VfB Stuttgart:Die Leichtigkeit der Draufgänger

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Törchen Nummer 26: Sehrou Guirassy trifft mit spielerischer Leichtigkeit auch gegen Augsburg. (Foto: Alexander Hassenstein/Getty)

Während der VfB Stuttgart bereits fröhlich Europapokal-Lieder anstimmt, stellt sich beim schwäbischen Nachbarn Augsburg leichte Enttäuschung ein. Registriert wird ein Spannungsabfall.

Von Maik Rosner

Es gab in dieser Saison durchaus Parallelen zwischen dem VfB Stuttgart und dem FC Augsburg. Doch beim direkten Vergleich fielen vor allem die Gegensätze auf. Beide schwäbische Vereine können auf einen beachtlichen Aufschwung nach den Abstiegssorgen in der vergangenen Saison zurückblicken; zuletzt aber entfernten sich die Entwicklungskurven voneinander wie die Umlaufbahnen zweier doch sehr unterschiedlicher Planeten.

Dieser Umstand war beim hochverdienten 1:0 (0:0) der Stuttgarter Stilisten des Ballbesitzes durch Serhou Guirassys 26. Saisontor am Freitagabend in Augsburg nicht nur zu sehen, sondern danach auch zu hören. Die Hymne der Champions League erschallte in der Stuttgarter Kabine in Vorfreude auf die kommende Saison, für die sie einen Wunschgegner auserkoren haben. Von Trainer Sebastian Hoeneß über Sportdirektor Fabian Wohlgemuth bis zu den Spielern Maximilian Mittelstädt und Deniz Undav würden alle gerne auf Real Madrid treffen. "Hoffentlich machen wir die platt", sagte Undav sogar lachend.

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Das war Ausdruck jener draufgängerischen und spielerischen Leichtigkeit, mit der sich die VfB-Akteure Tabellenplatz drei gesichert und den Vereinsrekord von 70 Punkten aus der Meistersaison 2006/07 eingestellt haben. Darauf könnten alle "richtig, richtig stolz sein", befand Hoeneß. Nun hoffen sie, ihre bemerkenswerte Spielzeit sogar als Zweiter vor dem FC Bayern und hinter Meister Leverkusen abzuschließen. Man wolle die Saison gegen Mönchengladbach mit einem Sieg krönen, sagte Mittelstädt und ergänzte im Hinblick auf die Champions League, deren Hymne Kabinen-DJ Jamie Leweling erschallen ließ: "Wir können es kaum erwarten."

Mit wem sie durch Europa reisen werden, lässt sich bisher nicht präzise absehen. Die Zukunft einiger Spieler gilt als offen, darunter die von Guirassy, Chris Führich und Undav. Gewiss ist nur, dass die Stuttgarter ihre Mannschaft so weit wie möglich zusammenhalten möchten. Der aus Brighton geliehene Undav hat seinen Wunsch zu bleiben bereits klargestellt. Als wolle er das unterstreichen, gab der Angreifer zusammen mit Mittelstädt sogar jenes Liedgut vor einer Kamera zum Besten, das die Fans gerade besonders gern intonieren. "Nach all der Scheiße, geht's auf die Reise, Stuttgart international. Europapokal", sangen Mittelstädt und Undav vergnügt.

Für Augsburg dürfte es schwierig werden, Kapitän Ermedin Demirovic zu halten

Lange Zeit hatten auch die Fans des FC Augsburg vom zweiten Europa-Abenteuer ihrer Klubgeschichte träumen können. Nach zuletzt vier Niederlagen in Serie dürfte daraus nichts werden, zumal der FCA die Saison in Leverkusen beschließt. Im Verein hatten sie sich, wenn das Thema auf den Europapokal kam, trotz der positiven Entwicklung unter dem im Oktober engagierten Trainer Jess Thorup ohnehin stets zurückgehalten. Dass sich am Ende ihrer insgesamt erfolgreichen Saison mit der frühzeitig gesicherten Versetzung etwas Enttäuschung eingestellt hat, liegt eher an den jüngsten Leistungen. In den drei Spielen vor Stuttgart kassierte der FCA elf Gegentore.

Man müsse selbstkritisch Schlüsse ziehen aus dem wiederkehrenden Spannungsabfall am Saisonende, sagte Sportdirektor Marinko Jurendic auch in Bezug auf die Kaderplanung. Seine Frage lautet: "Welche Spieler gehören wirklich hierher?" Außer dem nach Brasilien zurückkehrenden Linksverteidiger Iago wurde zwar kein Spieler verabschiedet, doch weitere Fortgänge sind wahrscheinlich bei den Ergänzungskräften und beim Stammpersonal. Schwierig werden dürfte der Versuch, Kapitän Ermedin Demirovic (15 Tore, neun Vorlagen) zu halten. Der vom FC Fulham geliehene Rechtsverteidiger Kevin Mbabu möchte bleiben. Beim defensiven Mittelfeldspieler Kristijan Jakic, geliehen aus Frankfurt, müssen die Augsburger die Kaufoption über angeblich 5,5 Millionen Euro bis Ende Mai ziehen und werden das aller Voraussicht nach auch tun. Thorup wünscht sich, den Stamm zu halten, und Jurendic kündigte an, diesen punktuell mit Spielern zu verstärken. "Ich verpflichte lieber drei als sieben, aber die drei sollen richtig für uns sein", sagte er.

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