Bundesliga:Stuttgart dreht auf

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Erzielte den zweiten Stuttgarter Treffer: Deniz Undav (links). (Foto: Heiko Becker/HMB-Media/Imago)

Der VfB zeigt beim 3:0 gegen Frankfurt eine ganz starke Halbzeit. Mainz dreht die Partie gegen Hoffenheim, Leipzig gewinnt gegen Wolfsburg, das nun Abstiegssorgen hat. Das Wichtigste zum Spieltag.

Von Andreas Liebmann, Carsten Scheele und Julian Sieler

VfB Stuttgart - Eintracht Frankfurt 3:0 (3:0) , Tore: 1:0 Guirassy (11.), 2:0 Undav (17.), 3:0 Leweling (37.)

Spielfreudig, schnell im Kopf und in den Beinen, zudem gnadenlos effizient: Der VfB Stuttgart hatte das Spiel gegen Eintracht Frankfurt schon zur Halbzeit entschieden. Angelo Stiller schickte nach elf Minuten Serhou Guirassy auf die Reise, der Guineer erzielte sein 25. Ligator. So viele gelangen keinem VfB-Spieler zuvor, nicht einmal Mario Gomez. Kurz darauf eroberte Deniz Undav den Ball von seinem Nationalmannschaftskollegen Robin Koch, er marschierte los und schloss zentimetergenau ab. Ein drittes Mal ging es für die Eintracht zu rasant, Undav spielte den Ball hinter die letzte Linie, Leweling war auf und davon - 3:0.

Passend zum vor dem Spiel feierlich abgeschlossenen Umbau der Stuttgarter Arena stimmte an der Architektur des VfB-Spiels sehr vieles: der geordnete Aufbau, die Läufe hinter die Verteidigung und die Pässe eben dorthin. In der zweiten Halbzeit spielte Eintracht Frankfurt geordneter, der VfB Stuttgart weniger zielstrebig, und so blieb es bei dem Resultat. Die Mannschaft von Trainer Dino Toppmöller muss um die Qualifikation für die Europa League bangen, dem Gegner vom Samstagabend ist sie durch den Sieg - dem elften Ligaspiel in Serie ohne Niederlage - nicht mehr zu nehmen. Es wird jedoch immer wahrscheinlicher, dass die europäische Reise den VfB nicht nach Bilbao oder Bergamo führen wird, sondern nach Madrid oder Liverpool.

FC Bayern - 1. FC Köln 2:0 (0:0), Tore: 1:0 Guerreiro (65.), 2:0 Müller (90.+3)

Wie wichtig den Bayern diese Bundesliga-Saison wohl noch ist? Sieben Wechsel im Vergleich zum Champions-League-Spiel beim FC Arsenal sind ein Signal, dass die Präferenzen doch auf einem anderen Wettbewerb liegen könnten. Mit Mathys Tel, Noussair Mazraoui und Thomas Müller in der ersten Elf fiel der Start gegen abstiegsbedrohte Kölner tatsächlich schwer. Harry Kane hätte in der ersten Halbzeit zur Führung treffen können, sein Ball prallte aber vom Pfosten ins Aus. Auch Tel traf nur Aluminium. Die Kölner hatten ebenfalls eine ordentliche Anzahl an Chancen, nur ein Tor fiel zunächst nicht.

Die Bayern bejubeln den Treffer von Raphael Guerreiro (2.v.l.). (Foto: Michaela Stache/AFP)

Die zweite Halbzeit begann mit der Verletzung von Kingsley Coman, dem direkt vor dem Champions-League-Rückspiel am Mittwoch gegen Arsenal die nächste Ausfallzeit droht. Und dem verdienten Einsnull der Münchner durch Guerreiro, der eine kurz ausgeführte Ecke per Distanzschlenzer sehenswert ins Kölner Tor setzte. Der gesperrte Trainer Thomas Tuchel sah aus seiner Logenbox anschließend noch den späten Entscheidungstreffer per Konter von Müller. Leverkusen kann damit erst am Sonntag Meister werden. Und ab jetzt volle Konzentration auf Arsenal.

Borussia Mönchengladbach - Borussia Dortmund 1:2 (1:2), Tore: 0:1 Sabitzer (22.), 0:2 Sabitzer (28., Foulelfmeter), 1:2 Wöber (36.)

Etwa sieben Minuten hielt Sébastien Haller noch durch, dann geschah das Unvermeidbare: Er wurde ausgewechselt. Es war der erste Startelfeinsatz des vom Pech verfolgten Dortmunder Stürmers seit vergangenem September. Noch vor der zweiten Spielminute war Gladbachs Nico Elvedi in ihn hineingerauscht, der zwar den Ball traf, aber auch ein bisschen Sprunggelenk - und in der neunten Minute trottete Haller mit nachdenklicher Miene wieder nach draußen. Für ihn kam Youssoufa Moukoko.

Sehr treffsicher: Dortmunds Marcel Sabitzer. (Foto: Ina Fassbender/AFP)

Offensiv war danach ein anderer Dortmunder auffällig, nämlich Marcel Sabitzer. Der drosch den Ball in der 22. Minute aus spitzem Winkel und vollem Lauf so hart aufs Tor, dass Gladbachs Keeper Jonas Omlin kaum noch zucken konnte, legte per Strafstoß gleich das 0:2 (28.) nach, nachdem Nathan Ngoumou Nico Schlotterbeck auf dem Fuß gestanden hatte, und nach der Pause verwandelte Sabitzer sogar noch einen weiteren Foulelfmeter - diesen allerdings mitten hinein in die noch laufende Überprüfung durch den VAR, nach der Schiri Badstübner den Elfer tatsächlich wieder komplett einkassierte. Omlin hatte zuvor neben dem heranfliegenden Karim Adeyemi auch noch ein kleines bisschen Ball erwischt.

Weil Dortmunds Abwehr noch vor der Pause Maximilian Wöber allein zum Anschluss hatte köpfeln lassen und Adeyemi bald darauf erneut flog, nämlich mit Gelb-Rot vom Platz (55.), wurde die Partie noch spannend, Dortmund aber verteidigte die knappe Führung.

RB Leipzig - VfL Wolfsburg 3:0 (1:0), Tore: 1:0 Olmo (14.), 2:0 Sesko (68.), 3:0 Openda (82.)

Ein Gruppenkuscheln werde es nicht geben, hatte Leipzigs Trainer Marco Rose vor der Partie gegen den VfL Wolfsburg vermutet, trotz aller Wiedersehensfreude. Und natürlich er behielt recht: Nicht mal ein Einfachkuscheln ließ sein Stürmer Dani Olmo zu. Noch ehe VfL-Verteidiger Cedrik Zesiger in der 13. Minute so richtig Körperkontakt mit dem Spanier aufnehmen konnte, entwand sich Olmo dem Annäherungsversuch durch eine schnelle Drehung, die er gleich mit einem Flachschuss aus 18 Metern verband - zur frühen Leipziger Führung. Wolfsburgs Trainer Ralph Hasenhüttl missfiel das sichtlich. Dabei hatte Rose ihn gemeint, als es ums Gruppenkuscheln ging, schließlich war Hasenhüttl hier einer seiner Vorgänger, der in der Saison 2016/17 mit 67 Zählern den bis heute gültigen Leipziger Punkterekord aufstellte - und den einige Spieler noch in bester Erinnerung haben.

Die Leipziger Benjamin Sesko (rechts) und Lois Openda jubeln. (Foto: Jan Woitas/dpa)

Sein alter Rekord dürfte Hasenhüttl zurzeit kaum beschäftigen; eher die Frage, wieso seine abstiegsbedrohten Wolfsburger nach dem Rückstand weder körperliche Nähe noch Attacke suchten, sondern eher planlos nebenherliefen. Vor dem 2:0 hatte Maximilian Arnold Probleme mit plötzlichem Körperkontakt: Nach einem Rempler verlor er den Ball, den Konter über Xavi verwandelte Benjamin Sesko zur Vorentscheidung für Leipzig. Lois Openda erhöhte, nachdem er sich, klar: der Umklammerung von Sebastiaan Bornauw entzogen hatte.

1. FSV Mainz 05 - TSG 1899 Hoffenheim 4:1 (0:1) , Tore: 0:1 Kaderabek (19.), 1:1 Burkardt (47.), 2:1 Mwene (51.), 3:1 Gruda (63.), 4:1 Onisiwo (88.)

Der FSV Mainz 05 konnte im Spiel gegen die TSG Hoffenheim das erste Mal seit dem zweiten Spieltag auf einen direkten Nichtabstiegsplatz springen. Mainz tat alles, um diese Chance zu ergreifen, spielte furios und siegte 4:1. Die Mannschaft von Bo Henriksen drehte die Hoffenheimer Halbzeitführung innerhalb von 16 Minuten zum 3:1. Zunächst erzielte Jonathan Burkardt sein fünftes Saisontor, dann fälschte der Hoffenheimer Ozan Kabak einen Schuss ins eigene Tor ab, und Brajan Gruda vollendete einen Mainzer Konter. Kurz vor Spielende setze Karim Onisiwo den Schlusspunkt.

Jonathan Burkhardt (links) trifft für Mainz zum Ausgleich. (Foto: Torsten Silz/dpa)

Für Platz 15 reichte es zwar wegen des Bochumer Punktgewinns nicht, doch die Ausgangslage ist für Mainz nach acht Toren aus zwei Spielen deutlich vielversprechender als noch vor wenigen Wochen. Lange war der Kampf um den Klassenverbleib eine geschlossene Gesellschaft der Vereine aus Darmstadt, Köln und Mainz. Jetzt reißt Mainz die Konkurrenz aus Bochum, Wolfsburg oder Union Berlin wieder mit hinein, drei Vereine, die sich eigentlich schon gerettet gewähnt hatten.

VfL Bochum - FC Heidenheim 1:1 (0:0), Tore: 0:1 K. Schlotterbeck (82., Eigentor), 1:1 K. Schlotterbeck (90.)

VfL Bochum gegen den 1. FC Heidenheim, das ist nicht nur das Duell der beiden Bayern-3:2-Besieger, es ist auch das Duell des dienstältesten gegen den dienstjüngsten Trainer der Bundesliga: Heidenheims Frank Schmidt ist seit 6053 Tagen im Amt, sein Gegenüber Heiko Butscher seit vier Tagen. Für Bochum folgte auf den Sieg gegen den bayerischen Serienmeister, dessen Serie bald enden wird, eine Pleitenserie, die letztlich zur Entlassung von Trainer Thomas Letsch führte.

In der Hauptrolle: Bochums Keven Schlotterbeck (rechts) trifft auf beiden Seiten. (Foto: Joerg Nieberga/Eibner/Imago)

Spieler des Spiels war ohne jeden Zweifel der Bochumer Keven Schlotterbeck. Er erzielte zwei Tore, das Spiel endete 1:1. Sein höchst unglückliches wie kurioses Gegentor in der 81. Minute machte er durch einen wuchtigen Kopfball mit Ablauf der regulären Spielzeit wett. Dies ist eine Spezialität des Verteidigers. Bereits am neunten Spieltag gelang ihm dieses Kunststück. Durch das Unentschieden verhinderte Bochum den Absturz auf den Relegationsplatz, doch Mainz ist noch näher herangerückt.

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