Bundesliga:Kater nach dem Einkaufswahn

Lesezeit: 2 min

In Köln wurde Michael Meier die inflationäre Einkaufspolitik zum Verhängnis. Es könnte sein, dass Felix Magath auf Schalke bald ein ähnlicher Vorwurf gemacht wird.

Philipp Selldorf

Michael Meier, der mittlerweile entlassene Manager des 1. FC Köln, hat sich neulich vor den Mitgliedern auf überraschende Weise gegen Kritik an seiner angeblich inflationären Einkaufspolitik gewehrt. Ihm wurde vorgeworfen, binnen fünf Jahren die sagenhafte Menge von 44 Spielern nach Köln geholt zu haben.

Lust am Umbau: Felix Magath beim Training von Schalke 04. (Foto: dapd)

Meier dementierte die Zahl nicht, konterte aber mit eigenen Recherchen: Hannover habe sich im gleichen Zeitraum 35 Einkäufe geleistet, Mönchengladbach 43 und Wolfsburg sogar 48. Michael Meier hat damit sagen wollen, dass andere Klubs ihr Geld mindestens genauso schön auf dem Transfermarkt verschwendet hätten.

Das Gros der Wolfsburger Einkäufe hat natürlich Felix Magath veranlasst. Als er noch VfL-Trainer war, musste er sich fragen lassen, ob er "kaufsüchtig" sei. Ähnliche Sorgen um seine Gesundheit kamen im Sommer in Schalke auf. Kommentatoren attestierten ihm "Einkaufswahn", nachdem er 14 Neulinge in seinen Kader eingereiht hatte.

Wie in Wolfsburg hat er teure Stars und teure Mitläufer gekauft und mit günstigen Nachwuchskräften garniert. Auch große Summen schreckten ihn nicht: In Wolfsburg bezahlte er Wucherpreise für Barzaglio und Zaccardo (21 Millionen), in Schalke machte er Atletico Madrid glücklich, das unverhofft 13 Millionen Euro für Mittelfeldspieler Jurado kassieren durfte.

In Wolfsburg haben sich Magaths Investitionen ausgezahlt, nicht bei den radikal überteuerten Verteidigern Zaccardo und Barzaglio oder bei rätselhaften Millionentransfers wie Caiuby, Simunek oder Santana, aber bei Schäfer, Riether, Gentner, Misimovic, Dzeko, Grafite, Benaglio und anderen. In Schalke zeichnet sich eine Amortisation bisher nicht ab. Stattdessen sieht es so aus, als hätte Magath die erfolgreiche Gemeinschaft, die er im Vorjahr selbst gebildet und in die Champions League geführt hatte, seinem sommerlichen Einkaufswahn geopfert. Mit seiner Lust am Umbau hat er womöglich sich selbst überfordert.

Es gab zwar jeweils gute Gründe, die Offerten für die alten Abwehrleute Bordon, Rafinha und Westermann annehmen zu wollen, aber es war keine so gute Idee, sämtliche Angebote auf einmal zu akzeptieren. Magath hätte alle drei auch behalten und pflegen können, aber er wollte lieber neue Leute anschaffen. Jetzt steht Schalkes Abwehr schlechter da als im Vorjahr.

Der Sommereinkauf Hans Sarpei wird die Deckung wohl nicht mehr verstärken, Magath hat ihn ins Reserveteam verbannt. Der 34-jährige Bayer-Leverkusen-Reservist Sarpei, der sagenhafte 400.000 Euro Ablöse kostete, ist bloß ein weiterer Name auf der Liste, aber es könnte sein, dass diese Liste demnächst gegen Felix Magath verwandt wird. So wie es jetzt Michael Meier widerfahren ist.

© SZ vom 01.12.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Bundesliga: Elf des Spieltags
:Die Rache des Rundumschlägers

Felix Magath geht kräftig der Hut hoch, Daniel Van Buyten erstarrt zu Eis und ein 37 Jahre alter Versprecher einer legendären ZDF-Moderatorin hat nun endlich seine Gültigkeit. Die Elf des Spieltags.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: