Bundesliga: Schalke 04:Charaktertest gegen die Bayern

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Vor dem großen Duell gegen den FC Bayern gibt sich Felix Magath betont gelassen. Seine harten Maßnahmen unter der Woche zeigen jedoch, wie nervös Schalkes Trainer auf einmal geworden ist.

Felix Magath kann die ganze Aufregung nicht verstehen. Von "Chaostagen auf Schalke" war die Rede gewesen, von "Krisensitzung" und "Mützenverbot". Doch Schalkes Omnipotent demostrierte angesichts der angespannten Lage Gelassenheit: "Ich bin nicht zum Rapport bestellt worden, es gibt auch kein Ultimatum. Das ist völliger Quatsch. " Es sei eine "völlig normale Sitzung in normaler Atmosphäre" gewesen.

Demonstrative Gelassenheit? Felix Magath auf der Pressekonferenz vor dem Spiel gegen den FC Bayern. (Foto: dapd)

Zweieinhalb Stunden hatte Magath, für den im Falle einer Entlassung eine Abfindung von rund 15 Millionen Euro fällig wären, dem elfköpfigen Aufsichtsrat Rede und Antwort gestanden. Danach war die Krise unisono erst einmal für beendet erklärt worden - zumindest bis zum Samstagabend, wenn der FC Bayern in der Arena zu Gast ist.

Auf dem Trainingsplatz dagegen herrschte unter der Woche eine eher frostige Atmopshäre. Ohne Handschuhe und in kurzen Hosen hatten die Spieler bei Minustemperaturen trainiert, der Trainingsbeginn wurde um eine Stunde vorverlegt, und der Weihnachtsurlaub auf ein Minimum zusammengestrichen. Außerdem schmiss Magath den US-Nationalspieler Jermaine Jones, den ghanaischen WM-Teilnehmer Hans Sarpei und den früher als kommender Klasseregisseur gefeierten Alexander Baumjohann aus seinem Kader.

"Wir haben einen großen Kader, da kann man nicht alle Spieler bei Laune halten", sagte Magath lapidar. "Die Mannschaft hat trotz der widrigen Verhältnisse gut trainiert und in einer internen Sitzung eine positive Reaktion gezeigt. Ich denke, dass sie Charakter zeigen und sich für die Fans ins Zeug legen wird."

Aufsichtsratsboss Clemens Tönnies, der die Stimmung unter der Woche mit markigen Worten ("Wir müssen Tacheles reden!") aufgeheizt hatte, gab sich überzeugt von den Maßnahmen Magaths: "Er hat uns aufgezeigt, wie er gemeinsam mit der Mannschaft die sportliche Situation verbessern will. Ich bin fest davon überzeugt, dass er das schafft." Die Spekulation um Christian Gross, den Schalke-Manager Horst Heldt einst nach Stuttgart geholt hatte, seien Quatsch.

Magaths demonstrative Unaufgeregtheit wird allein von der Anzahl der Maßnahmen karikiert. Das Mützenverbot, die Streichung der Urlaubstage und die Degradierung von Spielern dürfen als Indiz dafür gewertet werden, dass sich Schalkes Trainer der schwierigen Situation durchaus bewusst ist und dass er damit nicht so locker umgeht, wie er es der Öffentlichkeit verkaufen möchte.

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Zweifel bleiben nämlich dennoch - auch angesichts der ergriffenen Maßnahmen. "Und diese Truppe soll nun für ihn gegen die Bayern durchs Feuer gehen?", wird ein Aufsichtsratsmitglied der Schalker in der Bild-Zeitung zitiert. Auch der ehemalige Manager Rudi Aussauer gab sich besorgt: "Das ist wie auf einem Kirmesmarkt. Da ist ein Kommen und Gehen. Wenn man eine konstante Truppe zusammenhätte - okay. Aber so kriege ich schon Bauchschmerzen."

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Für die Schalker Mannschaft ist die Partie gegen den FC Bayern nach dem Debakel beim 1. FC Kaiserslautern (0:5) deshalb Charaktertest und Schlüsselspiel zugleich. Ein Sieg gegen München würde die Gemüter erstmal beruhigen, eine weitere Pleite die Krise zweifelsohne verschärfen.

Magath hofft auf den Befreiungsschlag, vor allem weil er bei seinen Spielern keine Einstellungsprobleme befürchtet, die er zuletzt in Kaiserslautern monierte. Das sei ein leichtes Spiel, sagte Magath und verglich das Duell gegen die Münchner mit dem Champions-League-Spiel gegen Olympique Lyon (3:0) am vergangenen Mittwoch.

Gegen die Franzosen hatten die Königsblauen noch ein Fußball-Fest gefeiert, die Schlagzeilen lauteten "Wie aus einem Guss" und "Rauschende Party auf Schalke". Wie schnell die Stimmung kippen kann, zeigte sich aber schon drei Tage später in Kaiserslautern, als Magath-Raus-Rufe zu hören waren.

Eine Aufregung, die Magath nicht versteht - sie aber durchaus zur Kenntnis nehmen muss.

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