Leverkusen besiegt Freiburg:Wirtz dribbelt aufregend wie Messi

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Macht wieder den Unterschied: Leverkusens Florian Wirtz (Mitte) schickt erst alle Freiburger Verteidiger ins Leere und den Ball dann ins Tornetz. (Foto: RHR/Imago)

Florian Wirtz leitet mit einem wundersamen Sololauf Leverkusens Sieg gegen Freiburg ein. Phasenweise besticht der Tabellenführer mit Kombinationsfußball spanischer Art - muss dann allerdings auch zittern.

Von Philipp Selldorf, Leverkusen

Der Fußballtrainer Christian Streich ist bei den Spielen des SC Freiburg niemals die Ruhe selbst. Diesmal schien er noch etwas unruhiger und grüblerischer zu sein als sonst. Er wusste, was ihn erwartete: ein Gegner mit unwiderstehlichem Spielvermögen, der die Frage, ob er gerade gut drauf sei, mit "Jaaaaa!!" beantworten würde. Streich hatte sich nicht getäuscht: Bayer Leverkusen machte dort weiter, wo es am Donnerstag beim 5:1 gegen Quarabag Agdam aufgehört hatte. Dominanz ist ein schwaches Wort für die drückende Leverkusener Überlegenheit, der Sportclub setzte dem Ansturm die Igeltaktik entgegen.

So einseitig, wie das Spiel mehr als eine Stunde gelaufen war, ging es jedoch nicht zu Ende. Beim Schlusspfiff atmeten die Bayer-Anhänger auf, dass es für ihre Elf zum 2:1 (1:0)-Sieg und zum Erhalt der Tabellenführung vor dem FC Bayern gereicht hatte.

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Spät, aber nicht zu spät hatten die Freiburger nach Manuel Guldes Anschlusstreffer (70. Minute) Ambitionen angemeldet, mehr als Schadensbegrenzung im Schilde zu führen. Auch Streich hatte längst seine Besorgnis aufgegeben, einen seiner legendären Tobsuchtsanfälle nach einem verweigerten Freistoß quittierte Schiedsrichter Daniel Siebert mit der gelben Karte. Dass Bayer 04 der berechtigte Sieger war, darf allerdings nicht bezweifelt werden. Dass Florian Wirtz als Torschütze (36.) und Vorbereiter des 2:0 - eine Koproduktion von Jonas Hofmann und Freiburgs Schlussmann Noah Atubolo (60.) - der herausragende Mann auf dem Rasen war, ebenso wenig.

Bis zur 36. Minute ging das radikale Spielverzichtskonzept der Freiburger auf. Der Beton im defensiven Bollwerk wurde von Minute zu Minute fester, im Spiel nach vorne änderte sich dagegen nicht viel - es ging genauso wenig vorwärts wie vorher. Leverkusens Ballbesitzquote lag bei 82 Prozent, nennenswerte Torschüsse gelangen jedoch selten. Bayer kombinierte auf spanische Art in winzigen Räumen, ließ den Ball kreiseln und gelangte immer wieder aussichtsreich in den Strafraum, die kompakt verteidigenden Freiburger verweigerten allerdings in letzter Instanz den Abschluss. Bis Wirtz zu einem Solo ansetzte, das auch Lionel Messi gefallen hätte. Sollte er in Miami vor dem Fernseher gesessen haben, hat er womöglich gemeint, in den Spiegel zu gucken.

Als der Ball schließlich im Netz lag, galt es nicht nur einen schönen Treffer zu bejubeln. Man musste sich auch um Nicolas Höfler Sorgen machen, dem der Torschütze während seines Powerdribblings womöglich mehrfach Schwindelanfälle bereitet hatte. 14 Ballkontakte wurden beim 20 Jahre alten Bayer-Spielmacher gezählt - fünf mehr als Kölns Mittelstürmer Davie Selke am Samstag im kompletten Spiel hatte -, dann war der Weg zum Torschuss frei.

Wirtz liefert weitere spektakuläre Szenen

Dieses 1:0 markierte auch den Pausenstand, und die Frage war, ob Freiburg die streng angeordnete Abwehrstellung etwas lockern würde. Zunächst änderte sich jedoch wenig. Bayer spielte, Freiburg verteidigte. Eckenverhältnis nach 58 Minuten: 10:0. Doch auch der Jubiläumseckstoß wurde von den Freiburgern entschärft.

Wieder musste also Wirtz intervenieren. Der nächste energische Sololauf endete zwar in den Beinen eines Verteidigers, doch Wirtz hakte erfolgreich nach, bediente Hofmann - und dessen Schuss gegen den Pfosten prallte gegen Atubolos Rücken und über die Torlinie.

Dass diese Partie noch mal spannend würde, schien zu diesem Zeitpunkt ausgeschlossen. Bis sie sich ihre Schlussoffensive erkämpft hatten, mussten die Freiburger auch noch einige heikle Momente überstehen. Selbstverständlich lieferte Wirtz mit einem Lattenschuss die spektakulärste Szene, auch Frimpong schloss einen Alleingang per Pfostentreffer ab. Doch am Ende war es Xabi Alonso, der dem Schiedsrichter seine Armbanduhr zeigte, um ihn höflich, aber bestimmt darauf hinzuweisen, dass jetzt endlich mal Schluss sein sollte.

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