Borussia Dortmund:Nicht nur Pech

Borussia Dortmund: Hatte selbst allerbeste Chancen: Jude Bellingham.

Hatte selbst allerbeste Chancen: Jude Bellingham.

(Foto: Martin Meissner/AP)

20:5 Torschüsse, 15:0 Ecken - am Ende aber nur ein 1:1 in Bochum. Julian Brandt bemängelt Konsequenz, Torhüter Kobel zeigt sich schuldbewusst und prophezeit, dass eine Aufholjagd Richtung FC Bayern "sehr, sehr hart" wird.

Von Ulrich Hartmann, Bochum

Von einer Bandenwerbung im Fußballstadion kann man mitunter sogar mal was fürs Leben lernen. "Fortune favours the brave", war am Samstag im Bochumer Ruhrstadion hinter dem Tor zu lesen. Frei übersetzt: "Das Glück gehört dem Tüchtigen." Das rasante Spiel, das vor dieser Bande ausgetragen wurde, bestätigte den Wahrheitsgehalt dieses Aphorismus durchaus, auch wenn die Fußballer von Borussia Dortmund nach dem Schlusspfiff nicht gerade glücklich dreinschauten.

90 Minuten lang hatten die Gastgeber vom VfL Bochum tüchtig verteidigt, und genauso lange waren die Dortmunder tüchtig und unermüdlich angerannt, aber weil sich das Glück angesichts dieser Pattsituation nicht ultimativ festlegen mochte, entschied es auf 1:1 (1:0). Sebastian Polter hatte die Bochumer per Foulelfmeter fünf Minuten vor der Pause in Führung gebracht, Julian Brandt hatte für die Dortmunder fünf Minuten vor Schluss zum 1:1 ausgeglichen.

"Glück und Pech spielen schon auch immer eine kleine Rolle", sagte Brandt hernach bei Sky, "aber heute war nicht alles nur Pech. Am Ende musst du es auch wollen, musst mit mehr Überzeugung in die Bälle rein". 20:5 Torschüsse und 15:0 Ecken hätten dem BVB zum Sieg gereichen müssen, doch vor den Augen von Trainer Marco Rose, der gelb-rot-gesperrt nur aus einer Loge zuschaute, vergaben sie allerbeste Torchancen. "Da waren auch ein paar leichtere dabei", klagte Brandt, der selbst erst in der 68. Minute eingewechselt worden war, nachdem er eine Woche zuvor bei der 2:3-Niederlage gegen Bayern München eine Gehirnerschütterung erlitten hatte.

Irgendwas ist immer zwischen Dortmund und dem Torerfolg

Die Nerven vom ausgesperrten Rose und den ihn unten am Spielfeldrand vertretenden Assistenten Alexander Zickler und René Maric wurden arg strapaziert, weil die Bochumer auf die kreativsten Weisen 85 Minuten lang einen Gegentreffer zu verhindern wussten. In der 18. Minute rettete der VfL-Keeper Manuel Riemann nach einem Schuss von Jude Bellingham in der Manier eines Handballtorwarts mit dem Fuß, in der 48. Minute köpfelte der Innenverteidiger Erhan Masovic einen Ball von der Torlinie und in der 54. Minute griff der Schiedsrichter Matthias Jöllenbeck höchstpersönlich ein, weil beim Treffer durch Marius Wolf der BVB-Kollege Bellingham im passiven Abseits gestanden und Riemann die Sicht versperrt hatte.

Jöllenbeck schaute sich trotz ohnehin schon zweiminütiger Prüfung durch den Videoassistenten Timo Gerach die Szene dann auch noch selbst am Monitor an, nachdem es eine Woche zuvor beim Dortmunder 2:3 gegen die Bayern Debatten gegeben hatte, weil Felix Zwayer nach einem umstrittenen Foul im Strafraum nicht selbst zum Bildschirm gegangen war.

Brandt trifft per Volleyabnahme nach Haaland-Flanke

Jöllenbecks Entscheidung gegen das BVB-Tor war allerdings in Ordnung, und so sollte es also noch bis zur 85. Minute dauern, ehe Brandt per Volleyabnahme nach einer Flanke von Erling Haaland den hochverdienten und überfälligen Ausgleich erzielte. Das Bochumer Publikum im mit 13 799 Zuschauern befüllten Stadion jaulte auf.

"Wir sind trotzdem absolut glücklich mit diesem Punkt", sagte Bochums Trainer Thomas Reis. "Gegen eine so starke Mannschaft wie den BVB war das für uns ein Bonusspiel, also ist es auch ein Bonuspunkt." Verdient fand er das Remis trotz der erschlagenden Statistik für Dortmund: "Die Statistik ist mir heute mal egal, aufgrund unserer Mentalität haben wir uns diesen Punkt verdient."

Borussia Dortmund: Wenn man ehrlich ist, gab es in dieser Saison wenig klarere Elfmeter: Gregor Kobel senst Christopher Antwi-Adjei um.

Wenn man ehrlich ist, gab es in dieser Saison wenig klarere Elfmeter: Gregor Kobel senst Christopher Antwi-Adjei um.

(Foto: Ina Fassbender/AFP)

Besonders undankbar war die Partie für den BVB-Torwart Gregor Kobel gewesen, der im Laufe der 90 Minuten eher wenig zu tun hatte, in der 40. Minute aber dennoch den Gegentreffer zum 0:1 verschuldete, weil er den schnellen Bochumer Flügelstürmer Christopher Antwi-Adjei im Strafraum rüde umsäbelte. Nach einem fabelhaften Steilpass des Bochumers Elvis Rexhbecaj in den Rücken der Dortmunder Abwehr stürmte Kobel dem wie ein ICE heranrauschenden Antwi-Adjei entgegen und merkte erst kurz vor der Kollision, dass er sich verschätzt hatte. "Das muss ich besser machen", zeigte er sich hinterher schuldbewusst. Beim bloß mau geschossenen Elfmeter durch Polter sprang Kobel ins falsche Eck.

Für den BVB war es in dieser Saison das allererste Unentschieden in einem Pflichtspiel, aber es fühlte sich an wie eine Niederlage. Auf die nun schon sechs Punkte Rückstand zum Tabellenführer Bayern München angesprochen, sagte Kobel bei Sky zur erforderlichen Aufholjagd: "Das wird sehr, sehr hart." Der Assistenztrainer Zickler mochte ihm da nicht widersprechen: "Drei Punkte wären wichtig gewesen, um an den Bayern dranzubleiben." Zickler weiß, wie schwierig es ist, enteilte Bayern einzuholen. Er war mit ihnen zwischen 1994 und 2005 sieben Mal deutscher Meister.

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