Bundesliga:Gladbachs Rebellen brechen Bayerns Fußballmacht

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Die Gladbacher Oscar Wendt (Mitte), Granit Xhaka (r.) und Havard Nordtveit brüllen ihre Freude über den Sieg gegen Bayern heraus. (Foto: dpa)
  • Borussia Mönchengladbach schlägt den FC Bayern 3:1 und fügt den Münchnern die erste Saisonniederlage zu.
  • In der ersten Hälfte waren die Bayern klar besser, vergaben mehrere Chancen.
  • Rückkehrer Franck Ribéry erzielt den Ehrentreffer.
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Von Ulrich Hartmann, Mönchengladbach

In diesen Tagen, da im Star-Wars-Fieber viel von unerschrockenen Rebellen und der dunklen Seite der Macht die Rede ist, hatten auch in der Fußball-Bundesliga neutrale Beobachter darauf gehofft, dass eine rebellische Mannschaft vom Niederrhein den mächtigen Fußballern vom FC Bayern München Einhalt gebieten und die erste Saison-Niederlage zufügen könnte.

Dass es am Samstag dann tatsächlich so gekommen ist und dass die Gladbacher Rebellen die Fußballmacht Bayern München besiegten, ist die eine Seite dieser Geschichte. Aber dass sie die Münchner mit einer unbehaglichen 3-5-2-Formation derart aus dem Konzept brachten, spielerisch phasenweise sogar ein bisschen demütigten und mit 3:1 (0:0) besiegten, kommt einer veritablen Sensation gleich.

Zum ersten Mal nach 15 Bundesligaspielen ohne Niederlage mussten die Bayern wieder in eine Niederlage einwilligen, und zum ersten Mal unter dem Trainer Pep Guardiola verloren die Münchner ein Hinrundenspiel. Als Franck Ribéry in der 75. Minute beim Stande von 0:3 nach neunmonatiger Verletzungspause eingewechselt wurde, konnte er einem fast leid tun, er selbst tat es sich aber nicht und erzielte in der 81. Minute prompt den Münchner Ehrentreffer zum 1:3.

Die Chance der Gladbacher auf diese Überraschung schien durch die verletzungsbedingten Ausfälle der Bayern-Angestellten Robben, Costa, Alaba, Thiago, Bernat und Götze zusätzlich genährt gewesen zu sein, allerdings war dabei vergessen worden, dass auch den Gladbachern am Samstag ein halbes Dutzend wichtiger Kräfte fehlten. Mit Stranzl, Dominguez, Herrmann, Hahn, Schulz und Traoré mussten auch bei ihnen relevante Spieler zuschauen.

Und was diese sahen, war eine so bislang nicht gekannte 3-5-2-Formation ihrer Mannschaft. Die Gladbacher begegneten dem dominanten Münchner 4-1-4-1 mit derart hohem Pressing, dass die Gäste etwa zehn Minuten lang kaum zu Chancen kamen. Erst nach einer Gewöhnungsphase erspielten sie sich mehrere Möglichkeiten, von denen jedoch der Torwart Yann Sommer alle parierte - alle bis auf jenen Schuss von Kingsley Coman, der in der 25. Minute an den Pfosten krachte.

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In beiden Startformationen hatten die Trainer auch deshalb auf personelle Überraschungen verzichtet, weil die vielen Ausfälle kaum Potenzial dafür boten. Bei Guardiola führte dies dazu, dass er nach 99 Pflichtspielen mit stets veränderter Anfangsformation erstmals seine Startelf unverändert ließ. Schubert immerhin hatte mit dem jungen Schweizer Nico Elvedi einen defensiven Startelf-Debütanten aufgeboten und den offensiven Zehn-Millionen-Zugang Josip Drmic zurück auf die Bank geschickt.

Mit Elvedi, Christensen und Dahoud hatte Schubert drei 19-Jährige in der Startelf. Dem setzte Guradiola mit Coman zwar nur einen einzigen derart jungen Fußballer entgegen, dafür war Coman aber auch der auffälligste Mann der ersten Halbzeit.

Auch zu Beginn der zweiten Halbzeit hielten die Gladbacher die Münchner zunächst zehn Minuten lang vom eigenen Tor fern, ehe sie in der 54. Minute unverhofft zur eigenen 1:0-Führung kamen. Fabian Johnson brachte nach Doppelpass mit Oscar Wendt den Ball von links in die Mitte, Raffael ließ ihn abprallen und fand damit wieder Wendt, den linksfüßigen Außenverteidiger, der mit rechts ins lange Eck des Münchner Tors hineinschlenzte.

Lewandowski erlebt schlechten Tag

Zehn Minuten später hätte Julian Korb bereits das 2:0 schießen müssen, doch er versäumte es, nach einer genialen Ballstaffette von Raffael und Stindl, den Ball allein vor Neuer einzuschießen. Von Neuers Fuß prallte der Ball gegen die Latte. Doch Stindl therapierte diesen Schreck binnen einer Minute. Einen hohen Ball in den Strafraum von Havard Nordtveit leitete Elvedi per Kopf weiter zu Stindl, der in der 65. Minute das 2:0 köpfte. Und nur zwei Minuten später demütigte Johnson mit dem 3:0 auf Vorlage von Korb die Münchner vollends. Drei Tore binnen 14 Minuten. Gegen Bayern München.

Die Bayern kamen auch weiterhin mit der sehr flexiblen Taktik der Gladbacher nur schlecht zurecht und erspielten sich kaum Chancen. Eine Viertelstunde vor Schluss musste der Stürmer Robert Lewandowski für Ribéry vom Feld. An Lewandowski war das Spiel gründlich vorbeigegangen. Dass mit Ribéry neuer Schwung ins Bayernspiel kam, lag aber freilich auch daran, dass die Gladbacher ihren hohen Vorsprung zu verwalten gedachten. Einen Treffer mussten sie Ribéry in der 81. Minute noch zugestehen. Mehr sollte den Bayern an diesem Nachmittag aber nicht mehr gelingen.

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