Bundesliga:Awoniyi verdirbt die Mainzer Party

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"So wollen wir ihn sehen": Taiwo Awoniyi (2.v.r) bestraft nachlässige Mainzer. (Foto: Torsten Silz/dpa)

Dem ehemaligen Nullfünfer gelingen zwei Tore zum 2:1-Auswärtserfolg für Union Berlin. Es sind besondere Treffer in der Vereinsgeschichte der Köpenicker.

Von Frank Hellmann, Mainz

Es soll ja genügend Fußballfreunde geben, die die Ultras in einem Stadion nicht sonderlich vermisst haben. Dass ihre Anwesenheit einem eher durchschnittlichen Bundesligaspiel eine besondere akustische Note verleiht, haben die am Sonntag fast vollständig zurückgekehrten Ultragruppierungen des FSV Mainz 05 untermauert. Penetrantes Trommeln und lautstarkes Singen hat letztlich aber nicht verhindert, dass die Nullfünfer mit der 1:2 (1:0)-Heimniederlage gegen den 1. FC Union Berlin einen empfindlichen Stimmungsdämpfer erlitten. "Ich habe diese Atmosphäre lang nicht mehr erlebt. Leider konnten wir diesem Publikum keinen Sieg widmen", bedauerte der Mainzer Sportdirektor Martin Schmidt.

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Hatte es eine Halbzeit lang vor 16 000 Zuschauern - erlaubt wären in der Arena am Europakreisel sogar 25 000 gewesen - nach der Führung durch Marcus Ingvartsen (40.) nach dem Sprung auf Platz fünf ausgesehen, drehten die Gäste durch den überragenden Angreifer Taiwo Awoniyi (69. und 73.) die Partie. Der Nigerianer erzielte zugleich das 100. Bundesligator für die im dritten Jahr erstklassigen Unioner, wollte indes seine Pflichtspieltreffer sieben und acht gar nicht groß bejubeln; schließlich hatte die Leihgabe des FC Liverpool in der Saison 2019/20 noch das Mainzer Dress getragen.

Trainer Urs Fischer lobt seinen Doppel-Torschützen: "Er belohnt sich jetzt für seinen Aufwand."

"Mein erstes Tor hat mir besonders gefallen. Wir haben einen harten Kampf bestanden", sagte der mittlerweile beeindruckend durchsetzungsstarke Matchwinner, der sich ein Sonderlob seines Trainers Urs Fischer verdiente. "Die Mannschaft ist nach einem unnötigen Rückstand toll zurückkommen. Riesenkompliment. Taiwo hat das natürlich toll gemacht", sagte der Schweizer. "So wollen wir ihn sehen, er belohnt sich jetzt für seinen Aufwand."

Union demonstrierte nebenbei eindrucksvoll, dass der Mannschaft die Störgeräusche mit den antisemitischen Vorfällen beim Europapokalspiel gegen Maccabi Haifa (3:0) nicht viel ausmachen. "Das findet ja keiner gut. Ich glaube aber, dass man solchen Leuten nicht eine zu große Fläche bieten sollte", erklärte Fischer und verriet, dass die Thematik auch intensiv innerhalb der Mannschaft erörtert worden war. "Jeder verurteilt das", sagte Max Kruse, wollte ansonsten aber die Stellungnahme dem Verein überlassen, der mit den Berliner Behörden im Austausch ist, um die betreffenden Personen ausfindig zu machen.

Der mit einem Geistesblitz zum Ausgleich aufgefallene Kruse ging nach seiner Auswechslung ausgesprochen lässig vor der Mainzer Fankurve entlang, provozierte damit einigen Unmut auf den Rängen, ließ aber die Anfeindungen lächelnd abprallen. Der Frust saß hinterher tief bei den Gastgebern. "Bei einer Führung lassen wir uns auskontern", schimpfte Trainer Bo Svensson, "das ist naiv!" Weil sich Innenverteidiger Jeremiah St. Juste die Schulter auskugelte, wurde sein Dreierblock in der Defensive früh gesprengt. Vertreter David Nemeth sah beim 1:2 denkbar schlecht aus, beim 1:1 hatte Silvan Widmer im Laufduell den Kürzeren gezogen. Zudem verloren die Rheinhessen in der Nachspielzeit auch noch Mittelfeldkämpfer Dominik Kohr mit einer Gelb-roten Karte.

Beide Teams fanden anfangs nur schwer in die Partie. Ausgerechnet der am vorletzten Tag der Sommertransferperiode mit einer Kaufoption von Union an Mainz verliehene Ingvartsen traf zur 1:0-Pausenführung. Vorausgegangen war eine typische Balleroberung nach Svensson-Vorgabe, als der dänische Nationalspieler die Vorarbeit von Karim Onisiwo verwandelte. Die nach dem Europapokaleinsatz wieder mit ihrem ersten Sturm in Person von Kruse und Awoniyi angetretenen Berliner entwickelten zwar in der ersten Hälfte kaum Torgefahr, drehten aber nach der Pause auf und bestraften die Mainzer Fehler. Erst legte Kruse seinem Sturmpartner Awoniyi auf, der abgeklärt zum 1:1 abschloss. In einer fast deckungsgleichen Szene profitierte der 24-Jährige dann davon, dass ihm der eingewechselte Kevin Behrens glücklich das Spielgerät im Kopfballduell vorlegte.

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