Bundesliga: Eintracht Frankfurt - Schalke 04:Im falschen Film

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Die Frankfurter durften beim 0:0 gegen Schalke 04 ob ihrer Leistung zufrieden sein, sich über das Ergebnis indes gewaltig ärgern. Bei den Schalkern wird es genau umgekehrt sein.

Jürgen Schmieder

Als sich vor der Partie die Spieler beider Mannschaften begrüßten, da gaben sich auch der Schalker Raúl und der Frankfurter Theofanis Gekas die Hand. Sie sahen sich kurz an, dann lächelten sie. Beide tragen die Berufsbezeichnung "Stürmer" und sind der lebende Beweis, dass beide Jobs unterschiedlich interpretiert werden und doch zum gleichen Ergebnis führen können. Beide Angreifer blieben am Samstag ohne Tor - und weil auch sonst keiner treffen wollte, endete die Partie zwischen Eintracht Frankfurt und Schalke 04 mit 0:0.

Drunter und drüber - und am Ende doch nur 0:0: Halil Altintop und Jefferson Farfan im Zweikampf. (Foto: AP)

Der Spanier Raúl nimmt stets aktiv am Spiel seiner Mannschaft teil, er glänzt durch herausragende Annahme des Balles, im Laufe seiner Karriere bekam er die Spitznamen el enigma und el capitan verliehen. Während seiner Zeit auf Schalke könnte noch ein weiterer hinzukommen: el filosofo. In einem Interview unter der Woche sagte Hobbyphilosoph Raúl: "Was schlecht anfängt, wird am Ende meistens gut."

Theofanis Gekas dagegen trägt keinen Spitznamen, dass er an einem Spiel teilnimmt, wird meist nur durch den Blick auf den Spielberichtsbogen und die Anzeigetafel deutlich - wobei dies doch als Inspiration für einen Beinamen dienen könnte. Man müsste nur die Begriffe Stammspieler und Torschütze so kombinieren, dass es irgendwie aussprechbar wäre. Auf Gekas bezogen sind die beiden Worte ohnehin Synonyme, er stand in dieser Spielzeit sieben Mal von Beginn an auf dem Platz und schoss ebenso viele Tore. Die Saison des griechischen Stürmers wirkt bislang wie ein eigentlich stinklangweiliger Film, von dem die Zuschauer letztendlich doch begeistert sind.

In der Bundesliga wirkte Schalke zuletzt wie der Film eines genialen Regisseurs mit herausragenden Darstellern, der am Ende für den Zuschauer stinklangweilig und nervig daherkommt. Raúl sagte unter der Woche zwar: "Ich fühle mich viel, viel jünger, mindestens fünf Jahre." Nur: Vor fünf Jahren erzielte Raúl ganze fünf Tore, es war die niedrigste Saisonausbeute seiner Karriere.

Es war eine durchaus ansehnliche Partie in der ersten Halbzeit, die Frankfurter störten ihren Gegner bereits beim Spielaufbau, nach Ballgewinn kombinierten sie sich schnell und schnörkellos durchs Mittelfeld und kam so zu zahlreichen Torchancen. Alexander Maier schoss ebenso über das Tor (10.) wie Patrick Ochs (19.), wobei nicht einmal der Videobeweis auflösen konnte, wer den Ball auf den höher gelegenen Platz auf der Tribüne prügelte. Marco Russ köpfte neben das Tor (28.), Halil Altintop traf nach einer Ecke nur das Außennetz (37.).

Schalke 04 dagegen brauchte etwa 15 Minuten, um sich an das Pressing des Gegners zu gewöhnen, erspielte sich dann aber einige Gelegenheiten. Die beste Chance hatte Raúl in der 18. Spielminute, der nach einem feinen Spielzug über Jurado und Farfan das Spielgerät gekonnt mitnahm, mit seinem Schuss jedoch an Torhüter Oka Nikolov scheiterte. Kurz vor der Pause versetzte Klaas-Jan Huntelaar seinen Gegenspieler im Strafraum und gleich danach seinen besser postierten Kollegen Raúl - sein Schuss aus spitzem Winkel wurde von Nikolov pariert.

Felix Magath reagierte zur Pause auf die eher zurückhaltende Vorstellung seines Teams und schickte Moritz für Rakitic aufs Spielfeld, was zunächst zur Folge hatte, dass nun Moritz und nicht Rakictic staunend die Offensivbemühungen des Gegners verfolgte. Wie schon in der ersten Halbzeit begannen die Frankfurter forsch und hätten nach 70 Spielminuten deutlich führen können - doch die Kopfbälle von Russ (47.) und Maier (55.) gingen ebenso am Tor vorbei wie alle sechs Frankfurter Torschüsse im ersten Spielabschnitt.

Ja wirklich: Schalke 04 hatte eine Torchance - die Raúl vergab. (Foto: AP)

Als dann auch noch Alintop aus drei Metern über das Tor schoss (69.) und einem Treffer von Gekas (75.) wegen Abseits zurecht die Anerekennung versagt wurde, da mussten die 51.000 Zuschauer in Frankfurt fürchten, dass dieser interessante Film, den sie da sahen, kein Happy End haben könnte.

Die Gefahr eines unglücklichen Endes war indes erstaunlich gering, weil sich Schalke in der zweiten Halbzeit keine einzige Torchance erspielen konnte. Sie trugen die wenigen Angriffe unkonzentriert vor, leisteten sich schon im Mittelfeld zahlreiche Abspielfehler und die Ballkontakte von Raúl und Huntelaar konnte man auch dann anzeigen, wenn man eine Hand in der Hosentasche ließ.

So blieb es bei einem durchwachsenen Ende für beide Mannschaften. Die Frankfurter durften ob ihrer Lesitung zufrieden sein, sich über das Ergebnis indes gewaltig ärgern. Bei den Schalkern, die sich derzeit ohnehin im falschen Film fühlen, dürfte es genau umgekehrt sein.

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