Biathlon-WM:Eisenbahn frei

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Die Fähnchen werden aufopferungsvoll geschwenkt: In Oberhof geben die Zuschauer alles bei der Biathlon-WM. (Foto: Martin Schutt/dpa)

Oberhof legt sich musikalisch ins Zeug, um eines der Hauptziele von deutschen Biathlon-Events zu erreichen: Durst bei Zusehern zu erzeugen. Aber wie weit darf man gehen?

Glosse von Korbinian Eisenberger, Oberhof

Zwei Tage bei der Biathlon-WM in Oberhof genügen, damit sich eine Textzeile so im Kopf festsetzt, dass es oben wehtut. Die WM-Veranstalter lassen keine Gelegenheit aus, um das Gesangsstück "Der Zug hat keine Bremse" mit dem Refrain samt Anapher "Der Zug, der Zug, der Zug hat keine Bremse" durch Lautsprecher dröhnen zu lassen. Grund ist eventuell, dass die deutsche Delegation mit diesem Musikstück ihre Motivation zu steigern gedenkt, jedenfalls ließen sie es bei ihrem Einlauf am Eröffnungsabend laufen und tanzten dazu Polonaise. Ungebremst.

Es ist alles in allem sehr, sehr tolles Liedgut, zumindest wenn man sich gerne mit Tonmaterial aus dem Ballermann-Milieu befasst. Anzusiedeln ist das Werk in ähnlicheren künstlerischen Sphären wie das offizielle WM-Lied "O-O-Oberhof" mit dem Refrain - samt Anapher - "O-O-Oberhof", den die Schöpfer am Eröffnungsabend präsentierten. In Thüringen dürfen sie sich also auf die Schultern klopfen: Sie stehen dem oberbayerischen Ort Ruhpolding keineswegs nach, wo Mitte Januar - auch anlässlich von Biathlon-Rennen - der Künstler Mickie Krause aufgetreten war. Als eines seiner Meisterwerke gilt unter Anhängern "Finger weg von Sachen ohne Alkohol".

Anhänger und Züge, das passt alles gut ins Bild. Den Gestaltern des Rahmenprogramms von Biathlon-Rennen in Deutschland ist schließlich vieles recht, um einen möglichst hohen Durchschnittspegel zu erzeugen. Dazu zählen in Oberhof auch Betreiber von Getränkebuden mit internationalem Flair. Der finnische Glühwein "Glögi" mit Kakao und Preiselbeeren kommt mit 18 Prozent Alkohol daher, die griechische Variante "Rakomelo" mit Honig bringt es gar auf 25 Prozent an Umdrehungen. Es braucht solche Inspirationen aber nicht zwingend, weil es im Kopf ja eh schon von Zügen ohne Bremsen wehtut.

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