Bundesliga: Elf des Spieltags:Die Rache des Rundumschlägers

Felix Magath geht kräftig der Hut hoch, Daniel Van Buyten erstarrt zu Eis und ein 37 Jahre alter Versprecher einer legendären ZDF-Moderatorin hat nun endlich seine Gültigkeit. Die Elf des Spieltags.

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1. FC Kaiserslautern v FC Schalke 04 - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

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Felix Magath geht kräftig der Hut hoch, Daniel Van Buyten erstarrt zu Eis und ein 37 Jahre alter Versprecher einer legendären ZDF-Moderatorin hat nun endlich seine Gültigkeit. Die Elf des Spieltags.

0:5 beim Aufsteiger aus Kaiserslautern verloren, mit einer desolaten Leistung den zarten Aufwärtstrend im Keim erstickt - Schalkes Coach Felix Magath holte nach dem Offenbarungseid seiner Elf zum Rundumschlag aus. "Es gibt zu viele Spieler bei uns, für die die Champions League eine zu große Bedeutung hat und die nicht begreifen, dass die Bundesliga unser Tagesgeschäft ist, in dem wir gefälligst unsere Leistung bringen müssen." Magath redete sich sogar so sehr in Rage, dass er ob des Schalker Chaos selbst ganz verwirrt war. So faselte er vom Spiel gegen Benfica Lissabon in der Vorwoche, obgleich die Schalker ja eigentlich gegen Olympique Lyon gewonnen hatten. Tags darauf hatte Magath seine geistige Frische jedoch schon wieder erlangt. Prompt machte er seine Ankündigung ("Dieses Ergebnis schreit nach Konsequenzen") wahr und strich seinem Team kurzerhand die Winterpause. Außerdem erdachte er noch einen klassischen Magath'schen Motivationstrick: Sollten die Ergebnisse bis zur Winterpause in Ordnung sein, gibt es wenigstens ein Trainingslager im warmen Süden.

Texte: Albert Linner und Jonas Beckenkamp

1.FC Kaiserslautern  -  FC Schalke 04

Quelle: dpa

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Als Christian Tiffert in der 81. Minute den Platz verließ, erhoben sich sogar die Ehrengäste auf der Nordtribüne des Fritz-Walter-Stadions. Die stehenden Ovationen hatte sich der Spielmacher des 1. FC Kaiserslautern aber nicht nur wegen seiner drei Torvorlagen beim 5:0 gegen Schalke 04 verdient. Seit Saisonbeginn ist der 28-Jährige der mit Abstand stärkste FCK-Spieler - und das trotz der aufstrebenden Draufgängerclique um Lakic, Ilicevic & Co. Tiffert überragt selbst die Lauterer Torjäger, denn ohne ihn würden sie als Vollstrecker gar nicht erst in die Nähe des gegnerischen Gehäuses kommen. Zehn Treffer hat der zentrale Mittelfeldmann bereits vorbereitet, über ihn laufen beim Aufsteiger sämtliche Angriffe. Ist das vielleicht sogar einer für Bundestrainer Joachim Löw? Der letzte deutsche Nationalspieler beim FCK hieß immerhin Marco Engelhardt.

Carmen Thomas

Quelle: dpa/dpaweb

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Eine freute die 0:5-Klatsche der Schalker insgeheim wohl doch. Denn was war die ZDF-Moderatorin Carmen Thomas verhöhnt worden. Mit ihrem legendären Versprecher "Schalke 05" am 21. Juli 1973 im Aktuellen Sport-Studio ging Thomas in die deutsche Fußball-Geschichte ein. Die Bild-Zeitung forderte damals in einer großen Kampagne sogar ihre Entlassung. Schalkes Debakel gegen Kaiserslautern rückt Thomas' Fauxpas von damals nun in ein ganz anderes Licht und lässt auf hellseherische Fähigkeiten der Moderatorin schließen. Dank Jan Moravek, dem Schalker Leihspieler in Reihen des FCK. Der Lauterer ließ es nicht beim 0:4 für Schalke bewenden, sondern erhöhte kurz vor Schluss noch auf 0:5 - und verschaffte Carmen Thomas späte Genugtuung.

Werder Bremen - FC St. Pauli

Quelle: dapd

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Hugo Almeida war nicht gerade zufrieden nach dem Spiel. Und das, obwohl er seine Bremer mit einem Dreierpack zumindest ein bisschen aus der Krise geschossen hatte. Der Bremer Sturm hatte nach zuvor null Toren aus fünf Spielen tatsächlich wieder seinen Namen verdient. Schuld an der Gefühlslage des Portugiesen war er selbst. Der Hamburger Zambrano foulte Almeida in der 80. Minute, dem brannten daraufhin die Sicherungen durch. Tätlichkeit, Rot, Sperre. "Das ist in unserer Personalsituation nicht gerade gut" sagte Trainer Thomas Schaaf zu der Aktion und untertrieb damit angesichts einer seitenlangen Verletztenliste noch maßlos.

FC Bayern Muenchen v Eintracht Frankfurt - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

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Vielleicht lag es an der klirrenden Kälte in der Münchner Arena, dass Bayern-Verteidiger Daniel Van Buyten gegen Eintracht Frankfurt in der ersten Halbzeit so steif agierte, als seien seine Beine gefroren. Dem baumlangen Belgier gelangen im Abwehrzentrum die einfachsten Dinge nicht mehr: Pässe über drei Meter landeten beim Gegner, Laufduelle gingen verloren und dann war da ja noch dieser Theofanis Gekas. Erst stocherte Van Buyten als letzter Mann an einem harmlosen Ball vorbei, was dem Griechen im Frankfurter Sturm eine Riesenchance ermöglichte und dann köpfte Gekas eine Flanke ungehindert an den Pfosten, ehe er den Nachschuss am verwirrten Van Buyten vorbei zum 1:1 ins Münchener Tor jagte. Ein Tag zum Vergessen für Van Buyten, der nicht nur in dieser Szene wie ein starrer Eiszapfen wirkte. Zur Halbzeit erlöste Bayern-Coach van Gaal den Belgier von den Pfiffen in der Arena - und von der Kälte.

FC Bayern München - Eintracht Frankfurt

Quelle: dpa

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Die Schnelllebigkeit des Fußball-Geschäfts ist hinlänglich bekannt. Die Geschichte von Anatolij Timoschtschuk erbringt jedoch wieder einmal ein Beweis dafür. In der vergangenen Saison noch bestenfalls Bankdrücker, spielte der Ukrainer schon mit Wechselgedanken zur Winterpause. Nun ist Timoschtschuk aber plötzlich gesetzt und bewies am Samstag, dass er doch kein teurer Fehleinkauf ist. Er dirigierte, machte so gut wie keinen Fehler und schoss den FC Bayern mit zwei feinen Toren zum Sieg gegen Frankfurt. Bester Mann einer guten Bayern-Elf. "Das ist mein schönster Tag bei den Bayern", erklärte der glückliche Mittelfeldspieler nach dem Spiel. Sein direkter Konkurrent um den Platz im defensiven Mittelfeld, Mark van Bommel, zog dagegen wortlos davon. In der 66. Minute eingewechselt, machte der Niederländer allenfalls durch einige Unkonzentriertheiten auf sich aufmerksam. Nun muss er erst mal wieder Timoschtschuk von seiner Stammposition verdrängen - so schnell kann es im Fußball gehen.

Hamburger SV - VfB Stuttgart

Quelle: dapd

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Der Grummler ist wieder da. 4:2 gewonnen, wieder in der Nähe der internationalen Plätze - beim Hamburger SV könnte man an diesem Spieltag tatsächlich ein bisschen zufrieden sein. Aber nicht mit Frank Rost. Der Torhüter ist wieder zurück - zwischen den Pfosten und vor den Mikrofonen. Dass so etwas wie Zufriedenheit gar nicht erst aufkommt, dafür sorgt der "Aggressiv-Leader" (Zitat Mladen Petric) höchstpersönlich. "Bei uns läuft der eine nicht für den anderen, Spektakel und Theater kann man bei Real Madrid machen" schimpfte Rost und legte seinen Kollegen nahe, den Sieg über zehn Stuttgarter nicht zu hoch zu hängen. "Eine Klasse-Mannschaft? Der Tabellenplatz lügt nicht." Sprach's und stapfte grummelnd davon.

Hamburger SV - VfB Stuttgart

Quelle: dpa

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Das Spiel des VfB Stuttgart gegen den Hamburger SV war gerade 15 Minuten alt, Ciprian Marica war noch frisch. Sechs Minuten zuvor hatte der Rumäne für seinen Klub sogar die Führung des HSV ausgeglichen. Alles gut soweit. Doch dann zog Marica einen fulminanten Sprint an. Allerdings nicht um einem Ball nachzujagen, sondern um sich Schiedsrichter Wolfgang Stark vorzuknöpfen. Der hatte sich erdreistet, ein klares Foul von Georg Niedermeier an Mladen Petric zu ahnden. Mit der gelben Karte für sein Meckern gab sich Marica noch lange nicht zufrieden. Stattdessen beschimpfte er Stark als "Arschloch". Der fragte noch mal verblüfft nach und schickte Marica dann empört zum Duschen. Ein Eintrag in der Bestenliste der dämlichsten Platzverweise in der Bundesligageschichte ist dem Stuttgarter in jedem Fall sicher.

Borussia Dortmund - Borussia Moenchengladbach

Quelle: dapd

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Was wurde Shinji Kagawa in den letzten Wochen nicht gelobt und gefeiert. So sehr, dass man zu der Ansicht gelangen könnte, der ganze Trubel müsste dem 21-Jährigen doch irgendwann zu Kopf steigen. Zumal der Japaner in kurzer Zeit auch so gut Deutsch gelernt hat, dass er all die Lobeshymnen auch tatsächlich versteht. Doch von Überheblichkeit oder Sattheit ist bei Kagawa keine Spur. Im Gegenteil: Auch beim 4:1-Sieg über Mönchengladbach wirbelte, dribbelte und trickste der Dortmunder wieder. Seine Leistung krönte er mit dem Tor zum 2:1.

TSG 1899 Hoffenheim - Bayer 04 Leverkusen

Quelle: dapd

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Der Isländer Gylfi Sigurdsson avanciert immer mehr zum Top-Joker der Bundesliga. Der 21-Jährige wurde zum achten Mal in der laufenden Saison eingewechselt und erzielte gegen Leverkusen bereits sein drittes Tor, nachdem er von der Bank kam. Ralf Rangnick wechselt Sigurdsson bevorzugt bei guten Freistoßmöglichkeiten ein, die der Isländer dann bevorzugt direkt verwandelt. Gegen Leverkusen war es wieder eine Standardsituation, die Sigurdsson nutzte. Den Elfmeter kurz vor Spielende verwandelte er dermaßen cool, dass Mitspieler Marvin Compper sich veranlasst sah, einen neuen Spitznamen für den Stürmer zu kreieren: "Ich sag' nur: Iceman."

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Quelle: AFP

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Es soll tatsächlich Leute geben, die Mike Hanke noch auf der Rechnung hatten. In Hannover ist dieser Personenkreis jedoch recht überschaubar. In letzter Zeit hatte Hanke aber auch nicht viele Gelegenheiten zu zeigen, dass er kein schlechter Stürmer ist. Ganze 58 Minuten stehen für den Hannoveraner in dieser Saison zu Buche. Plötzlich lässt Hanke aber wieder aufhorchen. Bereits am vergangenen Spieltag erzielte er den Siegtreffer für 96, gegen Freiburg legte er nach und traf zum 3:0. Angefressen ist der ehemalige Nationalspieler aber dennoch weiterhin: "Meine Situation hat sich durch die beiden Tore nicht verändert. Wir werden uns demnächst zusammensetzen und über meine Zukunft reden."

© sueddeutsche.de/ebc
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