Hertha BSC:In schlechten wie in schlechten Zeiten

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Ratlos in Berlin: Hertha-Manager Michael Preetz. (Foto: O.Behrendt/Contrast/Imago)

Die Vision vom "Big City Club" Hertha BSC ist längst zur Parodie verkommen. Manager Michael Preetz darf mit ewiger Treue wohl nicht mehr lange rechnen. Er hat jetzt nämlich einen Chef.

Kommentar von Claudio Catuogno

Als der ehemalige Hertha-Stürmer Michael Preetz im Jahr 2009 zum Hertha-Manager aufsteigen sollte, da war er zuvor sechs Jahre lang beim großen Dieter Hoeneß in die Lehre gegangen. Sechs Jahre Tür an Tür auf der Hertha-Geschäftsstelle, um das Manager-Geschäft quasi mit dem Turban aufzusaugen - doch intern merkte Hoeneß über seinen von den Gremien schon auserwählten Nachfolger irgendwann an: Der kann es nicht!

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Statt auf Hoeneß' Bauchgefühl verließ sich der Klub damals auf die streng neutrale Expertise: Ein Assessment-Center attestierte Preetz volle Managertauglichkeit. Ja, kein Witz - unter anderem musste er vor Gutachtern ein Referat halten. Worüber? Das blieb geheim, aber "Wie Hertha BSC unter meiner Leitung zwölf Jahre lang so erfolglos und glamourfrei bleibt wie heute" wird hoffentlich nicht drübergestanden haben über der Powerpoint-Präsentation.

Es ist aber so gekommen.

Hertha stieg ab und auf und ab und auf und verschliss Trainer um Trainer um Trainer - doch der mächtige Klubpräsident Werner Gegenbauer hielt Preetz die Treue, als habe man den Arbeitsvertrag damals vor dem Altar geschlossen - "in guten wie in schlechten Zeiten ...". Es kamen dann halt leider vor allem schlechte.

Lange bei Sky Deutschland, inzwischen Vorsitzender der Geschäftsführung bei Hertha BSC: der Manager Carsten Schmidt. (Foto: Stephan Rumpf)

Doch möglicherweise schließt sich jetzt ja der Kreis. Jedenfalls wird Michael Preetz seit Kurzem wieder mit externen Augen betrachtet - auch wenn der Gutachter Carsten Schmidt, vorher Chef des Privatsenders Sky, seinen kritischen Blick wie einst Dieter Hoeneß aus dem Nachbarbüro hinüberwirft: Schmidt ist seit Dezember als neuer Hertha-CEO installiert. Wenn man einem langjährigen Chef wie Preetz nun einen neuen, noch chefigeren Chef vor die Nase setzt - tja, dann ist die allgemeine Erwartung in der Hauptstadt natürlich nicht, dass der Neue bei Hertha einfach all die Steine so aufeinander liegen lässt, wie sie sich da seit 2009 als Geröllhaufen angesammelt haben.

Dass der Finanzinvestor Lars Windhorst zuletzt mehr als 300 Millionen Euro in Klub und Mannschaft investiert hat, erhöht den internen Handlungsdruck. Der von Preetz verantwortete Kader spielt unter dem von Preetz gestützten Trainer Bruno Labbadia einen Fußball, der Windhorsts Vision vom "Big City Club" zur ewigen Parodie verkommen lässt. Möglich, dass sie Michael Preetz demnächst mal wieder ein Referat in eigener Sache halten lassen. Vielleicht wird er zum nächsten unvermeidlichen Komplettumbau bei der Hertha aber auch gar nicht mehr befragt.

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