Bundesliga: Borussia Dortmund:Panther als Schnäppchen

Lesezeit: 3 min

Borussia Dortmund importiert den Welttorjäger Lucas Barrios, der in Chile in 38 Spielen 37 Tore erzielte. Es könnte das Geschäft des Jahres werden.

Freddie Röckenhaus

Als Lucas Ramon Barrios am Samstagabend nach einem 24 Stunden-Flug aus Santiago de Chile in Düsseldorf landete, hielt sich das Aufsehen noch in Grenzen. Wer kennt schon den Torjäger von CSD Colo Colo? Selbst wenn der in 38 Meisterschaftsspielen 37 mal getroffen hat und sich deshalb mit dem Titel des "Welttorjägers" schmückt. Mit der schönen Anonymität beim Fliegen und anderswo dürfte es für Lucas Ramon nun allerdings vorbei sein. Am Trainingsgelände seines neuen Arbeitgebers Borussia Dortmund wird die ganze Woche über Massenandrang erwartet. Am Sonntag drängten sich die ersten 500.

Dynamisch, schnell, wuchtig, mit einer erstaunlich feinen Technik (Foto: Foto: AP)

Die 37 Tore des Lucas Barrios, 24, sind schon auf der Internet-Filmchen-Plattform YouTube eine Attraktion. Dort hat jemand alle Treffer des Argentiniers im Trikot von Colo Colo hintereinander geschnitten. In schlechter Bildqualität - aber ein Fallrückzieher bleibt ein Fallrückzieher. Eine beeindruckende Arbeitsprobe. BVB-Trainer Jürgen Klopp bestreitet allerdings, dass Dortmund den Welttorjäger sozusagen im Internet gefunden und bestellt habe: "Wir haben nicht nur seine 37 Tore auf YouTube gesehen. Unser Scout hat ihn zehn- oder elfmal beobachtet, seit etwa einem halben Jahr. Wir kennen seine Qualitäten sogar schon länger", sagt er, "aber wir hatten keinen Platz im Kader frei und das Geld für den Transfer war nicht da."

Das hat sich vergangene Woche geändert, weil BVB-Torjäger Alexander Frei sich zum FC Basel verabschiedete, dabei über zwei Millionen an Jahresgehalt freisetzte und ziemlich genau jene 4,5 Millionen Ablösesumme einbrachte, die man praktischerweise jetzt an Colo Colo weiterleiten kann. Schon am Sonntag musste Barrios, trotz endlosem Flug am Tag zuvor, das erste Mal beim BVB mittrainieren. "Aber er fand das super", berichtet Vorstandschef Hans-Joachim Watzke, "weil er einfach unbedingt nach Europa wollte." Beim ersten Trainingskick verschaffte sich Barrios mit drei Treffern gleich mal standesgemäßen Respekt - und verweigerte nach dem Duschen klug jede Prognose, wie oft er denn nun in der Bundesliga treffen werde.

"El Pantera" haben sie ihm in Santiago als Markennamen gegeben, weil Barrios wie ein weißer Panther zuschlage: Dynamisch, schnell, wuchtig, mit einer erstaunlich feinen Technik, angesichts seiner 1,89 Meter Körpergröße. Nur in den letzten Wochen habe es der Panther eher ruhig angehen lassen. Chilenische Zeitungen vermuten dahinter das Signal von Barrios an Colo Colos Vereinsbosse, ihn nun gehen zu lassen, damit er seinen frischen Ruhm als Welttorjäger in Europa versilbern könne.

Unentschlossene Konkurrenten

Dortmunds Sportdirektor Michael Zorc soll den Kontakt mit Colo Colo und Barrios schon länger gepflegt haben. Im Frühjahr war Barrios offenbar schon halbwegs mit Hertha BSC einig, doch den Berlinern fehlte nach dem Verpassen der Champions League angeblich das Kleingeld für das Geschäft. Zuletzt waren angeblich noch AS Rom und Lazio Rom an Barrios interessiert, aber zu unentschlossen.

Vorstandschef Watzke gibt sich Mühe, die Erwartungen an den Stürmer ebenso zu unterdrücken, wie die eigenen Hochgefühle: "Ein Transfer in dieser Größenordnung birgt immer Risiken. Hätten finanzstarke Klubs ernsthaft mitgeboten, hätten wir keine Chance gehabt." Kann sein, dass Borussia das Schnäppchen des Jahres gelungen ist, kann aber auch sein, dass der Torjäger Barrios, der am Samstag erstmals deutschen Boden betrat, Akklimatisierungsprobleme bekommt.

Mehr Gegenwehr als in Chiles Liga ist jedenfalls zu erwarten. "Aber ob jemand einen Torriecher hat und weiß, wie man Tore schießt, erkennt man unabhängig von der Liga", findet Watzke. Der Argentinier entspricht dem Profil, das sich Trainer Klopp gewünscht hatte: Statt eines weiteren eher kleingewachsenen Stürmers sollte Alex Frei durch einen wuchtigen Strafraumspieler ersetzt werden.

Barrios bekommt einen Vierjahresvertrag. In den letzten Jahren wechselte er im Jahrestakt die Klubs, im Sommer 2008 aus Guadalajara/Mexiko nach Santiago. Bei den meisten Klubs, vor allem in seinem Heimatland Argentinien, tat sich Barrios keineswegs als Torjäger auf Knopfdruck hervor. Lediglich bei Deportes Cobreloa, ebenfalls in Chile, gelang ihm eine ähnliche beeindruckende Quote. Aber dasselbe galt auch für Wolfsburgs Bundesliga-Torjäger Grafite, bevor der nach Niedersachsen wechselte. Argentiniens Nationaltrainer Diego Maradona soll Barrios jedenfalls demnächst zu einem ersten Länderspiel einladen wollen.

© SZ vom 27.07.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Fußball: Rückennummern
:Spieler mit der 0, Torwart mit der 8

Trikotnummern hatten im Fußball schon immer eine große Bedeutung. Ein Überblick über seltene, kuriose und gesperrte Rückennummern.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: