Kommentar:So ist Leipzig natürlich kein Bayern-Konkurrent

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Der frühere Leipziger Trainer Julian Nagelsmann (Mitte) gratuliert dem früheren Leipziger Spieler Marcel Sabitzer (rechts). Jetzt sind beide beim FC Bayern angestellt. (Foto: Annegret Hilse/Reuters)

Man kann den Münchnern nicht vorwerfen, dass sie im Sommer den Trainer und zwei prägende Spieler vom Rivalen verpflichtet haben. Spannend wird die Bundesliga so aber nicht.

Kommentar von Sebastian Fischer

Der effektivste Moment der Gegenwehr sah schön aus. Konrad Laimer schoss aus der Distanz, der Ball flog in den Winkel des Tors von Manuel Neuer. Und vielleicht hat sich so mancher, der es mit dem FC Bayern hält, da kurz gefragt: Wäre das nicht einer für uns? Nun ja: Tatsächlich haben die Münchner in diesem Sommer auch mit Konrad Laimer über einen Transfer gesprochen. Aber womöglich haben sie sich gedacht, dass sie ihn nicht auch noch brauchen. Er ist schließlich zentraler Mittelfeldspieler, genau wie Marcel Sabitzer, den sie sich geholt haben. Wenn sie gewollt hätten, dann wäre wohl auch Laimer noch aus Leipzig gekommen. Als Zugang Nummer vier.

Bayern gegen Leipzig, das war das erste Spitzenspiel dieser Saison, deshalb kann man diese Frage nun mal wieder stellen: Was bedeutet es für die Bundesliga, wenn der Titelverteidiger am vierten Spieltag mit 4:1 gegen den in der Vorsaison fähigsten (und trotzdem abgeschlagenen) Herausforderer gewinnt?

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Es war zunächst mal eine Leistung der Bayern, die man würdigen kann. Trainer Julian Nagelsmann hat die Mannschaft trotz einer turbulenten Saisonvorbereitung so ein- und aufgestellt und weder zu viel noch zu wenig am Erfolgssystem verändert, dass sie schon nach wenigen Wochen des Kennenlernens flüssigen Fußball spielt. Es war aber auch ein Beleg der Kräfteverhältnisse in der Bundesliga.

"Wir waren nicht so viel besser", hat Nagelsmann freundlicherweise gesagt. Aber ein knapper Erfolg war es sicher auch nicht. Und vor allem: Wer ein knappes Spiel erwartet hatte, muss sich den Vorwurf gefallen lassen, ein bisschen naiv zu sein. Wenn die besten Leipziger fast alle auf einmal zum FC Bayern wechseln, dann ist Leipzig natürlich erst mal kein ganz so hartnäckiger Bayern-Konkurrent mehr.

Die Leipziger Zuschauer haben pflichtgemäß gepfiffen - das war's auch schon

Man muss es sich vielleicht noch mal mit einem abwegigen Vergleich vor Augen führen, um es einzuordnen: Mal angenommen, Englands Meister Manchester City hätte in diesem Sommer nach Verstärkungen und einem Ersatz für Trainer Pep Guardiola gesucht - und dann nicht nur Ole Gunnar Solskjaer vom zuletzt ärgsten Verfolger und Rivalen Manchester United geholt, sondern auch den wichtigsten Abwehrspieler Harry Maguire sowie den wichtigsten Mittelfeldspieler Bruno Fernandes. Das klingt zwar verrückt, ist aber gewissermaßen in der Bundesliga mit den Transfers von Nagelsmann, Dayot Upamecano und Sabitzer nach München geschehen. Die Reaktion? Die Leipziger Zuschauer haben am Samstag beinahe pflichtgemäß gepfiffen. Das war's aber eigentlich auch schon.

Man kann es schließlich niemandem vorwerfen. Nicht den Bayern, für die es sehr kluge Investitionen waren. Nicht den begehrten Protagonisten, für die es logische Karriereschritte sind. Und auch nicht den Leipzigern, die schlichtweg keine Argumente haben, ihre Spieler zu halten, wenn die Bayern anfragen. Keine finanziellen, keine sportlichen, keine emotionalen.

Immerhin gibt es aber für einen anderen Konkurrenten gute Neuigkeiten, und damit ist nun nicht Borussia Dortmund gemeint, das ist eine andere Geschichte. Nein, der VfL Wolfsburg, der Tabellenführer, hat offenbar in Mark van Bommel einen Trainer gefunden, der die Mannschaft gut einzustellen weiß. Und der FC Bayern braucht gerade keinen neuen Trainer.

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