Bundesliga:Hertha siegt per Hackentrick

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Suat Serdar (vorne) erzielt per Hacke das Tor des Tages. (Foto: Stefan Puchner/dpa)

Den Berlinern gelingt ein wichtiger Erfolg im Abstiegskampf. Freiburg orientiert sich weiter Richtung Champions League. Das Wichtigste zum Spieltag.

Von Tim Brack, Milan Pavlovic und Carsten Scheele

FC Augsburg - Hertha BSC 0:1 (0:0), Tor: 0:1 Serdar (49.)

Eine gute halbe Stunde war gespielt, da legte sich Kevin-Prince Boateng mit halb Augsburg an. Er rempelte, nach links und rechts, motzte die Augsburger an, ließ sich kurz von den Mitspielern zurückhalten, ehe er ihnen entwischte und wieder mittendrin war im Getümmel. "Schau an, ein Führungsspieler", wird sich sein Trainer Felix Magath gedacht haben.

Tatsächlich gelang den Berlinern in Augsburg ein erheblich verbesserter Vortrag, verglichen mit der so schwachen Leistung bei der Derby-Niederlage gegen den Stadtrivalen Union. Kurz nach der Pause erzielte Suat Serdar das Tor des Tages, sogar sehr sehenswert: per Hacke nach scharfer Hereingabe von Marco Richter. Das reichte für sehr wichtige drei Punkte. Zwar steckt Hertha noch mittendrin im Abstiegskampf, hat seine Chancen durch diesen Sieg aber eindeutig verbessert.

Borussia Dortmund - VfL Wolfsburg 6:1 (5:0), Tore: 1:0 Rothe (24.), 2:0 Witsel (26.), 3:0 Akanji (28.), 4:0 Can (34.), 5:0 Haaland (38.), 6:0 Haaland (54.), 6:1 Baku (82.)

Erstes Bundesliga-Tor mit 17 Jahren: Dortmunds Tom Rothe (Mitte). (Foto: Ina Fassbender/AFP)

Die Partie begann mit zwei bemerkenswerten Personalien: Hinten links vertrat bei der dezimierten Borussia überraschend der 17-jährige Debütant Tom Alexander Rothe den verletzten Routinier Guerreiro. Nach nicht einmal drei Minuten sah Rothe, wie Wolfsburg zu einer Großchance kam - doch Kobel rettete glänzend gegen Nmecha. Danach fand der BVB langsam ins Spiel. Die Hauptrolle übernahm, wie sollte es anders sein, Rothe: Er kam als Erster an einen Eckball von Brandt, gewann dabei das Luftduell gegen den Kopfball-Experten Bornauw und erzielte das 1:0 (24.).

Es folgten zehn Minuten, die je nach Perspektive Traum oder Alptraum waren. Haaland eilte über den halben Platz und bediente am Strafraum den völlig verwaisten Witsel, der Wolfsburgs Keeper Casteels mit einem eher unplatzierten Schuss düpierte (26.). Keine zwei Minuten später schlug Reus einen Freistoß scharf zum Tor, Akanji setzte sich gegen Bornauw und Haaland durch und verlängerte den Ball zum 3:0 ins Netz (28.). Der pazifistische Ansatz der Gäste ging nun ein bisschen arg weit, das war besonders gut beim 4:0 zu sehen: Can lief sekundenlang unbehelligt parallel zum Strafraum und traf mit seinem Linksschuss, weil Casteels daneben griff.

Moment mal? Es stand 4:0, und Haaland war nicht unter den Schützen? Das konnten die Wolfsburger nicht zulassen. Sie hatten großen Anteil daran, dass auch der Norweger auf dem Spielberichtsbogen auftauchen würde: Nach einer Kette von Nachlässigkeiten bediente Reus den ungedeckten Mittelstürmer, der den Ball ungläubig lächelnd ins leere Tor schob (38.).

Die zweite Halbzeit begann wie die erste: mit einer Glanzparade von Kobel (46.). Das fanden die Gastgeber dreist und erhöhten rasch (54.) auf 6:0, Reus und Brandt assistierten Haaland bei dessen 18. Saisontor. Erst danach ließ es der BVB gemächlicher angehen, nur Kobel versuchte, die Null zu halten - vergeblich, weil Baku in den Winkel traf (82.).

Borussia Mönchengladbach - 1. FC Köln 1:3 (0:3), Tore: 0:1 Modeste (5.), 0:2 Kainz (20.), 0:3 Ljubicic (34.), 1:3 Embolo (85.)

Natürlich auch einer der Torschützen: Kölns Anthony Modeste. (Foto: Marius Becker/dpa)

Der 1. FC Köln hat seinen zweiten beeindruckenden Derby-Sieg in dieser Saison gefeiert. Nach dem 4:1 im Hinspiel gab es diesmal einen 3:1-Erfolg bei Borussia Mönchengladbach. Die Partie war im Grunde schon nach gut 30 Minuten entschieden, denn Anthony Modeste (5.), Florian Kainz (20.) und Ivan Ljubicic (34.) sorgten rasch für eine komfortable Führung. Die Borussia konnte danach etwas Schadensbegrenzung betreiben (anders als etwa beim 0:6 gegen den SC Freiburg), in der 85. Minute traf Breel Embolo sogar zum 1:3 - aber die Enttäuschung unter den meisten der gut 50 000 Zuschauer über das Spiel und die Saison war deutlich zu spüren. Die Kölner hingegen rückten mindestens für eine Nacht auf den sechsten Platz vor, der die Teilnahme an der Europa League nach sich zöge.

SC Freiburg - VfL Bochum 3:0 (2:0), Tore: 1:0 Kübler (4.), 2:0 Sallai (17.), 3:0 Sallai (53.), Rot für Stafylidis (68.)

Freiburgs Bester: Roland Sallai. (Foto: Tom Weller/dpa)

Die Freiburger Fans rollten ihrer Mannschaft einen ungewöhnlichen Teppich aus, von der Choreografie landeten allerhand Papierschnipsel und Girlanden auf dem Rasen und bildeten ein verheißungsvolles Geläuf. Die Elf von Trainer Christian Streich führte folgerichtig Konfetti-Fußball auf: unterhaltsam, fröhlich, schön. Nach nur vier Minuten schickte Lukas Kübler den Ball wuchtig ins Bochumer Tor. Rund zehn Minuten später demonstrierte Rolland Sallai, was die Freiburger ausmacht: schnelles Umschalten. Mit einer riskanten Grätsche eroberte er den Ball im Mittelfeld, nahm ihn am Ende einer Kombination wieder im Strafraum in Empfang und schickte ihn punktgenau neben den Pfosten.

Nach der Pause köpfte er dann auch noch das 3:0. Und der Freiburger blieb im Fokus. Konstantinos Stafylidis unternahm ein Attentat auf Sallais Fußgelenk - der Bochumer kam zu dessen Glück etwas zu spät, sah aber dennoch Rot. Genauso wie VfL-Trainer Thomas Reis für seine Schimpftirade. Die gute Laune ließen sich die Freiburger dadurch nicht verderben: Sie hinterlegten eindrucksvoll, dass sie nach Europa wollen - und damit ist nicht die Europa League gemeint.

FSV Mainz 05 - VfB Stuttgart 0:0

Umkämpftes Duell: Der Mainzer Silvan Widmer (links) klärt vor Stuttgarts Tiago Tomas. (Foto: Torsten Silz/dpa)

Die beiden Mannschaften einigten sich zumindest auf 45 Minuten ansehnlichen Fußball. Den Nicht-Angriffs-Pakt der ersten Hälfte beendeten logischerweise die abstiegsbedrohten Stuttgarter, allerdings mit überschaubarem Erfolg. Die beste Chance vergab Chris Führich, der aus 30 Metern am leeren Tor vorbeischoss. Zuvor hatten sich der Mainzer Torwart Robin Zentner und Stefan Bell im Weg gestanden. Direkt nach der Pause hatte schon Tiago Tomas die Führung verpasst, weil Zentner stark pariert hatte. Auch die Mainzer waren gefährlich, doch der Kopfball von Dominik Kohr klatschte an den Pfosten. Für Stuttgart ist der Punkt zu wenig, sie rutschen durch den Berliner Sieg in Augsburg auf den Relegationsplatz ab.

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