Bundesliga: Elf des Spieltags:Wenn Tore lachen

Die Eigentor-Geschichte der Bundesliga muss neu geschrieben werden, Familie Olic braucht einen neuen Weihnachtsmann und ein Torwart streitet. Die Torelf-des-Spieltages

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Die Eigentor-Geschichte der Bundesliga muss neu geschrieben werden, Familie Olic braucht einen neuen Weihnachtsmann und ein Torwart streitet. Die Torelf-des-SpieltagesEs war eine ereignisreiche Woche für VfB-Keeper Jens Lehmann (Bildmitte): Erst sorgte er mit seinem öffentlichen Wildgepinkel während der Partie gegen Urziceni für Aufsehen, dann bekam er für seine Kritik am Vorstand wegen des Babbel-Rauswurfs eine saftige Geldstrafe aufgebrummt und schließlich weigerte er sich, diese zu bezahlen. Dem noch nicht genug: Im Spiel gegen Mainz lernte Lehmann dann erstmals den Mainzer Stürmer Aristide Bancé kennen - und es wurde wahrlich keine Männerfreundschaft. Mitte der zweiten Halbzeit rammte der Mann aus Burkina Faso den Torwart-Oldie, woraufhin sich Lehmann minutenlang behandeln ließ. Kurz vor Schluss schlug Lehmann dann zurück: Er stieg dem streitlustigen Bancé (er hatte vergangene Woche bereits ein Stress-Intermezzo mit Maik Franz) auf die Füße und rempelte ihn leicht - zur Strafe gab's Rot für Lehmann und Elfmeter für Mainz. Selten hat ein Spieler sein Team auf ungeschicktere Weise um den Sieg gebracht - mal ganz abgesehen von den diversen eingangs erwähnten Eigentoren.Foto: dpa Texte: Jonas BeckenkampFoto: dpa

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Dass Fußballer gerne interne Wetten abschließen, ist nicht erst seit dem Manipulationsskandal bekannt. Bayerns Kroaten Daniel Pranjic und Ivica Olic bleiben nun durch eine Weihnachtsmann-Wette in Erinnerung. Hätte Pranjic bis Weihnachten nicht ins gegnerische Tor getroffen, er hätte an Heiligabend bei den Olics zu Hause den Weihnachtsmann geben müssen. Dessen Kinder Luka und Toni (sic!) freuten sich schon auf den netten Vollbart-Onkel mit Süßigkeitensäckchen. Doch dann hinkte der VfL Bochum so schwerfällig über den Rasen, dass selbst Pranjic zum entscheidenden Schuss kam. Nun muss sich Familie Olic einen neuen Weihnachtsmann suchen.Foto: AP

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Überhaupt, dieser Ivica Olic (li.) - oder sollten wir ihn gleich "die Lunge" nennen ob seiner beeindruckenden Kilometerfresser-Mentalität. Sein Sturmpartner Mario Gomez (re.) wäre bestimmt dafür: "Manchmal steht er neben mir und ich denke, er stirbt gleich. Dann zieht er wieder 40 Meter zum Sprint an. Er ist ein Phänomen", lobte der Nationalstürmer nach dem lockeren 5:1 der Bayern in Bochum den unermüdlichen Olic. Zwei Treffer und eine Vorlage gelangen dem Chef-Rackerer der Münchner diesmal - und gäbe es einen Preis für Einsatz und Effektivität, der kroatische Konditionsprofi läge in dieser Kategorie mindestens auf Kaiser-Niveau. Und was die Wette mit seinem Kumpel Pranjic betrifft: Bartträger wird Olic wohl nicht so bald.Foto: ddp

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Was sollte Hannovers Verteidiger Karim Haggui (re.) nach so einem Spiel noch sagen außer das: "Wenn es nicht so traurig wäre, könnte man fast schon darüber lachen." Das verrückteste Bundesligaspiel seit Jahren endete 5:3 für Mönchengladbach, wobei der traurige Tunesier zum sechsten doppelten Eigentorschützen der Ligageschichte wurde. Zuletzt war dieses Kunststück vor vier Jahren dem Mainzer Nikolce Noveski gelungen. Drei Eigentore in einem Spiel (Djakpa legte für Hannover bekanntlich noch eins drauf) hatte es zuvor erst einmal gegeben: Am 9. November 1963 beim 1:3 zwischen dem 1. FC Kaiserslautern und dem VfB Stuttgart - zwei davon gingen damals auf das Konto des Lauterers Dieter Pulter.Foto: ddp

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Das mit dem zielgenauen Einnetzen im eigenen Gehäuse kommt übrigens in den besten Familien vor: Selbst des Kaisers ruhmreiche Karriere zieren stolze vier Selbsttore und damit liegt Franz Beckenbauer immer noch zwei Treffer hinter dem erfolgreichsten Pechvogel der Liga, Manni "Bananenflanke" Kaltz, der sechs Mal am falschen Ende traf. "Das ist unglaublich: Da schießen wir hier sechs Tore und verlieren", meinte dann auch Hannovers Trainer Andreas Bergmann, der schon in der 58. Minute "sprachlos und gedankenlos" war. Was ging hier vor sich, mag er sich gedacht haben. Wollten seine Spieler am Thron des Kaisers rütteln? Wollten sie ihn in der einzigen Kategorie, in der dem Über-Franz überhaupt beizukommen ist, beerben? Bergmann tat letztlich das einzig Richtige und nahm es mit Galgenhumor, als er im "Sky"-Interview ungläubig den Kopf schüttelte und sich einen grinste.Foto: ddp

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Komplettiert wird Hannovers Eigentor-Armada durch den Ivorer Constant Djakpa (re.), der mit einem zielsicheren Schuss aus über 20 Metern ins eigene Netz zum 1:3 Anteil am Kuriositätenkabinett dieses denkwürdigen Nachmittags hatte. Von allen drei Fauxpas der Niedersachsen war Djakpas angeschnittene Bogenlampe in bester Manni-Kaltz-Manier das schönste Eigentor des Tages. Da wurden Erinnerungen wach an den 35-Meter-Kunstschuss von Helmut Winklhofer aus dem Jahr 1985. Der Abwehrspieler des FC Bayern drosch im Spiel gegen Uerdingen das Leder aus sagenhafter Entfernung haargenau in den eigenen Winkel. An dieser Stelle verbieten sich übrigens jegliche Namenswitze.Foto: AP

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Hannovers Christian Schulz erzielte übrigens auch ein Tor - und zwar ausnahmsweise am richtigen Ende. "Ich war heute einer der wenigen, die nicht ins eigene Tor getroffen haben", freute sich der Abwehrmann nach seinem Anschlusstreffer zum kurzzeitigen 3:4-Zwischenstand. Aber halt! War das nicht in Wirklichkeit auch ein halbes Eigentor? Gladbachs französischer Routinier Jean-Sébastien Jaurès (li.) hatte nach einer Abwehraktion die zündende Idee, ein bisschen am eigenen Fünfmeterraum (!) zu dribbeln und servierte Schulz den Ball so genau auf den Fuß, dass der schon plötzliche Krämpfe in beiden Beinen hätte bekommen müssen, um nicht zu treffen. Das Tor bekam schließlich doch Schulz zugeschrieben, aber auf den Spuren des Kaisers ist nach dieser Situation sicherlich eher Jaurès.Foto: dpa

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Das Kapitel Eigentore wäre an diesem Spieltag aber nicht komplett ohne den Bochumer Manndecker Mergim Mavraj (li.). Seinen missglückten Abwehrversuch zum 0:2 schaute er sich vielleicht beim nahezu deckungsgleichen 1:0 durch Gomez ab. Und weil es bei Selbsttoren so viel Spaß macht, Vergleiche zu ziehen, sei an dieser Stelle an den armen Portugiesen Polga von Sporting Lissabon erinnert. Der drosch das Spielgerät vor einigen Monaten zu Gunsten des FC Bayern ins eigene Netz: Im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League in München (7:1) tanzte Polga im eigenen Strafraum Polka und traf per Vollspann-Schuss zum 0:3. Mavraj machte es sich leichter: Er tanzte nicht, er ließ das Leder einfach locker über den Spann rutschen.Foto: AP

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Das Thema Haare kennt auch Kevin Kuranyi. Seit bei ihm nämlich die Mähne ab ist, trifft er unaufhörlich. Gegen Bremen schoss der einstige Nationalspieler bereits sein achtes Saisontor und fast könnte man meinen, da will sich einer noch einmal für die WM empfehlen. Darauf angesprochen sagte der Schalker jedoch nur: "Ich habe zu diesem Thema schon so oft etwas gesagt, das mache ich jetzt nicht mehr." Und die Frisur? Nun, die Bild-Zeitung machte aus ihm schon Kevin "Kurzhaaryi", vielleicht wäre es also an der Zeit für ein paar kleine Wetten mit den Teamkollegen. Dann bestünde auch endlich die Möglichkeit, das berühmte Kevin-Kuranyi-Bärtchen Geschichte werden zu lassen.Foto: Getty

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Okay, wir kennen inzwischen nahmhafte Mitglieder der Schalker Rasselbande um die ehemals unbekannten Nachwuchsspieler Lukas Schmitz, Joel Matip, Jan Moravec oder Levan Kenia. Und just als man endlich beruhigt festellen mochte, mit Felix Magaths aus dem Hut gezauberten 19- bis 22-Jährigen vertraut zu sein, wirft der Schalke-Coach seinen nächsten Trumpf in die Arena: Der junge Slowake Lubos Hanzel (Bildmitte, blond) ist der aktuellste No-Name aus Magaths jugendlicher Trickkiste. Der Abwehrmann kam im Sommer von Spartak Trnava und hat bereits ein Länderspiel für die Slowakei absolviert. Also, noch mal zum mitschreiben: Lubos Hanzel, Verteidiger, Slowake - damit nicht wieder eklatante Irrtümer die Runde machen, wie sie ZDF-Mann Rolf Töpperwien im "Aktuellen Sportstudio" initierte: Mit penetranter Ignoranz bezeichnete der nämlich Schalkes Peruaner Carlos Zambrano (re.) gleich dreimal hintereinander als "Italiener". Ob er ihn mit Zambrotta verwechselte?Foto: imago

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"Lupfen verboten" hatte einst der Kaiser in seiner Trainerzeit seinen Spielern klarzumachen versucht. Und was passierte? Mehmet Scholl lupfte, dass es eine wahre Freude war und schon bald begannen auch andere mutige Heber-Enthusiasten in der Bundesliga mit dem technisch schwierigen Chip unter den Ball. Aber was heißt beim Hamburger Holländer Eljero Elia schon "technisch schwierig"? Das Ballgefühl des Stürmers scheint von solch großer Klasse, dass ein Lupfverbot für ihn undenkbar wäre. Mit wie viel Gefühl er gegen Nürnberg den Ball zum 0:1 über den herauseilenden Club-Keeper Alexander Stephan bugsierte, war einfach nur bewundernswert - und hätte vielleicht sogar des Kaisers Dogma vom Heberverbot außer Kraft gesetzt.Foto: Getty

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