Bundesliga:Dembélé - eine Sternschnuppe für den BVB

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Sie nennen ihn "Ous": Der 18-jährige Ousmane Dembélé ist die neue Attraktion von Borussia Dortmund. Frankreich trauert ihm schon nach.

Von Oliver Meiler

In Frankreich rufen sie ihn "Ous" (phonetisch: Us), und das könnte sich auch in Deutschland einbürgern. Man kann den Namen langziehen, im Torjubel zum Beispiel. Borussia Dortmunds neuer junger Stürmer Ousmane Dembélé, bald 19, hat sich im französischen Profifußball in weniger als einem Jahr zu einem viel beachteten Phänomen entwickelt.

Und so kommt es, dass die Sportzeitung L' Equipe, die nie um schöne Bilder verlegen ist, "Ous" schon mit viel Poesie nachtrauert: "Während sechs Monaten hat Ousmane Dembélé Frankreich Fußball verzaubert", schreibt das Blatt, "er hat die Meisterschaft ausgeschmückt wie ein Weihnachtsschaufenster, sie mit seinen technischen Süßigkeiten gepudert." Doch es sei mit ihm wie mit diesen Träumen, die sich mitten in der Nacht verflüchtigen - "viel zu schnell".

Natürlich geht es auch eine Nuance prosaischer. Dembélé kam in Vernon in der Normandie zur Welt, durchlief einen Teil der Jugend beim nahen FC Evreux. Er war damals aber gar nicht so sicher, ob er nicht eher Futsal spielen wollte, Fünf gegen Fünf. Im Klein-Klein kamen seine erstaunlichen Finessen am Ball besser zur Geltung, seine Wendigkeit, die Beidfüßigkeit.

Mit Zwölf wechselte er in die Bretagne, zum Traditionsverein Stade Rennais. Die Familie zog mit. In Rennes empfahl er sich für die französische Jugendnationalmannschaft, Stufe um Stufe, er spielte mit allen Altersklassen.

Knatsch um den Vertrag in Rennes

Im vergangenen Sommer gab es dann viel Knatsch bei den Vertragsverhandlungen. Stade Rennais schien nicht restlos überzeugt gewesen zu sein vom Potenzial des Spielers, den es ausgebildet hatte. Der Streit ging so weit, dass Dembélé ein Vorbereitungslager des Klubs in Deutschland boykottierte. Sein Unmut war umso grösser, als es bereits damals Offerten aus dem Ausland gab, eine davon kam aus Lissabon, von Benfica immerhin. Am Ende einigte man sich doch noch. Rennes sicherte sich die Dienste von "Ous" und legte eine Freikaufklausel von fünf Millionen Euro fest. Über den recht bescheidenen Betrag sollte man sich bald noch ärgern.

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Dembélé spielte in der nun ablaufenden Saison 25 Begegnungen, erzielte dabei zwölf Tore und gab fünf Torvorlagen. Als Newcomer, aus dem Nichts gewissermaßen. Vor einigen Tagen wurde er zum besten Nachwuchsspieler der Meisterschaft gewählt.

Die Leistungen des selbstbewussten dünnen Mannes fielen auch deshalb auf, weil sie immer spektakulär garniert waren, mit bemerkenswerten Tempoläufen und schnellen Dribblings. Man warf ihm zunächst vor, eigennützig zu spielen, ein bisschen zu ballverliebt, mit Hang zur Nummer. Doch das war nur Genörgel. Rennes steht auf dem siebten Rang, und "Ous" war an einem Drittel der erzielten Treffer maßgeblich beteiligt. Für einen Einstand ist das schon beachtlich.

Angebote aus England

Die Angebote aus dem Ausland häuften sich in den vergangenen Monaten. Besonders viele sollen aus England gekommen sein, aus der Premier League: FC Liverpool, Manchester United, der ein oder andere Verein aus London. Jedenfalls wurde das so kolportiert. Als Rennes sich des großen Interesses bewusst wurde, so erzählt man sich in Frankreich, habe es bereut, die Klausel für Käufer so tief angesetzt zu haben. Und Dembélé soll bis zuletzt gezweifelt haben, ob England nicht reizvoller sei als Deutschland, auch für die Eltern. Am Ende einigte man sich mit der Borussia auf eine kolportierte Transfersumme von 15 Millionen Euro plus Bonus.

L' Equipe übrigens betitelte ihren Artikel zum Wegzug Dembélés mit einem hübschen Wortspiel: "Dembélé, l'étoile filante." Wörtlich übersetzt heißt das: Sternschnuppe. Gemeint ist aber eher: Der neue Star saust schon davon. Viel zu früh natürlich.

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