Borussia Mönchengladbach:So aufgedreht wie ein alter Koala beim Eukalyptusblättersammeln

Lesezeit: 2 min

Sichtlich niedergeschlagen: Borussia Mönchengladbach verlor am Samstag bei RB Leipzig 1:4. (Foto: Michael Taeger/imago)

Seit dem Abschied von Ex-Trainer Marco Rose bläst Borussia Mönchengladbach Trübsal. Sein Nachfolger Adi Hütter scheint nicht zu wissen, wie er das ändern kann - dabei sollte er es besser wissen.

Kommentar von Ulrich Hartmann

Die Dämmerung der Mönchengladbacher Fußballgötter hat schon am Rosenmontag begonnen. Man kann sich die Bedeutung dieses Tages gut merken, denn an jenem Montag vor zehn Monaten hatte der Trainer Marco Rose seinen Abschied angekündigt. Die Mannschaft war daraufhin sofort deprimiert. Ihr Fußball erschien fortan als Ausdruck von Traurigkeit.

Dass man mit nahezu unverändertem Kader in die neue Saison ging, war darob kein Vorteil. Einige Spieler wären gerne gewechselt, erhielten nach miserabler Rückrunde und in Corona-Zeiten aber von nirgendwo ein Angebot. Also hätte der entscheidende Impuls vom neuen Trainer ausgehen sollen. Der Österreicher Adi Hütter indes ist ein ruhiger Typ. Er schreit nicht herum, zündet in der Kabine keinen Silvesterböller und springt mit den Spielern auch nicht Fallschirm. Dabei könnten die Gladbacher genau das jetzt gebrauchen: Adrenalin.

FC Bayern
:Doch noch besser als Bello und Hacki

Trotz müder Beine und einer trägen ersten Halbzeit besiegen die Bayern die Gäste aus Mainz mit 2:1 - und liegen nun sechs Punkte vor Borussia Dortmund. Es sind genau solche Spiele, die am Ende einer Saison den Unterschied ausmachen können.

Aus dem Stadion von Christof Kneer

Seit die Borussia im Frühjahr auf dem Höhepunkt ihrer jüngeren Historie im Champions-League-Achtelfinale gegen Manchester City verloren und anschließend den Trainer Rose nach Dortmund verabschiedet hat, zeigt sich zunehmend ihr Problem mit der intrinsischen Motivation. Intrinsische Motivation ist jener zuverlässige und wirkungsvolle Antrieb, der keines Impulses von außen bedarf.

Als Gladbach neulich 1:0 gegen Dortmund und im Pokal 5:0 gegen Bayern München gewann, da lieferten erst der neue Klub des Ex-Trainers und dann die Mia-san-Mia-Bayern motivatorische Impulse. Als Gladbach vor zwei Wochen 1:4 in Köln, eine Woche später 0:6 gegen Freiburg und nun 1:4 in Leipzig verlor, als man binnen drei Niederlagen also 14 Gegentore kassierte, da wirkte die Mannschaft so aufgedreht wie ein alter Koala beim Eukalyptusblättersammeln. Aber Moment: Ist das zu gemein? Tut man dem alten Koala damit nicht Unrecht?

Hütter muss nun beweisen, dass seine Theorien etwas taugen

Schon nach dem mauen Saisonauftakt wurde der Sportdirektor Max Eberl gefragt, ob die Mannschaft womöglich betrübt ist, weil ihr ohne liebgewonnene Europapokalspiele die Adrenalinausschüttung abgeht. Eberl antwortete streng: Wer bedauere, sich nicht mehr international präsentieren zu können, der möge sich jetzt umso mehr dafür einsetzen, dies wieder zu ändern. Ein gutes Argument. Gewirkt hat es nicht.

Der neue Trainer Hütter betont immer wieder, er wisse um das Potenzial der Mannschaft, jeder habe es gegen Dortmund und Bayern gesehen. Warum die Mannschaft mit ihren fußballerischen Reizen ansonsten so geizt, erschließt sich auch Hütter nicht. "Wo ist der Haken?", fragte er kürzlich entwaffnend im Interview mit der FAZ und hatte selbst keine Antwort darauf. Schlimmer noch: Das Fragezeichen ist seither größer geworden.

"Die elf Gesetze der Motivation im Spitzenfußball", heißt ein Buch, in dem Zielsetzung, mentale Stärke und Selbstwertgefühl, aber auch Mut, Risiko und das Teamklima als Erfolgsfaktoren genannt werden. Hütter muss das Buch nicht mal lesen. Er hat es zusammen mit einem Psychologen selbst geschrieben. Jetzt muss er beweisen, dass seine Theorien etwas taugen.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Borussia Dortmund
:Nicht nur Pech

20:5 Torschüsse, 15:0 Ecken - am Ende aber nur ein 1:1 in Bochum. Julian Brandt bemängelt Konsequenz, Torhüter Kobel zeigt sich schuldbewusst und prophezeit, dass eine Aufholjagd Richtung FC Bayern "sehr, sehr hart" wird.

Von Ulrich Hartmann

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: