FC Bayern:Sieg trotz aller Aufregung

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Robert Lewandowski feiert seinen Treffer zum 1:0. (Foto: dpa)
  • Der FC Bayern gewinnt in der Bundesliga 3:1 beim VfL Wolfsburg.
  • Robert Lewandowski (zwei Mal) und James Rodríguez treffen für die Münchner, Wout Weghorst für Wolfsburg.
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Von Peter Burghardt, Wolfsburg

Ganz so spektakulär wie kürzlich die welthistorische Pressekonferenz seines Präsidenten Uli Hoeneß und seines Vorstandsvorsitzenden Karl-Heinz Rummenigge war das Match des FC Bayern am Samstagnachmittag beim VfL Wolfsburg natürlich nicht, das bizarre Ereignis ließ sich ja auch kaum toppen. Doch der zuletzt etwas seltsame Serienmeister machte ein gutes, phasenweise sehr gutes Spiel und gewann recht sicher 3:1 (1:0) durch Tore von zweimal Robert Lewandowski und einmal James Rodríguez und hat nach vier erfolglosen Spielen mal wieder einen Sieg eingefahren, was die bajuwarische Sinnkrise fürs erste besänftigen dürfte.

Großkritik der Chronisten, die von der Vereinsleitung mit Verweis auf das Grundgesetz geahndet werden müsste, ist nicht zu erwarten. "Eine runde Leistung", fand auch der Trainer Niko Kovac, dessen Team am Ende nach Robbens Platzverweis nur noch zu zehnt war und deshalb kurz in Schwierigkeiten geriet. Selbst der FC Bayern besitze neben fußballerischer auch kämpferische Qualitäten, lobte Kovac.

Beim FC Bayern liefen trotz aller Aufregung zunächst sogar ganz normal elf Spieler über den Rasen, diesmal in roten Trikots und dunkelblauen Hosen, Jérôme Boateng und Thomas Müller schauten erst mal zu. Stattdessen durften wie in der Nationalelf Niklas Süle und Serge Gnabry anfangen. Aber natürlich hatte sich der interessierte Teil der Menschheit zuletzt hauptsächlich mit den Herren Hoeneß und Rummenigge (und ein ganz bisschen Hasan Salihamidzic) beschäftigt, die schon sehr lange oder schon länger nicht mehr mitspielen. Deren sitzender Auftritt am Freitag, um die Berichterstatter zu schimpfen, war legendär gewesen, eine unverhoffte Konkurrenz für Giovanni Trapattonis unvergessene Flaschenrede, ähnlich verwirrend. Mit so einem Höhepunkt hatte man so kurz nach der bayerischen Landtagswahl nicht rechnen können, da gerieten selbst die Seehofersöder ins Abseits.

Die skurrile Suada unter Einsatz der Menschenwürde sollte die geplagte Mannschaft nach ein paar erfolglosen Wochen vor bösen Blicken schützen, doch man durfte dann wieder die aktuellen Profis besichtigen. Das lohnte sich sogar. Man habe gesehen, "dass sehr viel Druck auf diesem Spiel lag", sprach Kovac, womit er auf Nachfrage nicht diese PK der Bosse meinte, sondern die Tatsache, dass sein Ensemble in knapp einem Monat nur zwei von zwölf Punkten gesammelt hatte, bei seinem Arbeitgeber ein Ausflug in die danteske Vorhölle.

Sehr konsequent sei der FC Bayern gewesen, fand der Kollege Bruno Labbadia, der früher auch mal beim FC Bayern gestürmt hat und nach erfreulichem Start mit dem VfL Wolfsburg gerade wieder in der Tabelle abrutscht. Zwar musste nach einem gewagten Rückpass von Joshua Kimmich nach zwei Minuten Manuel Neuer den Ball ins Seitenaus treten, weil sich Wolfsburgs Yannick Gerhardt bedrohlich näherte. Zwar stoppte nach zehn Minuten der Manndecker Niklas Süle sehr robust (und sicher) den heraneilenden Maximilian Arnold am Strafraum, das Publikum tobte. Ansonsten allerdings übernahmen die Münchner rasch das Kommando.

Arjen Robben sieht Gelb-Rot

Der famose Torwart Koen Casteels rettete mit Hechtsprüngen gegen James, Kimmich, Robben, Lewandowski. Dann war eine halbe Stunde vorbei, und es stand 0:1: Mats Hummels passte von weit hinten zielstrebig nach weit vorne, Thiago Alcântara zog geradezu genial geistesgegenwärtig den Fuß weg, Empfänger Lewandowski schloss mit einem Flachschuss ab.

Kovac schlenderte mit Kapuzendaunenjacke und weißen Turnschuhen in seinem Revier, er konnte zufriedener sein als nebenan im dunklen Anzug Labbadia. Rechts machten Kimmich und Robben Druck, links David Alaba und Gnabry, der Gewinner des verlorenen Länderspiels. Das Mittelfeld dirigierte Thiago. James hätte erhöhen können, das besorgte ohne Alaba und mit Rafinha dann nach 48 Minuten wieder Lewandowski. Wolfsburgs William köpfelte einen eigentlich harmlosen Ball in Richtung Casteels, der Pole ging dazwischen, umkurvte den Belgier. 0:2, sein fünfter Saisontreffer. War's das? Nicht ganz, denn nachher stieg Robben gegen Elvis Rexhbecaj ein, Schiedsrichter Guido Winkmann hielt ihm die zweite gelbe Karte unter die Nase und Rot dazu. Die erste gelbe Karte hatte er statt eines Elfmeters kurz vor der Pause mit einer Theatereinlage im Strafraum bekommen. Robben lächelte ungläubig und trat ab.

Die Bayern hatten also 33 Minuten lang einen Mann weniger im Einsatz, was die Gastgeber wieder in Schwung brachte. Der eingewechselte Admir Mehmedi fand im Sperrbezirk Wout Weghorst. Der zog mit links ab: 1:2, 66. Minute. Da sei man im Grunde dazu eingeladen worden, noch den Ausgleich zu schießen und habe stattdessen viel zu leicht Tore kassiert, klagte Labbadia. Kovac tauschte Gnabry gegen Leon Goretzka aus, wohl dem, wer solche Reservisten hat. Die Gäste wurden ein wenig vorsichtiger mit dem nur noch knappen Vorsprung, aber in der 72. Minute bediente Thiago Lewandowski. Und der drehte sich, leitete weiter auf James, der Kolumbianer vollendete zum 1:3. Das war's dann wirklich auf dem Platz, und der interessierte Teil der Menschheit wartete, was es jenseits der Linien bei den Menschenrechtsbayern zu sagen geben würde. "Superbayern", sangen in Wolfsburg die Bayernfans. Und was sagt Niko Kovac zum Menschenrechtsmedienanfall seiner Bosse? "Ich bin für den Sport zuständig", erwiderte er lächelnd. Am Dienstag geht's nach Athen, Champions League, ein Erfolg dort für die Bayern ist praktisch im Grundgesetz verankert.

© SZ vom 21.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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