Biathlon-WM:Silber? Super!

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Laura Dahlmeier sitzt nach dem Sprint bei der Biathlon-WM in Hochfilzen erschöpft am Boden. (Foto: dpa)

Laura Dahlmeier liegt beim WM-Sprint im Ziel in Führung, dann ist Gabriela Koukalova schneller. Die Deutsche grämt sich nicht - und appelliert an den russischen Verband.

Von Saskia Aleythe, Hochfilzen

Es hat schon Rennen gegeben, bei denen Laura Dahlmeier einfach durchs Ziel gefahren ist, hurtig abgestoppt und die Skier in der Hocke abgeschnallt hat, um wenig später elanvoll zu den Interviews zu stapfen. Am Freitagnachmittag lag Dahlmeier im Schnee, erst auf dem Bauch, dann auf der Seite, dann auf dem Rücken. Im Zielbereich war sie erschöpft zusammengesackt, sie schnaufte und pumpte nach diesem Sprint um den WM-Titel. Und obwohl die eins neben ihrem Namen leuchtete und 21,1 Sekunden Vorsprung auf Rang zwei, wusste sie: Gold ist das noch lange nicht.

Es ist diese Crux am Biathlon, die manch unerfahrenen Zuschauer verzweifeln lässt: Wer einen Sprint gewonnen hat, entscheidet sich erst, wenn alle Starter durch sind. Dahlmeier hatte die Startnummer 65, doch hinter ihr war ja noch eine unterwegs: Gabriela Koukalova, Startnummer 95, mit der sie sich schon die gesamte Saison um die Siege streitet. Als Koukalova ins Ziel kam, prangte neben ihrem Namen die 1: Weltmeisterin, vier Sekunden Vorsprung. Laura Dahlmeier hatte Silber gewonnen, der Rutsch vom Goldrang grämte sie kein bisschen: "Das war für mich ein perfektes Rennen."

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Laura Dahlmeier hat diverse Stärken, Weltmeisterin Koukalova kommentierte eine davon so: "Sie kann rennen wie ein Pferd." Auf dem Abschnitt zwischen Schießstand und Zieleinlauf pflegt Dahlmeier eine besondere Leidenschaft zum Sich-Selber-Quälen, sie hat dort schon einige Rennen gewonnen. Koukalova hatte wie Dahlmeier bei diesem Sprint in Hochfilzen alle zehn Scheiben getroffen, nach dem letzten Schießen ging sie aber mit zehn Sekunden Vorsprung in die Schlussrunde. Dahlmeier sagte in ihrer Bescheidenheit: "Da habe ich schon fast gewusst, dass es nicht reicht." Während Koukalova meinte: "Ich hätte nicht gedacht, dass ich den Vorsprung halten kann." Nun, die Tschechin wurde dann doch überrascht.

Für Dahlmeier war das unproblematisch. "Läuferisch hat es heute gepasst, am Schießstand auch - das war das, was ich mir vorgenommen hatte", sagte sie. Und, um das deutlich zu machen: "An Medaillen habe ich mich nie orientiert." Am Donnerstagnachmittag hatte es Gold in der Mixed-Staffel gegeben, nun Silber, zusammen mit der WM vor einem Jahr in Oslo die siebte Medaille für Dahlmeier in Folge. "Dass es hier so gut losgegangen ist, ist natürlich ein Traum", sagte die 23-Jährige.

Dahlmeier fordert russischen Verband zum Handeln auf

Wenige Stunden vor dem Start dieses WM-Sprints hatte es neuen Aufruhr im Biathlon-Stadion in Hochfilzen gegeben: Die Russin Ekaterina Glazyrina wollte auch starten, wurde vom Weltverband aber provisorisch gesperrt, weil man nun doch der Meinung war, dass die Befunde aus dem seit zwei Monaten veröffentlichten McLaren-Report für ein Doping-Vergehen sprechen könnten. "Es ist schade, dass das alles so scheibchenweise kommt", sagte Dahlmeier nach dem Rennen, "ein Sportler nach dem anderen". Schon vor Eröffnung der WM war eine Razzia im Teamhotel der Kasachen durchgeführt worden, auch dort schwelt ein Dopingverdacht. Schwierige Zeiten, um einfach nur seinen Sport zu machen. Und so meinte Dahlmeier recht deutlich: "Ich glaube, der russische Verband muss jetzt handeln, die Wahrheit muss komplett ans Licht."

Noch am Vortag hatte sie auf dem Siegerpodium gesessen und mitbekommen, wie der Streit zwischen Martin Fourcade und Anton Shipulin eskalierte. Dahlmeier ist Fourcade dankbar, dass er voran geht im Anti-Dopingkampf. "Ich kann mir aber schwer vorstellen, dass ich der Typ für sowas wäre", sagt sie, nicht ohne zu betonen, dass ihr viel an der Aufarbeitung der Dopingprobleme in ihrem Sport liegt. "Wir kämpfen alle für einen sauberen Sport, achten jeden Tag darauf, was wir zu uns nehmen", führte sie aus, "wenn dann in einer Nation systematisches Doping betrieben wird, dann bereitet das Kopfschütteln. Ich hoffe, dass das jetzt aufgedeckt wird." Ein WM-Tag ohne Kopfschütteln, das hätte tatsächlich etwas.

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