Langers Sieg bei den US Senior Open:Der Größte aller Senioren-Golfer

Lesezeit: 2 min

Der Mann mit dem solidesten aller Schwünge: Bernhard Langer, 65. (Foto: Patrick McDermott/Getty)

Mit seinem Sieg bei der US Senior Open bricht Bernhard Langer mit 65 Jahren einen Rekord. Er schlägt dabei namhafte Konkurrenz, spielt taktisch perfektes Golf - nur ans Aufhören denkt er nicht.

Von Felix Haselsteiner

Am Ende bekam Bernhard Langer auch noch ein Handy gereicht. Den Pokal der US Senior Open hatte er schon empfangen, genauso wie einen Hut in Form eines orangenen Käse, den man im US-Bundesstaat Wisconsin traditionell trägt, wo die Fans des NFL-Teams der Green Bay Packers Cheeseheads genannt werden. Nun sollte der 65-Jährige auch noch ein Selfie-Video aufnehmen, inzwischen üblich für die sozialen Medien, auch wenn es in seiner Generation nicht zu den Kerndisziplinen zählt. Und doch erzählten die wenigen Sekunden Video einmal mehr eine kleine Geschichte über Langer, den famosen Golfer aus dem kleinen Dorf Anhausen nahe Augsburg, der am Sonntag eine neue Schallmauer in seiner Karriere durchbrach.

Der stets höflich zurückhaltende Langer ging nicht davon aus, dass alle wussten, was in Stevens Point am Sonntag passiert sei. "Ich habe gerade die Senior US Open gewonnen", sagte er daher und hielt zum Beweis kurz den Pokal ins Bild: "Mein zwölftes Senioren-Major, mein 46. Titel insgesamt, das sind beides Rekorde." "Fortunate, honored and blessed" sei er - glücklich, geehrt und gesegnet, ein passendes Credo des größten deutschen Golfers, der zweimal das Masters gewann, mehrmals den Ryder Cup und seit 15 Jahren die Senioren-Tour dominiert wie niemand vor ihm.

Golfer Bernhard Langer in Augusta
:In bester Gesellschaft

Ausnahmegolfer Bernhard Langer verpasst beim Masters den Cut. Wie herausragend seine Leistung dennoch ist, zeigt ein Blick auf die junge Konkurrenz.

Von Felix Haselsteiner

Senioren-Golf, das klingt im ersten Moment nach einer B-Disziplin für alte Granden, die auch noch ein bisschen vor sich hin spielen. In Wahrheit ist es allerdings keine Altherren-Tour, sondern eine höchst kompetitive Serie von Turnieren der Ü50-Profis. Turniere bei den Senioren zu gewinnen, ist nicht leichter als bei den Junioren oder den Erwachsenen - insbesondere 46 Mal und insbesondere dann, wenn man selbst unter den Senioren schon zu den Senioren zählt, so wie Langer.

"Es ist sicherlich eines der größten Turniere, an denen wir je teilgenommen haben, und dieses Feld zu schlagen, in dem alle hier waren, ist ein ganz besonderes Gefühl", sagte Langer. Teilgenommen hatten unter anderem Steve Stricker und Jerry Kelly, beide 56 und mit dem Heimvorteil einer Herkunft aus Wisconsin ausgestattet, die Langer über weite Strecken des Turniers allerdings nur verfolgen konnten. Der alte Mann mit dem solidesten aller Schwünge enteilte seiner Konkurrenz frühzeitig und scheinbar mühelos, er spielte taktisch perfektes Golf und leistete sich keine Fehler.

"Er kann sich jetzt zur Ruhe setzen", schlägt Konkurrent Jerry Kelly vor

Selbst diese eine Zahl brachte ihn nicht unter Druck: Die 46, die er unbedingt erreichen wollte, um alleiniger Rekordsieger zu werden. Monatelang sei er immer wieder darauf angesprochen worden, dass er das bald schaffen müsste, am besten mit einem ganz großen Sieg. "Ich habe mehr Majors auf dieser Tour gewonnen als jeder andere, selbst Jack Nicklaus oder Arnold Palmer, Lee Trevino, Gary Player, das ist unglaublich", sagte Langer, der nach seinem Sieg in den Himmel blickte, wo er gewissermaßen als gläubiger Christ neben der Bibel viel Zuspruch findet, wie er immer wieder betont.

Das Durchschnittsalter des Siegers der US Senior Open liegt bei knapp 52 Jahren, Langer wird im August 66. Selbst für Legenden ist das ein hohes Alter, in dem man gezwungenermaßen ans Aufhören denken könnte. Konkurrent Kelly sagte, er habe es genossen, in erster Reihe an diesem "historischen Tag" neben seinem Freund Langer zu spielen, aber nun, vielleicht ein Vorschlag: "Er kann sich jetzt zur Ruhe setzen." Die jüngeren Konkurrenten - darunter auch der Deutsche Alex Cejka, 52, der geteilter Neunter wurde - fragen sich immer, ob nicht auch der Größte aller Senioren irgendwann einmal nachlassen und aufhören muss - er tut es einfach nicht.

Immer wieder macht Langer weiter, so auch diesmal. Sein Selfie-Video jedenfalls beschloss er mit den Worten: "Ich sehe euch alle bald wieder - irgendwo draußen an den Golflöchern."

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusGolfer Bernhard Langer
:"Der Weg war wirklich steinig"

Als Maurer-Sohn eroberte Bernhard Langer die Golfwelt und gehört immer noch zu den Besten. Der 63-Jährige spricht über spartanische Zeiten, einen gebrochenen Rücken und wann er seine einmalige Karriere beenden würde.

Interview von Gerald Kleffmann

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: