Bundesliga:Leverkusen ist pünktlich Tabellenführer

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Küsschen nach dem Tor: Nadiem Amiri (re.) freut sich mit Wendell (Foto: Getty Images)

Mit einem 4:1 gegen Hoffenheim überflügelt Bayer die Bayern - eine Woche, bevor die beiden Klubs in der Liga aufeinandertreffen.

Von Philipp Selldorf, Leverkusen

Zuschauer waren zwar wieder nicht zugelassen, als Bayer Leverkusen am Sonntagabend seine Erfolgsserie fortsetzte und mit einem 4:1-Sieg gegen die TSG Hoffenheim den Spitzenplatz vom deutschen Meister FC Bayern übernahm, aber auf eine dem Coup angemessene Klang-Kulisse brauchten die neuen Tabellenführer nicht zu verzichten. Auf der nahen Bismarckstraße veranstalteten diverse Traktoren während der zweiten Halbzeit minutenlange Hupkonzerte, die im Stile einer Stockhausen-Komposition wie Festmusik ins Stadion schallten. Sie begleitete ein Spiel, das alles andere als eintönig verlief, die Hoffenheimer leisteten robuste Gegenwehr, konnten sich offensiv aber nicht so wirkungsvoll durchsetzen wie die Hausherren.

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Ein Traumtor von Florian Wirtz beendete in der 55. Minute die beste Phase der TSG, die nach dem Anschlusstor durch Christoph Baumgartner drauf und dran war auszugleichen. Nicht nur wegen des Tores hatte Wirtz großen Anteil am nächsten Bayer-Erfolg. Der Mittelfeldspieler aus Pulheim bei Köln ist zwar erst 17, lenkt aber den Leverkusener Betrieb wie ein altgedienter Spielmacher.

Spätestens eine Viertelstunde vor dem Abpfiff nahm die TSG selbst die Spannung aus dem Spiel. Zunächst leistete sich Grillitsch eine offenbar unziemliche Bemerkung gegenüber dem Schiedsrichter und empfing dafür mit der zweiten gelben Karte einen Feldverweis, dann tat es ihm Posch nach, der sich mit einem nutzlosen Handspiel den Rauswurf verdiente. Ein Elfmeter, den Lucas Alario verwertete, rundete das Bild ab.

Bis zum selbstverschuldeten Knockout der TSG hielt das Spiel, was man sich von ihm versprechen durfte. Es dauerte bloß 14 Sekunden, bis aus einem der beiden Strafräume der erste Alarm gemeldet wurde. Hoffenheim übernahm die Eröffnung: Florian Grillitsch hatte freien Zugriff auf den Ball nach Andrej Kramarics Flanke, verfehlte aber das Ziel. Die Leverkusener ließen sich nicht beeindrucken und setzten ihr Spiel eben dort fort, wo sie es am Donnerstag beim 4:0 gegen Slavia Prag beendet hatten.

Der schnelle Rhythmus der englischen Wochen ist dieser Mannschaft offenbar keine Last, sondern ein Vergnügen, Bayer nahm sich keine Schonfrist nach dem Warnschuss der TSG, ging umgehend selbst zum Angriff über und kam mit der ersten Ecke prompt zum Erfolg. Standards sind in dieser Saison ein bewährtes Leverkusener Erfolgsmittel, Assistenztrainer Rob Maas leistet als Sonderbeauftragter offenbar ganze Arbeit, das Erfolgsrezept ist die Vielfalt - es gibt kein Schema, das der Gegner erwarten darf. Diesmal spielte Leon Bailey den Ball nicht hoch und lang, sondern kurz auf Nadiem Amiri, nahm ihn gleich wieder entgegen und schlenzte ihn dann in die lange Ecke. Das war mindestens beeindruckend.

Bald danach nutzte Bailey einen Hoffenheimer Blackout zum 2:0 aus. (Foto: Thilo Schmuelgen /Reuters)

Die TSG ließ sich den Schock nicht anmerken und zwang dem angehenden Tabellenführer ein intensives Kampfspiel auf. Am Bayer-Strafraum endete aber meistens ihre Initiative, die Sturmspitzen Kramaric und Ilyas Bebou konnten sich gegen die starke Leverkusener Deckung um Edmond Tapsoba und Jonathan Tah selten durchsetzen. Unfreiwillig betätigte sich Mittelstürmer Kramaric stattdessen auf der Gegenseite als Vorlagengeber. Eine planlose Rückgabe des kroatischen Nationalspielers zu Torwart Oliver Baumann geriet zum perfekten Steilpass für Bailey, der den weit aufgerückten TSG-Schlussmann locker umspielte und ins leere Tor traf. Der Anfang einer Hoffenheimer Pannenserie, die bis in die Nachspielzeit dauern sollte.

Bayer Leverkusen hat nun nicht zu irgendeinem Zeitpunkt den FC Bayern in der Tabelle überholt. Sondern eine Woche vor dem Liga-Hit gegen ebenjenen FC Bayern.

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