Open Championship in Liverpool:Sogar Loch 17 wird neu designt

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Abstand von der golfpolitischen Debatte: Rory McIlroy will sich zunächst wieder auf den Sport konzentrieren. (Foto: Paul Childs/Reuters)

Auch vor dem vierten Major des Jahres geht es um die saudische Beteiligung am Golfsport. Weiterhin steht das Turnier in Hoylake aber für Kontinuität - trotz Veränderungen am Platz.

Von Felix Haselsteiner

Es gab Jahre, da wäre Grün Nummer 17 die größte Veränderung im Golfsport gewesen. Im Royal Liverpool Golf Club pflegen sie die Traditionen ihres alten Platzes genauso wie auf all den anderen Plätzen in der sogenannten Open Rotation, dem Club der stetig wechselnden Austragungsorte der Open Championship, des ältesten Golfturniers der Welt.

In diesem Jahr ist wieder der Platz in Hoylake, ein kleines Stück Küste unterhalb von Liverpool, dran, zum ersten Mal seit 2014 - und die Engländer haben sich etwas fast schon Spektakuläres überlegt. Ein komplett neues Golfloch haben sie gebaut, die 17 ist jetzt ein 123 Meter kurzes, aber sehr schwieriges Loch, was auf einem Platz, der seit 1884 existiert, einer Revolution gleichkommt und in Expertenkreisen großes Aufsehen erregt. Nur: Außerhalb dieser kleinen Riege an Insidern geht die Nachricht schon wieder unter, so wie derzeit die meisten Geschichten im Golfsport untergehen, die nicht von den ganz großen Themen rund um Saudi-Arabien und den Deal handeln, der den Sport mehr verändern wird als das Neu-Design eines traditionellen Golfplatzes.

Als es spannend wurde, tauchte PGA-Tour-Boss Monahan ab

In den 151 Jahren Open Championship jedenfalls hatte in der Woche vor dem Turnier noch nie eine US-Senatsanhörung mit dem Überthema "Golfsport" stattgefunden. Eine höchst brisante Ansammlung von Dokumenten war in der vergangenen Woche offengelegt worden. Zugleich hatten Vertreter der US-PGA-Tour vor dem Senat in Washington ausgesagt, was seitdem Spieler und auch sonst alle beschäftigt, die in irgendeiner Form Teil jener Golfwelt sind, deren Zukunft so unklar ist.

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Ein Report des US-Senats zeichnet auf 276 Seiten die Hintergründe des umstrittenen Golf-Deals zwischen der PGA Tour und dem saudi-arabischen Staatsfonds nach. Die Amerikaner plädieren auf Notwehr - die Saudis hätten "unendlich viel Geld".

Von Felix Haselsteiner

Wissen darüber, wie genau der Zusammenschluss von PGA Tour und LIV Tour unter dem Dach einer neuen Organisation mit der Finanzierung des saudi-arabischen Staatsfonds PIF aussehen soll, hat weiter nur eine kleine Gruppe. Der Rest hofft und sorgt sich. "Eine Partnerschaft, in der beide Seiten mit dem Ergebnis zufrieden sind, und in der jeder das beste Golfprodukt entwickeln kann, das wir auf den Markt bringen können", das sei die Hoffnung des Weltranglistenersten Jon Rahm. Fragender Zusatz: "Wie auch immer das aussehen mag."

Andere sind besorgter, wie der Amerikaner Xander Schauffele. Er kritisierte vergangene Woche direkt PGA-Tour-Boss Jay Monahan - weil dieser erst drauf verzichtet hatte, Spieler nach ihrer Meinung zu seinem Vorhaben des Deals mit den Saudis zu befragen und dann für Wochen krankgemeldet abtauchte. "Er hatte mein Vertrauen, und jetzt hat er es viel weniger", sagte Schauffele: "Und ich stehe nicht alleine da, wenn ich das sage. Er wird einfach unsere Fragen beantworten müssen, wenn er zurückkommt."

Rory McIlroy will diesmal nicht staatstragend kommentieren

Eine dieser entscheidenden Fragen wird sein, ob die Spieler, die loyal zur alten Tour blieben und nicht schon im vergangenen Jahr für viel Geld auf die LIV-Tour wechselten, nun eine Art Ausgleichszahlung für ihre Loyalität bekommen. Der Plan des PIF nämlich sieht vor, dass bald wieder alle gemeinsam spielen sollen - was dann allerdings bedeuten würde, dass die LIV-Spieler um einige Millionen reicher aus der ganzen Sache herausgehen würden. Die Saudi-Seite immerhin hatte eine derartige "Entschädigung" offenbar bereits hintergründig angeboten.

Als Befürworter einer solchen Zahlung hatte sich auch Rory McIlroy geäußert - der in dieser Woche allerdings schweigt. Nach seinem Sieg beim Vorbereitungsturnier in Schottland sagte der Nordire seine Pressekonferenz am Dienstag ab und spielte lieber friedlich eine Proberunde. Im Wissen, dass er wieder einmal in der Rolle gewesen wäre, sich staatstragend zur Golfpolitik zu äußern, was er ausdrücklich nicht mehr so häufig tun möchte wie noch im vergangenen Jahr.

McIlroy wollte stattdessen den Fokus auf den Sport legen und auf das Major-Turnier, das er 2014 noch an Ort und Stelle gewann. Loch 17 sah damals noch anders aus in Hoylake, dem Ort, der trotz seiner optischen Veränderung inmitten der ganzen Unklarheit für Beständigkeit im Golf steht: Was immer passieren wird in den kommenden Monaten, die vier Majors werden einen unveränderten Stellenwert genießen.

Einerseits, weil sie offene Wettbewerbe sind, für die sich Spieler aller Touren qualifizieren können - und auch weil sich die Institutionen, die sie organisieren, noch um die wirklich wichtigen Dinge für die Zukunft ihres Sports kümmern. Man konzentriere sich darauf, "möglichst viele Menschen weltweit zum Golfspielen zu motivieren", sagte Martin Slumbers der Chef der R&A, des Ausrichters der Open, am Mittwoch bei seiner Pressekonferenz: Während sich die einen mit mehr Geld für reiche Spieler beschäftigen, kündigte Slumbers an, dass die R&A in den kommenden zehn Jahren 200 Millionen Pfund investieren wolle - in weltweite Projekte zur Förderung des Breitensports.

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