Bundesliga:Aubameyang erledigt Mainz

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Erster Treffer der neuen Saison: Pierre-Emerick Aubameyang jubelt nach dem 1:0 gegen Mainz. (Foto: Patrik Stollarz/AFP)

Zwei Treffer des Gabuners bescheren Borussia Dortmund einen 2:1-Sieg gegen Mainz. Thomas Tuchel wirkt während des Spiels nicht sehr zufrieden.

Von Dominik Fürst

Der personifizierte Trost für alle Fußballfans, die Pep Guardiola jetzt schon vermissen, stand am Samstagnachmittag in Dortmund an der Seitenlinie und fuchtelte mit den Armen. Thomas Tuchel wirkte unzufrieden, säuerlich, er wedelte mal mit der linken, mal mit der rechten Hand und an einer Stelle schlackerten seine Finger durch die Luft wie die Rotorblätter eines Hubschraubers. Offiziell hat Guardiolas Erbe ein gewisser Carlo Ancelotti in München angetreten, in Wahrheit lebt der nach England ausgewanderte Katalane in Gestalt seines Geistesverwandten Tuchel in Dortmund weiter.

Der BVB traf am ersten Spieltag dieser neuen Bundesliga-Saison auf den FSV Mainz 05 - und an der Seitenlinie polterte also Tuchel bereits nach wenigen Minuten, er gestikulierte und schrie seine Mannschaft an. Man hatte als Beobachter keine Chance ihn zu verstehen, doch Tuchels Spieler schienen seine geheimen Zeichen richtig zu deuten: Dortmund gewann nach zwei Treffern von Pierre-Emerick Aubameyang (17./89.) und einem späten Gegentor durch Yoshinori Muto (92.) zum Auftakt mit 2:1 - "ein mühsamer Sieg", wie Tuchel nach dem Spiel feststellte.

Schürrle auf Aubameyang - im zweiten Versuch klappt es

Es war nach Supercup (0:2-Niederlage gegen Bayern) und Pokal (3:0-Sieg gegen Trier) der erste Auftritt des generalumgebauten BVB in der Bundesliga, ein Schaulaufen für 80 000 neugierige Fans. Es stellten sich vor: die Zugänge Marc Bartra, der vom FC Barcelona kam und im Idealfall der neue Mats Hummels in Dortmunds Abwehr wird, Sebastian Rode im defensiven Mittelfeld, Ousmane Dembélé auf dem rechten Flügel und André Schürrle auf der Seite gegenüber. Außerdem neu: Linksverteidiger Marcel Schmelzer trug die Kapitänsbinde (ebenfalls als Hummels-Nachfolger). "Er hat großes Verantwortungsbewusstsein und hohe Sozialkompetenz. Das war eine logische Entscheidung", hatte Tuchel dazu am Freitag gesagt. Der Knüller-Zugang dieser Spielzeit, Mario Götze, fehlte dem BVB indes noch verletzt.

Als es losgehen sollte, waberte roter Rauch durchs Stadion - ein paar Mainzer Fans hatten in ihrem Block mit Bengalos gezündelt. Als Zuschauer sah man zunächst nichts. Dann verzog sich der Rauch, die Partie lief bereits zehn Minuten, und an der Seitenlinie tauchte Thomas Tuchel auf, der seinen Oberschenkel als Unterlage benutzte, um ein Stück Papier zu bekritzeln. Der Trainer des BVB wirkte nicht glücklich.

Dabei gab es für ihn im Verlauf der Partie durchaus Grund zur Freude: Der 19-jährige Dembélé zum Beispiel flitzte, zu schnell für die Mainzer Abwehr, an der rechten Außenbahn entlang und leitete die erste BVB-Großchance ein, mit einer Flanke auf Schürrle, der den Ball auf Aubameyang abtropfen ließ, woraufhin der 25-fache Torschütze der vergangenen Spielzeit FSV-Torwart Jonas Lössl zu einer großen Parade zwang.

Das war nur die Einleitung, kurz darauf durfte sich Tuchel ohne Einschränkung freuen: Wenige Sekunden nach seinem ersten Versuch erreichte eine Schürrle-Flanke erneut Aubameyang, der unbewacht am langen Pfosten lauerte, und diesmal konnte der Gabuner nicht anders, als den Kopf hinzuhalten und die Führung zu erzielen. 1:0 für Dortmund, die Kameras zeigten Tuchel nicht.

Was den BVB-Coach zu diesem Zeitpunkt womöglich noch ärgerte, waren elf wackere Mainzer, die sich vom Rückstand nicht entmutigen ließen und den Dortmundern einen wahren Wettkampf abverlangten (im Unterschied etwa zu Werder Bremen am Vorabend in München). Zweimal musste BVB-Torhüter Roman Bürki eingreifen, gegen Fabian Frei und Karim Onisiwo parierte er jeweils nicht ganz ungefährliche Flachschüsse. Die größte Mainzer Gelegenheit ergab sich nach der Pause für Christian Clemens, der aus kurzer Entfernung knapp übers Tor zielte.

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Das kann ja was werden: Der FC Bayern verfeinert unter Trainer Ancelotti sein System und spielt plötzlich Instinktfußball. Der 6:0-Auftakt gegen schauerlich schlechte Bremer ist ein Fest der Freiheiten.

Aus dem Stadion von Jonas Beckenkamp

Danach rissen die Dortmunder das Spiel wieder an sich, drängten die Mainzer zurück und umzingelten sie phasenweise im eigenen Strafraum. Dembélé und Schürrle wechselten die Seiten, Rode versuchte sich hinter Shinji Kagawa als zweiter Taktgeber, vorne wirbelte Aubameyang wie gewohnt und unermüdlich die gegnerische Abwehr auf. Bloß Torchancen ergaben sich keine mehr. Erst als Onisiwo kurz vor Schluss im Strafraum Schürrle umriss, ergab sich für Aubameyang per Strafstoß die nächste Gelegenheit: Der Gabuner erhöhte auf 2:0.

Und dann schreckten die Mainzer in der 92. Minute noch einmal das Dortmunder Stadion auf. Der eingewechselte Muto verkürzte nach einem Überfallkonter auf 2:1 - nun aber grollte Tuchel an der Seitenlinie nicht mehr, er saß in seinem Trainerhäuschen und wartete auf den Schlusspfiff. Der 2:1-Sieg beschert ihm die erste drei Punkte der neuen Saison, mindestens ebenso wichtig dürfte ihm am Ende noch eine bestimmte Statistik gewesen sein: Der BVB hatte gegen Mainz mehr als 70 Prozent Ballbesitz. Darauf hat auch Pep Guardiola immer Wert gelegt.

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