Bundesliga: FC Bayern:Ribéry findet das Tor

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Ein entschlossener Antritt des Franzosen bringt die Bayern nach 652 Tagen wieder an die Tabellenspitze. Das 1:0 gegen Hamburg leitet die Geburtstagsparty ein - mit Böllerschüssen und Feuerwerk.

Andreas Burkert

Das Geschenk war pünktlich geliefert worden zum Geburtstag, ohne Schleife und etwas widerwillig zwar, aber immerhin. Ein Nullnull im Derby gegen Köln hatte Leverkusen dem FC Bayern serviert zum 110. Geburtstag, es war demnach alles vorbereitet für einen feierlichen Festtag und die Übernahme der Bundesliga-Spitze, nach sagenhaften 57 Spieltagen ohne Münchner Tabellenführung.

Eine rot-weiße Choreografie bot die Südkurve, und die Bayern-Profis mussten also anschließend in dieser perfekten Stimmungslage nur noch drei Punkte holen gegen den Hamburger SV, was auch gelang: Lange sah es nach einem gutklassigen 0:0 aus, doch eine Einzelleistung von Franck Ribéry zum nicht unverdienten Sieg sicherte den Bayern ihre Party.

Doppelt und dreifach beschattet

An ihrer Entschlossenheit ließen die Bayern von Beginn an keinen Zweifel, tief in der gegnerischen Hälfte empfingen die Spitzen Müller und Gomez sowie die Flankenläufer Ribéry und Robben den HSV. Jedoch hat es sich herumgesprochen, dass man der Münchner Offensivkraft sinnvollerweise eine kompakte Organisation entgegenstellt und die beiden Tempoathleten außen doppelt und dreifach beschatten lässt.

Auf schnelle Gegenstöße nach Balleroberung hatte es der HSV allenfalls abgesehen, so ließ sich auch ein wenig haushalten mit den eigenen Kräften nach dem schweren Europacup-Spiel am Donnerstagabend in Eindhoven (2:3).

Erstaunlich flink

Zu Chancen kamen die Bayern dennoch früh, und nach zwölf Minuten hätte Müller die Führung erzielen müssen. Schweinsteiger hatte ihn mit zauberhaftem Pass bedient, doch der angehende Nationalspieler lupfte den Ball nicht nur über Rost, sondern auch über die Querstange. Kurz darauf bekam Ribéry den Ball präsentiert, nach seinem Schuss aus zwölf Metern tauchte Keeper Rost jedoch erstaunlicher flink für einen 36-Jährigen ab und hielt die Kugel fest (14.).

Die Hamburger, ohne die verletzten van Nistelrooy und Jansen angereist, kamen anfangs selten vielversprechend voran; angesichts der Münchner Überzahl im Mittelfeld mussten sie sich oft mit weiten Schlägen behelfen und auf Fehler der anderen hoffen. Und die Geburtstagsbayern begingen hinten Fehler: Der junge Contento, wegen van Buytens Wadenproblemen erneut als Linksverteidiger aufgeboten, sah jedenfalls nicht sonderlich gut aus vor Trochowskis grandiosem Distanzschuss, bei dem Butt ebenso überzeugend quer in der Luft hing (18.). Demichelis verlor kurz darauf ebenfalls den Ball, doch Zé Robertos Querpass in den Lauf von Trochowski folgte diesmal ein nicht sonderlich grandioser Abschluss in den ersten Stock (22.).

Auf der nächsten Seite: Hamburgs Torwart Frank Rost muss ausgewechselt werden - sein Ersatzmann fordert Ribéry heraus.

Danach ließen die Bayern wieder kontrolliert den Ball zirkulieren und suchten geduldig, aber wenig ideenreich nach Ausstiegen - gerade Ribéry und Robben liefen sich mehrmals fest beim Versuch, sich durch einen Irrgarten aus Abwehrbeinen zu schlängeln. Die größte Chance zur Führung besaß abermals Hamburg: Erneut verlor Contento einen Zweikampf, diesmal gegen Berg, der in den Lauf von Petric spielte. Aber auch der kroatische Stürmer vergab aus exzellenter Position überhastet - drüber (45.)!

Die zweite Halbzeit begann für den HSV mit einer schlechten Nachricht: Torwart Rost, der so viel Ruhe ausgestrahlt hatte, musste wegen einer Ellbogenverletzung passen, Reservist Wolfgang Hesl, 24, diese Saison nur einmal in der Europa League aktiv, kam zu seinem zweiten Bundesligaeinsatz im seinem sechsten Jahr beim HSV. Hesl? Ribéry fühlte sich offenbar herausgefordert durch diese Personalie und eröffnete den zweiten Durchgang mit zwei Fernschüssen. Doch auch seinem talentierten Fußgelenk fehlte da noch die Präzision.

Die Münchner taten sich schwer gegen diesen tiefstehenden Gegner, das war nicht mehr zu übersehen. Wenig gelang ihnen über die Flügel, und im Zentrum stand Gomez, Robben oder Ribéry bei ihren Schusschancen immer jemand im Weg; vor allem Mathijsen mussten die Bayern als aufmerksame Nervensäge empfinden. Als Ribéry doch einmal frei zum Abschluss kam nach einer gelungenen Dreiecks-Kombination über Müller und Contento, spitzelte der Franzose den Ball am Tor vorbei (65.).

Der Elan des Könners

Van Gaal reagierte auf die vergebliche Suche nach dem Tor, für Gomez, der kaum am Spiel teilgenommen hatte, wurde der nächste Nationalstürmer eingewechselt: Klose. Auch HSV-Coach Bruno Labbadia, der die 90 Minuten im Stehen verfolgte, tauschte; für Stürmer Berg kam der offensive Mittelfeldspieler Pitroipa. Als erster konnte Klose auf sich aufmerksam machen, nach einer Gedankenlosigkeit von Jarolim und Boateng verzog er aus spitzem Winkel um einen guten Meter.

Die Minuten verrannen, wie am Samstag in Leverkusen, und so benötigten die Bayern am Ende den Elan eines ihrer Könner: Wieder einmal hatte der HSV zu leichtfertig den Ball verloren in der Vorwärtsbewegung, und Ribéry beendete die Überzahlsituation mit einem Antritt gegen Demel und sattem Abschluss ins kurze Eck (78.). Hätte Rost diesen Ball gehalten? Kurz darauf traf der soeben eingewechselte HSV-Angreifer Torun per Kopfball noch die Latte (83.), doch die Bayern-Fete mit Feuerwerk, Böllerschüssen und Tabellenführung geriet danach nicht mehr in Gefahr.

© SZ vom 01.03.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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