Bremens Manager Klaus Allofs:Rüber ins Schlaraffenland

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Klaus Allofs gelangen als Bremer Manager die besten Transfers, wenn es dem Klub finanziell schlecht erging. Nun umgarnt ihn der Global Player VW mit solch verführerischer Liquidität, dass Allofs sich fühlen könnte wie ein Weidelamm, das von verbrannter Erde auf saftige Wiesen gelockt wird.

Ulrich Hartmann

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Die Voraussage spektakulärer Transfers im Fußball ist bisweilen ein rhetorischer Indizienprozess. Ist Bremens Manager Klaus Allofs jüngst nach seinen Kontakten zum VfL Wolfsburg gefragt worden, so antwortete er: "Es gibt kein Angebot vom VfL Wolfsburg, und es hat keine Gespräche gegeben." Wurde Allofs nach möglichen Gesprächen mit der Konzernführung von Volkswagen befragt, sagte er: "Jetzt bitte keine Spitzfindigkeiten!"

Die präzise Wortwahl des eloquenten Managers lässt einen Verdacht zu: Nicht die Führung des Konzerntochter "VfL Wolfsburg Fußball GmbH" hat Allofs kontaktiert, sondern auf direktem Wege die Unternehmensspitze. Dies wäre nicht nur ein Indiz für die keineswegs abgeflaute Fußballvision im Autokonzern, sondern erst recht für die monetäre Vehemenz, mit der Transfers nach Wolfsburg abgewickelt werden können. Der Global Player (Jahresumsatz: 160 Milliarden Euro) umgarnt Allofs mit solch verführerischer Liquidität, dass sich der beim klammen SV Werder finanziell stark eingeschränkte Manager fühlen könnte wie ein Weidelamm, das von verbrannter Erde auf saftige Wiesen gelockt wird.

In diesem vermeintlichen Paradies hat der entlassene Trainer-Manager Felix Magath allein in seiner zweiten Wolfsburger Amtszeit binnen 19 Monaten für 28 Spieler geschätzte 70 Millionen Euro investieren dürfen. Allofs, in Bremen mehr und mehr zur bilanziellen Raison verpflichtet, käme mit großem Appetit und der schmerzvollen Erfahrung ins Schlaraffenland, in Bremen zuletzt ein Minus von fast 14 Millionen Euro verantwortet zu haben.

Allerdings war er in seinen 13 Jahren als Bremer Manager in den klammen Phasen stets kreativ und machte zuletzt nicht einmal einen allzu unglücklichen Eindruck. Allofs hat seine besten Transfers in schwierigen Zeiten vollzogen und schien den Spaß am Neuaufbau der Mannschaft halbwegs wiedergefunden zu haben.

Doch die Verlockung des Geldes zeigt - im Zusammenspiel mit gewachsenen Dissonanzen in der Werder-Führung - auch bei Allofs Wirkung. Reiche Entlohnung, üppiges Transferpotenzial und eine vermutlich hübsche Abfindung für den SV Werder (weil Allofs' Vertrag dort noch bis 2015 gilt) machen den VfL unter der mehr als großzügigen Schirmherrschaft eines Autokonzerns zu einem Player, der bei der Bundesliga-Konkurrenz abseits des Rasens zurzeit deutlich mehr Furcht auslöst als auf dem Platz.

© SZ vom 12.11.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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