Becker als Djokovic-Trainer:"Oha! Toi toi toi!"

Lesezeit: 2 min

Ein bald normales Bild: Boris Becker am Spielfeldrand, hier noch als TV-Kommentator bei den US Open 2013. (Foto: imago sportfotodienst)

Bei Wetten dass..? verschwieg Boris Becker noch die bereits angekündigte Neuigkeit, jetzt ist sie da: Er wird völlig überraschend Head-Coach des Weltranglistenzweiten Novak Djokovic. Die Tenniswelt ist erstaunt, Michael Stich skeptisch.

Als Michael Stich davon hörte, stieß er erstmal einen Laut der Überraschung aus: "Oha!" Die Reaktion des früheren Tennis-Profis steht sinnbildlich für das Staunen im gesamten deutschen Sportland. Boris Becker wird Head-Coach des Weltranglisten-Zweiten Novak Djokovic. Der Boris Becker, der in Deutschland zuletzt vor allem als Pokerspieler auffiel, der in seiner Biografie über diverse Beziehungen schrieb und bei Wetten dass...? erklärte, dass ihm bisweilen die "Twitter-Hand" durchgehe. Er hatte vor der Sendung eine Neuigkeit angekündigt, dann aber einen Rückzieher gemacht.

Jetzt ist sie da: die Neuigkeit.

"Toi toi toi! Das ist eine interessante Konstellation. Ich hatte keine Schimmer davon", erklärte Stich dem SID: "Ich kann mir nicht vorstellen, dass er künftig 30 Wochen im Jahr unterwegs ist. Aber Novak wird sich dabei etwas gedacht haben."

Becker soll den Serben von der kommenden Saison an betreuen und bereits auf die Mitte Januar 2014 in Melbourne beginnenden Australian Open vorbereiten. Desweiteren wird er Djokovic bei den folgenden drei Grand-Slam-Turnieren sowie bei den Masters-Events in Dubai, Miami, Monte Carlo, Rom, Cincinnati, Shanghai, Paris und London betreuen. Klar ist: Die Fernsehanstalten werden jedes Mal eine Extra-Kamera auf die Djokovic-Box richten.

Der Serbe gab die völlig überraschende Personalie am Mittwoch bekannt. "Ich bin total begeistert, die Möglichkeit zu haben, mit Boris zu arbeiten. Er ist eine wahre Legende", sagte er in einer Mitteilung seines Managements. Djokovic geht als Nummer zwei der Welt ins neue Jahr und in Melbourne als Titelverteidiger an den Start. "Ich bin stolz, dass Novak mich gefragt hat, sein Coach zu sein", meinte Becker.

Der 46 Jahre alte Leimener hatte von 1997 bis 1999 als Teamchef des deutschen Davis-Cup-Teams fungiert, war ansonsten nach seinem Karriereende aber nicht als Trainer in Erscheinung getreten. Umso überraschender kommt nun die Zusammenarbeit mit dem als Perfektionist bekannten Djokovic. Becker soll gemeinsam mit dem bisherigen Trainer des Serben, Marian Vajda, für neue Impulse sorgen.

"Ich habe gemerkt, dass Novak einen neuen Trainer braucht, um sein Spiel in bestimmten Bereichen weiter zu entwickeln", sagte Vajda, der seit acht Jahren mit Djokovic zusammenarbeitet. Der Slowake bleibt fester Bestandteil von Djokovics Team, will sich nach Angaben von dessen Management aber künftig mehr um seine ebenfalls Tennis spielenden Töchter kümmern.

Damit setzt Djokovic auch einen Trend fort. Die Tennis-Elite von heute setzt auf ihre Vorgänger der 1980er und 1990er Jahre: Andy Murray wird seit 2011 von Ivan Lendl trainiert und gewann seither Olympia 2012 in London, die US Open 2012 und Wimbledon 2013. Roger Federer setzt verstärkt auf die Dienste des zweimaligen Wimbledon-Champions Stefan Edberg. "Gerade eine Woche mit Stefan Edberg trainiert", twitterte Federer: "Es war großartig, Zeit mit einem Helden meiner Kindheit zu verbringen." Die Zusammenarbeit zwischen Jimmy Connors und der Russin Maria Scharapowa war dagegen nach nur einer Woche gescheitert.

Boris Becker hatte nach seinem Karriereende 1999 mehr mit seinem Privatleben als mit Sportthemen für Aufsehen gesorgt. Hochzeiten, Scheidungen und berufliche Misserfolge hatten das Image des sechsmaligen Grand-Slam-Champions beschädigt. Zuletzt war Becker mit seinem Buch "Das Leben ist kein Spiel", in dem er über seine diversen Beziehungen geschrieben hat, in die Schlagzeilen gekommen.

Der als Perfektionist bekannte Djokovic erhofft sich von Becker offenbar einen neuen Motivationsschub. Der 26-Jährige hat bis auf die French Open und Gold bei den Olympischen Spielen alles gewonnen. Zum Ende der Saison spielte der Modellathlet wieder sein bestes Tennis und gewann nacheinander die Turniere in Peking, Shanghai und Paris sowie das ATP-Finale in London. Umso unerwarteter kam nun die Verpflichtung von Becker, der sich zuletzt nur noch als Experte für die BBC auf der Tennis-Tour gezeigt hatte.

© SZ.de/dpa/SID - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: