Bundesliga: Elf des Spieltages:Für eine Handvoll Walnüsse

Uli Hoeneß erklärt, dass für Bastian Schweinsteigers Vertragsverlängerung mehr als Nüsse nötig waren, Frank Rost zitiert Goethe und ein Torwart bewirbt sich für eine WM in Grönland.

des Spieltags

1 / 11
(Foto: dapd)

Uli Hoeneß erklärt, dass für Bastian Schweinsteigers Vertragsverlängerung nicht nur Hülsenfrüchte nötig waren, Frank Rost bewirbt sich für das Literarische Quartett und Kölns Faryd Mondragón hat verfrühten Abschiedsschmerz. Die sueddeutsche.de-Elf-des-Spieltags. Bastian Schweinsteiger hatte beim 3:0-Sieg über St. Pauli ein ordentliches Spiel im offensiven Mittelfeld geboten. Seine auffälligste Szene hatte Schweinsteiger diesmal nach dem Schlusspfiff. "Ich habe meinen Vertrag um fünf Jahre verlängert", gab der Nationalspieler kurz nach Spielende via Stadionmikro bekannt und versetzte die Münchner Arena damit in kollektive Verzückung. Auch Louis van Gaal zeigte sich gerührt von der Entscheidung seines Mittelfeldstrategen, vor allem weil der erklärte hatte, diese auch wegen ihm getroffen zu haben. Auf der anschließenden Pressekonferenz stützte der strenge Coach seinen Kopf auf seine Hand und sagte: "Dass er auch wegen mir verlängert hat, freut mich." Mijnheer van Gaal wirkte dabei fast väterlich. Texte: Jonas Beckenkamp und Albert Linner

2 / 11
(Foto: dapd)

Uli Hoeneß ist bekanntlich nicht nur Präsident des FC Bayern, sondern auch ein begnadeter Wurstfabrikant. Doch mit Knackern und Polnischen hatten die Vertragsverhandlungen mit Bastian Schweinsteiger nichts zu tun - und auch nicht mit Hülsenfrüchten. "Wir müssen uns davon verabschieden, dass auf diesem Niveau das Herz über einen Vertrag entscheidet. Wir haben nicht um Walnüsse gekämpft, sondern um harte Euro. Da muss man richtig viel Geld hinlegen," sagte der Bayern-Boss über den zähen Preiskampf, den Schweinsteigers Berater mit dem Vereinsmanagement geführt hatten. Am Ende verliefen die Gespräche erfolgreich: Schweinsteiger bleibt als Identifikationsfigur bis 2016 in München und bekommt dafür gewiss mehr als eine Handvoll Walnüsse.

3 / 11
(Foto: Bongarts/Getty Images)

Gleich drei Scorer-Punkte konnte Leverkusens Arturo Vidal beim 4:2 gegen den Hamburger SV verbuchen, wobei er auf einen gerne verzichtet hätte. Sein Eigentor aus der 49. Minute machte Vidal jedoch zwölf Minuten später wieder wett. Zuvor hatte er schon den Führungstreffer von Sidney Sam vorbereitet. Entsprechend selbstbewusst gab sich der Chilene nach dem Spiel, als er erklärte, die Meisterschaft sei für Leverkusen natürlich noch möglich. Das liegt vor allem auch an ihm selbst, denn Vidal spielt eine herausragende Saison im Leverkusener Mittelfeld. So herausragend, dass zuletzt sogar ein Interesse des FC Bayern an dem 23-Jährigen kolportiert wurde.

4 / 11
(Foto: Bongarts/Getty Images)

Der durchschnittliche Fußball-Profi gilt nicht als außerordentlich belesen. Spielkonsolen und andere Unterhaltungselektronik stehen gemeinhin höher im Kurs. Dass bei ihm aber die ganz großen Literaturklassiker daheim im Bücherregal stehen, bewies HSV-Torwart Frank Rost nach der 2:4-Niederlage gegen Leverkusen. Kritisiert hatte er seine Mannschaft zuletzt des Öfteren, diesmal zitierte er dafür sogar Großmeister Goethe: "Für irgendwas wird's gut sein, wenn man so eine Klatsche bekommt. Kennen Sie den Zauberlehrling? Die Geister, die ich rief ..." - sollte wohl so etwas wie ein Appell für mehr Selbstzweifel und kritisches Hinterfragen sein. Hamburgs Sportdirektor Bastian Reinhardt konnte Rosts Ausflug in die Welt der Literatur allerdings nicht viel abgewinnen: "Sich nach dem Spiel hinzustellen und etwas Kryptisches zu sagen - ich weiß nicht, wen er damit mitreißen will."

5 / 11
(Foto: Bongarts/Getty Images)

Man kann es Freiburgs Papiss Cissé nicht verdenken, dass er so verliebt in das Spiel war. Noch vollkommen euphorisiert von den 80 Minuten zuvor, konnte sich Cissé einfach nicht losreißen. Bei seiner Auswechslung ließ er sich so lange von den Fans feiern, bis er von Schiedsrichter Wolfgang Stark die gelbe Karte gezeigt bekam. Zuvor hatte der Senegalese mit seinen Saisontoren Nummer zwölf und 13 maßgeblichen Anteil am Freiburger 3:0-Sieg gegen Mönchengladbach und schloss zu Theofanis Gekas an der Spitze der Torschützenliste auf. Erst auf sanftes Schubsen seiner Mannschaftskollegen hin, war er schließlich bereit, sich vom liebgewonnenen Spiel zu trennen. Vielleicht dachte Cissé auch, er habe sich einen vorzeitigen Weihnachtsurlaub verdient. Denn nach der gelben Karte ist er nun im letzten Vorrundenspiel in Leverkusen gesperrt.

6 / 11
(Foto: Bongarts/Getty Images)

Zwei Tore geschossen, das Spiel quasi im Alleingang entschieden - Didier Ya Konan war zweifellos Hannovers Mann des Abends beim 2:1-Sieg über den VfB Stuttgart. Dem Stuttgarter Torwart Sven Ulreich verpasste er bei seinen Saisontoren acht und neun sogar die Höchststrafe, als er ihn bei beiden Treffern tunnelte. Dann verging Ya Konan allerdings das Lachen, denn er verletzte sich am Meniskus. Operation unumgänglich, Hinrunde vorzeitig beendet. Und als wäre das nicht ärgerlich genug, fiel der Ivorer damit auch für das Torwandschießen im samstagabendlichen ZDF-Sportstudio aus. Ya Konans Ehefrau musste einspringen, sie war aber trotz größtem Bemühen nicht so treffsicher wie ihr Gatte tags zuvor.

7 / 11
(Foto: Bongarts/Getty Images)

Die Geschichte des 1:0-Sieges des 1. FC Köln gegen Eintracht Frankfurt ist schnell erzählt. Die Geschichte von Kölns Torwart Faryd Mondragón ist da schon etwas komplizierter. Die Beziehung zwischen Klub und Torwart hatte in dieser Saison einigen Schaden genommen. Mondragón stand mehrere Wochen lang gar nicht mehr im Kader. Der inzwischen geschasste Manager Michael Meier fädelte zu jener Zeit einen genialen Deal ein: Der 39-jährige Mondragón wechselt im Winter nach Philadelphia, USA, der FC zahlt dafür noch einige Zeit dessen Gehalt weiter. Dann hütete der Kolumbianer plötzlich wieder das Tor und das auch noch sicher. Der Abgang nach Amerika ist aber unumkehrbar, also stand Mondragón am Samstag mit seinen Kindern vor dem Kölner Publikum und weinte zum Abschied. Dabei war sein Abgang eigentlich verfrüht - Köln bestreitet erst im Pokal-Achtelfinale gegen den MSV Duisburg das letzte Heimspiel der Hinrunde. Große Gefühle sind programmiert.

8 / 11
(Foto: dapd)

Ganz Köln zuckte zusammen. Nur eine Minute war gegen Eintracht Frankfurt gespielt, da landete Lukas Podolski nach einem Zweikampf so dumm auf seinem ohnehin instabilen rechten Fuß, dass er humpelnd weiterlief. 22 Minuten versuchte es der Nationalspieler noch mehr oder weniger auf einem Bein - dann musste er, ohne den Ball auch nur einmal berührt zu haben, vom Feld. Eigentlich tragisch, wäre da nicht der 1:0-Siegtreffer des 19-jährigen Christian Clemens in der zweiten Halbzeit gewesen. Und die Meldung, die tags darauf die Runde machte: Kein Bänderriss bei Podolski, lediglich ein gestauchter Knöchel. Da schnaufte ganz Köln tief durch.

9 / 11
(Foto: dapd)

Tage wie diesen wünscht sich wahrlich kein Torhüter. Lauterns Keeper Tobias Sippel stand gegen Wolfsburg 90 Minuten beschäftigungslos in seinem Kasten - und der Himmel öffnete seine Tore. Keinen einzigen Schuss musste der frierende FCK-Schlussmann abwehren, kein einziges Mal lieferten die erschreckend schwachen VfL-Angreifer einen Grund, weshalb Sippel an diesem unwirtlichen Nachmittag nicht gleich bei seiner Oma zum Torte essen vorbeischauen hätte können. "Das ist schon undankbar, wenn man da hinten drinsteht bei der Kälte und es regnet. Aber was soll ich machen?" entgegnete der gebürtige Pfälzer auf die besorgte Nachfrage eines ZDF-Reporters, ob Sippel nicht alle Glieder gefroren waren vor lauter Langeweile. Am Ende gab's für Sippel & Co. wenigstens einen Punkt und die Gewissheit, dass er beim DFB wohl erste Wahl wäre, falls die Fifa in einem Anflug von Wahnsinn die WM 2026 nach Grönland vergibt.

10 / 11
(Foto: dapd)

Das 0:0 des 1. FC Kaiserslautern gegen den VfL Wolfsburg war wahrlich kein großer Aufreger. Nach 92 trostlosen Minuten sorgten aber wenigstens die Trainer an der Seitenlinie für ein bisschen Unterhaltung. Kaiserslauterns Marco Kurz echauffierte sich lautstark in Richtung seines Wolfsburger Kollegen Steve McClaren - warum, wusste eigentlich niemand so genau. Es ging wohl um einen Zweikampf an der Seitenlinie. Mehrere Medien wollen sogar das böse Wort "Bastard" von Kurz' Lippen abgelesen haben. McClaren war darüber not amused und brüllte nicht minder laut zurück. Sein Ko-Trainer Pierre Littbarski warf sich wagemutig zwischen die beiden Streithähne und verhinderte Schlimmeres. Nach dem Abpfiff hatten sich die Wogen allerdings bald wieder geglättet und Kurz ging auf Schmusekurs: "Wir sind eben beide zu alt und können nicht mehr mitkämpfen, da machen wir uns so ein wenig Luft. Ich habe aber großen Respekt vor meinem Kollegen."

11 / 11
(Foto: dapd)

Hamit Altintop ist nicht unbedingt als großer Knipser bekannt. Fünf Tore hatte er bislang in 56 Spielen für den FC Bayern erzielt. Wenn Altintop aber trifft, dann richtig. Für ein phantastisches Volley-Tor im Trikot der türkischen Nationalmannschaft ist er sogar unter den Nominierten für das schönste Tor des Jahres der Fifa. Und auch sein Führungstreffer gegen den FC St. Pauli hatte es in sich. Altintop wuchtete den Ball aus 20 Metern in den Torwinkel. Dass sein tolles Tor nach dem Spiel nur wenig Würdigung erfuhr, lag in erster Linie an Teamkollege Bastian Schweinsteiger und dessen Vertragsverlängerung.

© sueddeutsche.de/alin/jbe - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: