FC Bayern nach dem Tod von Beckenbauer:Fortan ein anderer Verein

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Das Vereinsgebäude des FC Bayern in der Säbener Straße am Dienstag. (Foto: Lennart Preiss/dpa)

"Die Welt des FC Bayern ist nicht mehr die, die sie mal war": Der Abschied von Franz Beckenbauer bedeutet für den deutschen Rekordmeister eine Zäsur. Am 19. Januar findet eine Gedenkfeier in der Arena statt.

Von Sebastian Fischer

Eine Statue für den Kaiser, darum ging es natürlich bereits zu Lebzeiten mindestens ein Mal. Im Sommer 1994, da allerspätestens, war Franz Beckenbauer in seiner Bedeutung für den FC Bayern auf Überlebensgröße gewachsen. All seinen Vereinstiteln als Spieler, drei Landesmeistertrophäen, vier Meisterschalen und vier DFB-Pokalen, hatte er den ersten als Trainer hinzugefügt. Seit 1991 Vizepräsident, löste er Erich Ribbeck für die letzten sechs Monate der Saison ab, übernahm eine zerstrittene Mannschaft auf Rang fünf und holte die Meisterschaft. Damals hatte der FC Bayern sie vier Jahre lang nicht mehr gewonnen.

Es war die Zeit, als ihm scheinbar alles gelang und eine Szene zum Symbol dafür wurde. Auf der Meisterfeier im ZDF-Sportstudio versenkte er den Ball, zurechtgelegt von Lothar Matthäus, von einem gefüllten Weißbierglas aus rechts unten in der Torwand. Doch ein Denkmal? "Da pinkeln sowieso nur die Hunde ran", so franzelte er es damals dem Biografen Torsten Körner zufolge. Bevor er in seiner Bedeutung für den Klub in 15 Jahren als Vereinspräsident noch größer wurde.

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"Die Welt des FC Bayern ist nicht mehr die, die sie mal war", so begann am Montagabend die Mitteilung des Vereins zum Tod Beckenbauers. Es wurden Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge zitiert, die Beckenbauer in all seinen Rollen erlebt hatten. Hoeneß nannte Beckenbauer "die größte Persönlichkeit, die der FC Bayern jemals hatte. Als Spieler, Trainer, Präsident, Mensch: unvergesslich. Niemand wird ihn jemals erreichen". Und Rummenigge sagte: "Franz Beckenbauer hat die Geschichte des deutschen Fußballs neu geschrieben und nachhaltig geprägt." Zu lesen war all das in Schwarz-Weiß, den ganzen Tag über die einzigen Farben auf der Klub-Webseite.

An Gerd Müller erinnert eine Statue vor dem Stadion

So war es auch schon vor knapp zweieinhalb Jahren gewesen, als der Verein um Gerd Müller trauerte, den anderen Begründer der Münchner Glanzzeiten in den Siebzigerjahren. Ein Denkmal für den größten Stürmer der Vereinsgeschichte steht inzwischen vor der Arena, Müller in Bronze, wie er die Arme zum Jubeln in die Luft reißt. Bei der Enthüllung im vergangenen September kamen viele der Spieler von damals zusammen, Sepp Maier, "Bulle" Roth, Paul Breitner. Beckenbauer fehlte und war irgendwie doch da, denn aller Ruhm der Klubhistorie ist ohne ihn schließlich undenkbar. Müller und Beckenbauer, sagte damals Hoeneß, "sind die Ikonen, die der FC Bayern hervorgebracht hat".

Wie Beckenbauers Erinnerung bewahrt werden soll, das war am Dienstag Thema einer Zusammenkunft an der Säbener Straße. Rummenigge, der ehemalige Vorstandschef, der mit dem Kapitän Beckenbauer zusammenspielte, unter dem Teamchef Beckenbauer die WM 1986 als Stürmer erlebte und gemeinsam mit dem Funktionär Beckenbauer den Klub lenkte, sagte zunächst der Bild-Zeitung, dass er sich ein Gedenken in der Arena wünsche. "Der FC Bayern sollte ihm zum Dank und Andenken eine Trauerfeier im Stadion ausrichten, das es ohne ihn nie gegeben hätte", sagte er. Der Plan wurde am Dienstag vorangetrieben: Für den 19. Januar (15.00 Uhr) lädt der FC Bayern nun "Freunde und Wegbegleiter aus dem nationalen wie internationalen Sport, der Kultur und Politik sowie generell alle Fans und die gesamte Fußballfamilie ein, sich in einem besonderen, emotionalen Rahmen vom unvergesslichen ,Kaiser' zu verabschieden", teilte der Klub am Dienstag mit.

An den kommenden Abenden soll an der Arena außerdem der Schriftzug "Danke Franz" erleuchten. Auch am Freitag, wenn dort ein Bundesligaspiel gegen Hoffenheim stattfindet. Doch um die Vorbereitung darauf, um Punkte, um Wintertransfers, um all das wird es bis dahin höchstens am Rande gehen.

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