigende Feuern der sportlich Verantwortlichen -, das hat beispielhaft der Hamburger SV vorgemacht.

© SZ vom 22.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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