In den Stunden nach dem Champions-League-Finale findet sich eigentlich kaum Platz für große Neuigkeiten. Auf der einen Seite wird gefeiert und jubiliert, auf der anderen getrauert. Doch Jupp Heynckes, der scheidende Bayern-Trainer, hatte doch noch etwas zu verkünden. Vielleicht eher aus Versehen, doch das ist nun egal: Der FC Bayern, sagte Heynckes, werde Robert Lewandowski verpflichten.
Die Pressekonferenz nach dem 2:1-Finalsieg der Münchner gegen Borussia Dortmund war fast zu Ende, als Heynckes auf sein Erbe angesprochen wurde. Er werde seinem Nachfolger Pep Guardiola eine perfekt eingespielte Mannschaft übergeben, erklärte Heynckes, die über dies hinaus ja auch noch mit neuen Offensivspielern verstärkt werde.
Heynckes sagte also: "Man weiß ja, dass Mario Götze verpflichtet worden ist." Mit dem Nachsatz: "Lewandowski wird auch nicht mehr lange auf sich warten lassen." Das klang tatsächlich so, als käme der polnische Stürmer vom Finalgegner bereits in diesem Sommer an die Isar.
Bayern-Pressechef Markus Hörwick zuckte leicht zusammen, doch da war der Satz schon raus, der nicht viel Interpretationsspielraum lässt. Heynckes wird die Bayern am Saisonende zwar verlassen, allerdings ist davon auszugehen, dass er in alle Kaderplanungen eingeweiht ist.
Seit Monaten gaben sich die Bayern Mühe, zu diesem Thema nicht zu viel zu sagen. Längst war über das Münchner Interesse am Dortmunder Chefangreifer berichtet worden, jedoch ohne wirklich verwertbare Äußerungen von Seiten des FC Bayern.
Stattdessen redeten Berater, Experten und Journalisten und stellten Mutmaßungen an. Der Transfer von Götze war - ob bewusst oder unbewusst - direkt vor den Dortmunder Halbfinal-Duellen in der Champions League mit Real Madrid bekannt geworden. Nun kommt wohl auch Lewandowski nach München.
Manuel Neuer bekommt so viel zu tun wie zuletzt in 34 Bundesligaspielen nicht, Javi Martínez bringt seine ganze Wucht auf den Platz und agiert vortrefflich nach vorne und Bastian Schweinsteiger erkämpft sich trotz Verletzung beim Aufwärmen endlich diesen verdammten Titel. Die Bayern beim 2:1 gegen Dortmund in der Einzelkritik.
Was dies für den Kader des FC Bayern bedeutet, insbesondere für die ohnehin opulente Situation im Sturm, wird in den kommenden Tagen genauer durchleuchtet werden. Auch das Verhältnis zum BVB, dem die Bayern damit binnen weniger Wochen zwei der besten Spieler weggekauft hätten, wird abermals untersucht werden müssen.
Die Dortmunder jedenfalls reagierte gereizt auf die Aussagen von Heynckes. Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke sagte am Sonntag: "Ich weiß nicht, wie nah Jupp Heynckes am Management des FC Bayern ist. Aber wenn die Bayern Lewandowski wirklich haben wollen, wäre es gut, wenn auch wir davon erfahren. Heynckes sollte sich da raushalten und sich auf die Mannschaftsaufstellung für nächsten Samstag konzentrieren."
Die Bayern können mit einer offiziellen Stellungnahme nicht lange warten. Der Inhalt dürfte lauten, dass Dortmunds bester Stürmer zum FC Bayern wechselt. Denn die Wahrscheinlichkeit, dass Heynckes zum Abschied eiskalt geflunkert hat, ist dann doch eher gering.
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