3:1 in Berlin:Frankfurt bestraft die "Schülermannschaft"

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Erzielt den zweiten Treffer: Frankfurts Bas Dost (rechts). (Foto: dpa)

Die Eintracht gewinnt verdient bei Hertha BSC. Beim Verlierer fallen harsche Worte - und Sportdirektor Arne Friedrich äußert sich zu Mario Götze.

Von Carsten Scheele

Plötzlich war sie wieder da: die Geisterspielatmosphäre. Die Kommandos des Frankfurter Torwarts Kevin Trapp hallten ungehindert durch die Berliner Arena, niemand vermochte sie zu übertönen. Zwar saßen am Freitagabend rund 4000 Zuschauer im Olympiastadion, so viele durften es laut der aktuellsten Coronabestimmungen sein. Doch sie schwiegen.

Es sollte ja ein Berliner Fußballfest werden: Erstmals seit 202 Tagen pilgerten wieder Fans ins Olympiastadion; mit einem Sieg hätte die Hertha sogar für zumindest eine Nacht auf Tabellenrang eins springen können. Famose Aussichten, und dann das: 1:3 (0:2) gegen Eintracht Frankfurt, eine verdiente Heimniederlage, die die Euphorie nach dem 4:1 am ersten Spieltag bei Werder Bremen gleich wieder einkassiert hat.

"Kurz und knapp, wir haben die erste Halbzeit verpennt", sagte Berlins Torwart Alexander Schwolow nach dem Spiel bei DAZN. Der Weg zum Spitzenteam sei noch weit: "Wie eine Schülermannschaft" habe man sich angestellt, moserte Schwolow: "Wir dürfen uns nicht so abkochen lassen."

Friedrich verrät: Hertha hat sich mit Mario Götze beschäftigt

Besonders in der ersten Halbzeit präsentierten sich die Berliner schlafmützig. Vor dem Führungstreffer von Andre Silva (30., Foulelfmeter) stoppte Dedryck Boyata den Frankfurter Angreifer bemerkenswert ungeschickt im Strafraum - es war einer der klareren Elfmeterpfiffe. Beim zweiten Tor, nach einer Standardflanke von rechts, wechselten fast alle Spieler im Berliner Strafraum munter ihre Positionen - bis auf Bas Dost, der an seinem Platz zwischen Elfmeterpunkt und Fünfmeterraum verweilte, ungehindert hochspringen und einköpfeln durfte (36.). Auf den Rängen: ungläubiges Staunen in beklemmender Stille.

In der zweiten Halbzeit wurde es aus Berliner Sicht zunächst etwas besser, auf den Zuschauerplätzen wurde auch wieder angefeuert, gepfiffen und lautstark lamentiert. Bis die Berliner Sebastian Rode vergaßen, der am rechten Strafraumeck den Ball erhielt und sich daran erinnerte, dass er in München mal drei Jahre an der Seite von Arjen Robben gekickt hatte. Rode zog in die Mitte, schlenzte das Spielgerät mit dem linken Fuß ins linke, untere Eck (71.). Ein schönes Tor, obwohl er den Ball nicht einmal richtig getroffen hatte und Grasfetzen umherflogen. "Mit gefühlt 20 km/h" sei der Ball ins Netz gefallen, feixte Rode. So häufig trifft er ja nicht.

Interessanter als der Umstand, dass Frankfurts Martin Hinteregger den Ball noch ins eigene Tor stolperte (1:3, 77.), wird sein, was bei der Hertha demnächst personell passiert. Die nächste 100-Millionen-Euro-Tranche von Investor Lars Windhorst könnte noch in diesem Jahr fließen, neue Spieler sollen kommen, werden kommen. Sportdirektor Arne Friedrich äußerte sich am Abend auch zu Mario Götze, der bekanntlich einen neuen Verein sucht. Götze nach Berlin? "Natürlich ist das ein Name, mit dem wir uns beschäftigt haben", erklärte Friedrich bei DAZN: "An dieser Stelle kann und möchte ich dazu nichts sagen." Friedrichs Tipp für die Zukunft: Einfach überraschen lassen.

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