Bundesliga: FC Bayern:"Eine Schande!"

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Gegen Hilfe für 1860 München, gegen einen Ankauf von Manuel Neuer: Am harschen Protest an der Vereinspolitik beteiligen sich erstaunlich viele FC-Bayern-Fans.

Gerald Kleffmann

Schon mit dem Anpfiff war klar, dass etwas nicht stimmte mit den Fans in der Südkurve. Sie schwiegen, sie saßen, keine Fahne wehte. Acht Minuten lang ging das so, dann sprangen die Anhänger auf, machten Stimmung und zogen sogleich ein riesiges Stoffbild hoch. Darauf abgebildet: das 1860-Wappen samt Fadenkreuz. Der verhasste Nachbar und Arena-Mieter, der Zweitligist TSV1860 München, ist zum Abschuss freigegeben, sollte das heißen. Auch auf Hunderten hochgehaltener T-Shirts war das selbe Motiv zu sehen.

Heftiger Protest: Die Fans des FC Bayern sprechen sich gegen eine Verpflichtung des Schalker Torwarts Manuel Neuer aus. (Foto: Bongarts/Getty Images)

Diese Handlung war der Auftakt einer Reihe weiterer Aktionen, die am Ende, nach dem Spiel des FC Bayern München gegen Borussia Mönchengladbach am Samstag (1:0), Bayerns Sportdirektor Christian Nerlinger dazu veranlassten zu sagen: "Eine Schande für den FC Bayern, wie sich Teile der Fans verhalten haben." Stuttgart 21 hat die so genannten Wut-Bürger hervorgebracht - die Roten haben nun Wut-Fans.

Nahezu im Zehn-Minuten-Takt hielten jeweils verschiedene Fangruppen Spruchbänder hoch, auf denen die Bayern-Führung und insbesondere Präsident Uli Hoeneß scharf angegriffen wurden ("Blaue Schweine schlachtet man und rettet sie nicht. Und du willst Metzger sein, Uli" - "TSV + Uli: Restlaufzeit verkürzen").

Auslöser des vorgetragenen Unmutes ist die Rolle des FC Bayern beim aktuellen Überlebenskampf des TSV 1860. Wie Stefan Viehauser von der mitgliederstarken Fanklub-Dachorganisation "Club Nr. 12", die nicht unmittelbar an den Aktionen beteiligt war, äußerte, hätten viele Anhänger vor allem deshalb so sauer reagiert, "weil ihnen mehrmals gesagt wurde, der FCB könne und wolle 1860 nicht mehr helfen, man könne das den eigenen Fans nicht mehr zumuten - und dann kommt genau das Gegenteil heraus, nämlich dass die Bayern in der Staatskanzlei waren, weil sie den Löwen indirekt einen Kredit geben wollten".

Dass sich mittlerweile die Lage geändert und 1860 ohne konkrete Unterstützung des mächtigen Hauswirts sich eine Zwischenlösung im Kampf gegen die Insolvenz erarbeitet hat, spielte keine Rolle am Samstag. "Viele Fans glauben, dass Sechzig auch weiterhin von uns durchgeschleppt wird", sagte Viehauser.

Die Art des Protestes verteidigte der Sprecher, "für die Fans gibt es ja nicht so viele Möglichkeiten, ihre Meinung zu äußern". Dass bei manchem Spruch und bei dem Bild mit dem Fadenkreuz eine Überzeichnung angewendet wurde, sei als stilistisches Mittel zu bewerten. Zudem weist Viehauser darauf hin, dass sich nicht nur der harte Kern der Südkurve und die dort befindlichen Fanklubs Luft verschafft hätten. "Es haben ja fast alle Fanklubs ihre Banner verkehrt herum aufgehängt."

Damit bringen Anhänger zum Ausdruck, dass sie mit Vorgängen im Klub nicht einverstanden sind. An die 10.000 Besucher, glaubt Viehauser, hätten somit das Verhalten der FCB-Führung kritisiert, keine geringe Zahl wäre das. Einmal immerhin bewiesen die FCB-Fans so etwas wie Witz in der Kritik. Auf einem meterlangen Banner waren nur arabische Schriftzeichen zu sehen - 1860 steht ja derzeit aussichtsreich in Kontakt mit einem möglichen Investor aus Abu Dhabi, der sich die Löwen nun genauer anschauen will.

© SZ vom 04.04.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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