Bundesliga:Guirassy? Nein, Undav!

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Sanft vorbeigelegt: Nach nicht mal einer Minute stupst VfB-Stürmer Deniz Undav (links) den Ball ins Tor von Kevin Trapp. (Foto: Oliver Vogler/Imago)

Der VfB Stuttgart hat mehr als einen treffsicheren Stürmer und feiert einen Sieg gegen enttäuschende Frankfurter. Tabellenführer Leverkusen gewinnt einfach weiter. Das Wichtigste zum Spieltag.

Von Carsten Scheele, Ralf Tögel und Jonas Wengert

Eintracht Frankfurt - VfB Stuttgart 1:2 (1:2), Tore: 0:1 Undav (1.), 1:1 Anton (26., Eigentor), 1:2 Undav (45.+1.)

Vielleicht hat die Eintracht vor dem Anpfiff ein wenig aufgeatmet - denn in der Startelf des VfB fehlte Topstürmer Serhou Guirassy. Der womöglich nicht wieder ganz fitte Guineer saß zu Beginn der Partie auf der Bank. Doch das Spiel hatte kaum begonnen, da verflog jede Frankfurter Erleichterung: Die Stuttgarter pressten von der ersten Sekunde an, gewannen den Ball, den Maximilian Mittelstädt auf links abschirmte und in die Mitte gab. Dort steckte Enzo Milliot durch auf Deniz Undav, der das Spielgerät am heraus eilenden Eintracht-Torwart Kevin Trapp vorbei spitzelte - nach nur 59 Sekunden kullerte der Ball ins Tor.

Anschließend bestimmten zwar die Frankfurter das Geschehen - für den Ausgleich war aber erneut ein Schwabe verantwortlich: Waldemar Anton fälschte eine Flanke so unglücklich mit dem Kopf ab, dass sie in hohem Bogen über den überrumpelten VfB-Torwart Alexander Nübel ins Tor flog. So unkonzentriert die Eintracht diese erste Halbzeit begann, so beendeten sie diese auch: Undav stand nach einer Halbfeldflanke von Mittelstädt völlig frei und köpfte zur erneuten VfB-Führung ein. Es war bereits das siebte Tor des Sommerzugangs im neunten Saisonspiel. Stuttgart hat also neben Guirassy einen weiteren äußert torgefährlichen Stürmer.

Zur Pause war dann Schluss für Schiedsrichter Felix Brych. Er hatte sich im ersten Durchgang das Knie verdreht und konnte nach einer Behandlung zunächst weitermachen. Dann aber war Schluss in seinem Rekordspiel, Brych zog mit 344 Bundesligapartien in der ewigen Schiedsrichterrangliste mit Spitzenreiter Wolfgang Stark gleich. Für Brych übernahm der vierte Offizielle Patrick Schwengers, der so zu seinem ersten Bundesligaeinsatz kam.

Fußballerisch passierte im zweiten Durchgang wenig: Frankfurt enttäuschte und kam kaum zu klaren Chancen und der VfB verwaltete die Führung. Ungewöhnlich warn nur noch, dass der eingewechselte Guirassy eine gute Gelegenheit ausließ - zum neunten Stuttgarter Saisonsieg reichte es dennoch.

Borussia Dortmund - Borussia Mönchengladbach 4:2 (3:2), Tore: 0:1 Reitz (13.), 0:2 Koné (28.), 1:2 Sabitzer (30.), 2:2 Füllkrug (32.), 3:2 Bynoe-Gittens (45.), 4:2 Malen (90+7.)

Jawoll: Niclas Füllkrug (links) jubelt mit Teamkollege Jamie Bynoe-Gittens. (Foto: Ina Fassbender/AFP)

Borussia Dortmund ist aktuell ein schwer zu verstehendes Gebilde. Da spielt der BVB gegen Gladbach anfänglich wie eine Mannschaft, die bis in die letzte Faser von Unsicherheit erfasst ist, liegt nach 28 Minuten folgerichtig 0:2 zurück. Doch dreht dann auf, als gäbe es die aktuelle Krise überhaupt nicht: Erst zwei Tore binnen zwei Minuten durch Marcel Sabitzer und Niclas Füllkrug, dann der Führungstreffer am Ende einer wilden Halbzeit durch Jamie Bynoe-Gittens. So spielt normalerweise eher ein Team, das in Sachen Selbstvertrauen keinerlei Probleme verspürt.

Die Gladbacher versuchten alles in der zweiten Halbzeit, schafften den Ausgleich aber nicht mehr. Christoph Kramer verzog tief in der Nachspielzeit aus aussichtsreicher Position. Also machte Donyell Malen mit einem Sprint aufs leere Gladbacher Tor alles klar. Wo der BVB nach diesem nervenaufreibenden Heimsieg steht, weiß er vermutlich selbst nicht. Das müssen dann die nächsten Spiele gegen Milan (Champions League), Leverkusen, Stuttgart (DFB-Pokal) und Leipzig zeigen.

Werder Bremen - Bayer Leverkusen 0:3 (0:2), Tore: 0:1 Deman (10., Eigentor), 0:2 Frimpong (43.), 0:3 Grimaldo (76.)

Vergebens gestreckt: Werder-Torwart Michael Zetterer kann das Eigentor seines Teamkollegen Olivier Deman zur Leverkusener Führung nicht verhindern. (Foto: Cathrin Mueller/Getty Images)

Man benötigt nicht viel Fantasie für die Annahme, dass sich Leverkusens Trainer Xabi Alonso an seinem 42. Geburtstag einen Sieg gewünscht hatte. Auch, weil seine Mannschaft bei Werder Bremen entsprechend zielgerichtet zur Sache ging. Teil eins der Wunscherfüllung ging noch etwas untypisch vonstatten, weil die Gäste die tatkräftige Mithilfe des Bremers Olivier Deman benötigten, dem der Ball nach beim Klärungsversuch vom linken Fuß ins eigene Tor sprang. Das 2:0 war schon eher typisch: Granit Xhaka auf Jonas Hofmann, der sieht Piero Hincapié, dessen Zuspiel Jeremie Frimpong per Direktabnahme mit einem satten Schuss ins linke obere Eck kurz vor der Pause vollendet.

Pech für die Bremer, als ein Treffer von Marvin Ducksch (62.) wegen einer hauchdünnen Abseitsstellung nicht gegeben wurde. Bremen kam etwas auf, doch dann erinnerte sich Alejandro Grimaldo an den Ehrentag seines Trainers und schnürte mit seinem feinen Schlenzer aus spitzem Winkel ins rechte obere Toreck die Schleife um das Geschenk. Alonso darf sich zudem wieder über die Tabellenführung freuen.

1. FC Union Berlin - FC Augsburg 1:1 (0:1), Tore: 0:1 Demirovic (39., Foulelfmeter), 1:1 Volland (88.)

Union Berlin bejubelt den Ausgleichstreffer von Kevin Volland (2.v.l.). (Foto: Matthias Koch/Imago)

Die Unioner mussten zwischendurch an eine Verschwörung glauben. Wie verhext schien das Tor des FC Augsburg, der Ball wollte einfach nicht über die Linie. Dabei sollte nach neun Bundesligapleiten am Stück und dem Abschied von Trainer Urs Fischer nun endlich alles anders werden. Die Köpenicker hatten in der ersten Halbzeit zwar nicht mehr vom Spiel, dafür aber die klaren Chancen - zur Pause lag dennoch der FCA vorn. Ermedin Demirovic hatte einen nicht unumstrittenen Foulelfmeter verwandelt.

In Halbzeit zwei erhöhte Union den Druck und bekam nach einer knappen Stunde selbst einen Elfmeter zugesprochen: Endlich die Chance, den Torlos-Fluch zu beenden - aber Verteidiger Kevin Knoche scheiterte an Augsburg-Torwart Finn Dahmen. Der hielt auch darüber hinaus mehrfach glänzend. Ein vermeintlicher Treffer von Robin Gosens zählte wegen Abseitsstellung nicht. Kurz vor Ende durfte die Alte Försterei dann aber doch noch jubeln: Kevin Volland verwandelte eine Kopfballablage ins rechte untere Eck und setzte der Unioner Niederlagenserie in der Bundesliga ein Ende. Nächste Woche geht es zu den Bayern.

VfL Wolfsburg - RB Leipzig 2:1 (1:0), Tore: 1:0 Wind (9.), 1:1 Poulsen (52.), 2:1 Rogério (66.)

Enttäuschte Gesichter: Leipzig verliert nicht nur das Spiel gegen Wolfsburg sondern auch den Anschluss an die Tabellenspitze. (Foto: Swen Pförtner/dpa)

Ob RB Leipzig aktuell ein Spitzenteam ist, ist keine einfach zu beantwortende Frage. Aber ein Spitzenteam, das hätte an diesem Nachmittag wohl etwas mehr mitgenommen beim VfL Wolfsburg als null Punkte und das nächste enttäuschende Ergebnis. Leipzig hatte mehr vom Spiel, öfter den Ball, die besseren Chancen eigentlich auch - am Ende siegte trotzdem Wolfsburg, durch Treffer von Jonas Wind und Rogério. Und Leipzig rutscht in der Tabelle ab, nun auf Rang fünf.

SC Freiburg - SV Darmstadt 98 1:1 (1:1), Tore: 0:1 Honsak (18.), 1:1 Höler (35.)

Niederlage verhindert: Freiburgs Lucas Höler (links) erzielt das 1:1 gegen Darmstadt. (Foto: Tom Weller/dpa)

Der Arbeitstag für Freiburgs Trainer Christian Streich begann reichlich unschön: Gleich der erste Abschluss der Gäste vom SV Darmstadt landete im SC-Kasten: Nach einer schönen Kombination der Gäste rannte Philipp Lienhart in den Schuss von Mathias Honsak, der abgefälschte Ball war für Freiburgs Torwart Noah Atubolu nicht zu halten. Unglücksrabe Lienhart war aber um schnelle Wiedergutmachung bemüht, die ihm mit einem feinen Steckpass im Darmstädter Strafraum auf Maximilian Eggestein gelang. Dessen Querpass vollendete Lucas Höler zum Ausgleich der spielerisch überlegenen Gastgeber.

Nach der Pause rannte Freiburg an, oft zu kopflos. In der bisherigen Saison musste Darmstadt fünf Treffer in der Schlussviertelstunde hinnehmen, im Breisgau konnte der Viertletzte, der so knapp vor der roten Zone bleibt, dieses Unglück verhindern. Auch weil Torhüter Alexander Brunst bei seinem Bundesligadebüt einen Eggestein-Kopfball in höchster Not über die Latte lenkte.

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