Karriereende von Melanie Behringer:Abschied ohne letzten Wumms

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Melanie Behringer bei der EM 2009 mit ihrer Spezialität: einem kraftvollen Distanzschuss. (Foto: dpa)
  • Welt- und Europameisterin Melanie Behringer beendet im Sommer nach 16 Jahren Profifußball ihre Karriere.
  • Die Spielerin des FC Bayern plagen anhaltende Knieschmerzen.
  • Vereinschef Uli Hoeneß lobt: "Sie hat Herausragendes für den deutschen Frauenfußball geleistet."

Von Anna Dreher

Wie sich ein Abschied vom Fußball anfühlt, wusste Melanie Behringer schon, zumindest wie sich ein Teilabschied anfühlt. Sie hatte länger mit dem Gedanken gespielt, dass die Olympischen Spiele in Rio ihre letzte Station als Nationalspielerin sein könnten. Und dann lief dieses Turnier im Sommer 2016 für Behringer so perfekt, dass es für sie nur folgerichtig war, mit der Goldmedaille um den Hals als beste Torschützin bekannt zu geben: Es ist Zeit, Tschüss zu sagen. Das kam unerwartet, aber einen besseren Abschluss ihrer Nationalmannschaftskarriere hätte es nicht geben können: Europameisterin 2009 und 2013, Weltmeisterin 2007 und nun Olympiasiegerin 2016 - mit dieser Mannschaft hatte sie nach elf Jahren und 123 Länderspielen alles erreicht. Bei der Siegesfeier im deutschen Haus verteilte die damals 30-Jährige mit einem Lächeln ausgelassen eine Sektdusche an alle um sie herum, erleichtert und mit sich im Reinen.

Den zweiten Teil ihres Abschieds vom Fußball hätte Behringer wohl auch lieber unter solch außergewöhnlich erfreulichen Umständen vollzogen. Mit einer aus der Überlegung und Abwägung heraus stetig gewachsenen Überzeugung, dass es nun auch endgültig Zeit ist, Tschüss zu sagen. Diese Mitteilung wäre an einem Tag im Mai verschickt worden, wenn ihre Bundesligasaison mit dem FC Bayern München und die Finals von Pokal und Champions League entschieden wären. Aber ihr Karriereende als eine der erfolgreichsten deutschen Fußballerinnen der vergangenen Jahre verkündete Behringer nun am Freitag um halb zehn Uhr morgens in einer langen Nachricht in den sozialen Medien: "Nach 16 Jahren Bundesliga werde ich nach dieser Saison meine Karriere beenden. Auf Grund meiner Knieverletzung ist es mir nicht mehr möglich, Leistungssport zu betreiben", schrieb Behringer. "Für mich geht eine sehr schöne, aber auch intensive Zeit zu Ende. Ich schätze mich überaus glücklich und gesegnet, dass ich mein Hobby jahrelang als Beruf ausüben durfte."

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Behringer hatte als Kind mit ihren vier Brüdern angefangen, Fußball zu spielen. Erst von der E- bis zur D-Jugend bei den Jungen der Spvgg Utzenfeld im Schwarzwald, für die sie in einer Saison einmal 66 Tore erzielte. Und schließlich ab 2003 in der Bundesliga für den SC Freiburg, wo sie mit 20 Jahren auch Nationalspielerin wurde. Andere Vereine waren da längst auf die abseits des Platzes meist zurückhaltend auftretende Mittelfeldspielerin aufmerksam geworden. Nach fünf Jahren im Breisgau wechselte Behringer 2008 nach München zum FC Bayern und 2010 zum 1. FFC Frankfurt, mit dem sie 2011 und 2014 den DFB-Pokal gewann.

"Sie hat Herausragendes für den deutschen Frauenfußball geleistet"

Doch erst als sie 2014 wieder nach München zurückkehrte, wurde sie für ihre Bundesliga- und die Nationalmannschaft zur wirklichen Leistungsträgerin, die einen entscheidenden Anteil an den Erfolgen hatte und gerne Verantwortung übernahm. Bayern gewann mit ihr 2015 sowie 2016 die Meisterschaft und ist in den vergangenen Jahren neben Wolfsburg stets Titelfavorit gewesen, was nicht zuletzt an der gebürtigen Lörracherin lag - als wichtiger Teil im Mannschaftsgefüge und schon immer gefürchtet für ihre kraftvollen Distanzschüsse. Ein sehr entscheidender davon, im EM-Finale 2009 aus 35 Metern, wurde zum Tor des Monats gewählt.

Seit ein paar Monaten macht eben das Knie nach 127 Toren in fast 500 wettbewerbsübergreifenden Spielen - übrigens ohne eine einzige rote Karte - nicht mehr mit. Im Juli 2018 wurde sie operiert, im November war ein erneuter Eingriff notwendig. Bayern München hat sich in der Bundesliga punktgleich mit Wolfsburg an die Tabellenspitze gespielt und im Pokal sowie in der Champions League das Viertelfinale erreicht. Und Behringer? Die arbeitete und arbeitete und arbeitete an ihrer Rückkehr auf den Platz - bis für die 33-Jährige nun wohl nach all dem Kämpfen und Hoffen und Warten feststand: Es wird nicht mehr reichen, um weiterhin auf höchstem Niveau Fußball zu spielen. "Es ist sehr schade, dass Melanie Behringer ihre Karriere beenden muss", sagte Uli Hoeneß, Präsident des FC Bayern. "Sie hat Herausragendes für den deutschen Frauenfußball geleistet und steht für große Erfolge beim FC Bayern und der deutschen Nationalmannschaft."

Als Melanie Behringer im Sommer 2016 über ihren Rücktritt aus der Nationalmannschaft sprach und noch Ziele für die nächste Saison formulierte, sagte sie: "Am liebsten würde ich im Finale stehen und Champions-League-Sieger werden. Dann wäre meine Karriere perfekt." An dem Tag, an dem Behringer ihr Karriereende verkündet hat, ist das immer noch möglich. Wenn auch wahrscheinlich ohne ein Tor von ihr.

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