Bundesliga: Gladbach-Lautern:Ins eigene Tor geboxt

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Kaiserslautern feiert mit dem 1:0 in Gladbach einen wichtigen Sieg im Abstiegskampf und klettert damit vorerst auf Platz zwölf. Für die Gastgeber sieht es dagegen düster aus. Der Treffer fiel durch ein skurriles Eigentor.

Steffen Jüngst

Schiedsrichter Knut Kircher gab nur zwei Minuten. In diese setzten die Fans ihre letzte Hoffnung. Doch es passierte - nichts mehr. Die Nachspielzeit blieb diesmal ohne Tor. Das war insofern verwunderlich, weil beide Mannschaften am vergangenen Spieltag in letzter Minute noch ein wichtiges Tor schossen - dem 1. FC Kaiserslautern gelang der 2:1-Siegtreffer gegen den SC Freiburg, Borussia Mönchengladbach traf zum 1:1 in Bremen.

Kaiserslautern Adam Hlousek (links) und Gladbachs Marco Reus kämpfen um den Ball. (Foto: Bongarts/Getty Images)

Vor dem Spiel hatte Gladbachs Sportdirektor Max Eberl noch gesagt: "Wir sind ja schon mehrfach abgeschrieben worden. Aber wir sind wieder mittendrin." Nach der 0:1 Niederlage darf man die Borussia dann wieder abschreiben - auf Kaiserslautern hat man jetzt schon acht Punkte Rückstand. Und im nächsten Spiel geht es zum FC Bayern.

"Das ist eine sehr, sehr große Enttäuschung. Wir haben gut angefangen, dann aber zuviele Ballverluste gehabt. Wir haben Angst gehabt, das Spiel zu machen. Kaiserslautern war sehr gut organisiert. Wir müssen weitermachen, wir haben noch sieben Spiele zu spielen, und es sind noch 21 Punkte zu vergeben", sagte der Gladbacher Trainer Lucien Favre nach dem Spiel. Sein Trainerkollege Marco Kurz sagte: "Wenn man ein direktes Duell gewinnt, ist das immer ein Big Point. Das war ein großer Schritt auf dem langen Weg, der noch vor uns liegt."

Nach durchaus flottem Beginn der Gladbacher einigten sich beide Mannschaften darauf, zu beweisen, warum sie im Tabellenkeller stehen. Flanken flogen hoch übers Tor, Pässe landeten unerreichbar im Seitenaus, Spieler liefen sogar unbedrängt ins Toraus. Zeitweise spielten sich die Mannschaften den Ball sogar direkt gegenseitig zu.

Kaiserslauterns Trainer Marco Kurz hatte in der Startelf freiwillig auf seinen besten Torschützen Srjdan Lakic verzichtet. Der hat seit gefühlten Jahren nicht mehr getroffen, war aber trotzdem anfangs noch der auffälligste Stürmer in Gladbach. Er saß auf der Bank und kaute genüsslich Kaugummi, ganz im Stile von Manchesters Trainerlegende Alex Ferguson.

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Auf dem Platz gab es in der ersten Halbzeit nur genau zwei Höhepunkte. Nach einer Gladbacher Ecke in der 16. Minute landete der Ball irgendwie vor den Füßen von Martin Stranzl, der auch direkt abzog. Doch Kaiserslauterns Rodnei köpfte den Ball für seinen schon geschlagenen Torwart Kevin Trapp gerade noch so über die Latte. Trapp spielte erneut für den eigentlichen Stammtorwart Tobias Sippel. Auch die zweite große Chance resultierte aus einer Standardsituation - diesmal aber auf der anderen Seite. In der 44. Minute prallte der Ball nach einem Freistoß von Christian Tiffert kurz vor der Torlinie gegen das Bein seines Mannschaftskollegen Mathias Abel, der damit auf skurrile Weise das Tor für seine Mannschaft verhinderte.

Auch in der zweiten Halbzeit stand schnell wieder Srjdan Lakic im Blickpunkt. Der lief sich mittlerweile hinter dem eigenen Tor warm. Das Kaugummi hatte wohl inzwischen seinen Geschmack verloren und war nicht mehr zu sehen. Doch als hätten seine Mannschaftskollegen den Ersatzspieler gesehen, spielten sie plötzlich nach vorne. Christian Tiffert, Ivo Ilicevic und Adam Nemec verpassten direkt nacheinander den Führungstreffer. Dann gab ausgerechnet Gladbachs Torwart Logan Bailly in der 61. Minute der plötzlichen Dominanz der Gäste nach - und boxte sich den Ball nach einer Tiffert-Ecke einfach ins eigene Tor. Ohne das irgendein Gegenspieler in der Nähe war. Lucien Favre sagte nach dem Spiel: " Es war ein großer Fehler, aber ich will das nicht kommentieren. In Bremen hat er ein gutes Spiel gemacht."

In der 66. Minute durfte dann doch noch Lakic ins Spiel. Und hatte in der 79. die Riesenchance zum 2:0 auf dem Fuß, scheiterte jedoch am gut reagierenden Bailly. Auf die Schlussoffensive der Gastgeber warteten die Zuschauer dann vergeblich. Kurz hatte sogar noch Gelegenheit, seinem abgesetzten Kapitän und Abwehrchef Martin Amedick für die letzten drei Minuten ein bisschen Spielpraxis zu verschaffen. Und die Gästefans verabschiedeten sich von Gladbach und wedelten mit Taschentüchern.

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