FC Bayern vor dem Supercup:Typische Sportdirektorenfragen an den Trainer

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Bayern-Trainer Hansi Flick. (Foto: AP)

Vor dem Supercup gegen Dortmund ist beim FC Bayern der immer noch sehr kleine Kader das große Thema. Ironischerweise gibt es zunächst aber Gerüchte um drei weitere Weggänge.

Von Sebastian Fischer, München

Wenn man ihm das im vergangenen Jahr vorhergesagt hätte, dann hätte Sarpreet Singh das wohl auch eher nicht erwartet: dass er, ein 21 Jahre alter Mittelfeldspieler aus Neuseeland, der bis 2019 noch für einen Klub namens Wellington Phoenix auflief, im Herbst 2020 mal ein Thema vor dem Supercup in Deutschland sein würde - thematisiert vom Trainer des FC Bayern höchstpersönlich. Singh, seit 2019 beim deutschen Rekordmeister, ist vor Kurzem auch auf Wunsch des Trainers zum 1. FC Nürnberg verliehen worden. Und mehr hat Flick in der Pressekonferenz vor dem Spiel gegen Borussia Dortmund an diesem Mittwoch dazu eigentlich auch gar nicht gesagt. Doch das hat er gesagt: "Sarpreet Singh, zum Beispiel." Der ist auch nicht mehr da.

Es ging natürlich nur sehr am Rande um einen talentierten Neuseeländer, der sich in der zweiten Liga weiterentwickeln soll, als Flick am Dienstag über die Lage beim FC Bayern sprach. Es ging um die zwei großen Themen dieser Tage, erstens: die drohende Müdigkeit beim Champions-League-Sieger in dieser durch Corona so übervollen Saison, in der die Münchner am Sonntag am zweiten Bundesligaspieltag mit 1:4 in Hoffenheim verloren, drei Tage nach einem 2:1 gegen Sevilla im europäischen Supercup und drei Tage vor dem Spiel gegen den BVB. Zweitens ging es um den kleinen Kader, der das bewältigen soll.

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Bayern-Trainer Flick kann mit dem 1:4 in Sinsheim sehr gut arbeiten: Seinen Spielern kann er erzählen, dass Siege nicht automatisch kommen - und seinen Vorgesetzten, dass er noch Verstärkung braucht.

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Flick, der beim DFB auch schon mal Sportdirektor war, sieht sich gerade oft mit den typischen Sportdirektorenfragen zu Transfers kurz vor dem Ende der Sommertransferperiode konfrontiert, die noch bis zum 5. Oktober andauert. Aber er gibt darauf die Trainerantworten: Nein, er sei nicht nervös, er vertraue dem Sportvorstand Hasan Salihamidzic bei Transfers und sei mit ihm einer Meinung, das sagt Flick seit Tagen. "Ich bin guter Dinge, weil jedem bewusst ist, dass die Saison keine normale Saison ist." Nein, er sei auch nicht müde ("nullkommanull"). Und es sei auch noch kein Spieler zu ihm gekommen, "der gesagt hat, er braucht 'ne Pause".

Was passiert mit Nübel, Cuisance und Martinez?

Kurz darauf ging es dann aber um zwei Spieler, die wenigstens am Dienstag im Training pausierten: David Alaba fehlte wegen muskulärer Probleme, sein Einsatz gegen Dortmund ist fraglich. Und Flügelspieler Leroy Sané fehlte, weil er sich eine Kapselverletzung im Knie zugezogen hat. Er soll in rund zwei Wochen wieder fit sein, das hofft zumindest Flick.

Es ist bekannt, dass der Trainer sich eigentlich noch drei Spieler wünscht, um den Kader zu ergänzen, einen Rechtsverteidiger, einen Mittelfeldspieler, einen Flügelspieler. Es ist aber genauso bekannt, dass der Transfermarkt in Coronazeiten ein sehr komplizierter ist. "Wir können auch nicht aus dem Vollen schöpfen, was das Finanzielle betrifft, sondern wir müssen da auch gucken, dass wir das mit Sinn und Verstand machen", sagte Flick.

Allerdings erwähnte er dann nach einer Aufzählung der Weggänge Thiago, Ivan Perisic, Philippe Coutinho und Alvaro Odriozola auch Singh und den Mittelfeldspieler mit dem nicht minder schönen Namen Oliver Batista Meier, 19, den die Münchner zum SC Heerenveen in die Niederlande verliehen haben. Und als er gefragt wurde, wie sehr in den kommenden Wochen die in diesem Jahr nicht verliehenen Talente im Kader wie der 17-jährige Offensivspieler Jamal Musiala und der 20-jährige Verteidiger Chris Richards helfen würden, da sagte Flick: "Natürlich ist es immer einfacher, junge Spieler reinzubringen bei einem Spiel gegen Schalke 04" - bei einem Spiel, das der FC Bayern 8:0 gewann. Eher nicht so einfach sei es aber in Spielen wie gegen Hoffenheim. "Aufgabe der Jugendspieler ist es, täglich dazuzulernen." Eher nicht ständig zu spielen also, wenn die Nationalspieler eine Pause brauchen.

"Wir haben noch Zeit bis zum 5. Oktober"

Ironischerweise war am Dienstag zunächst von weiteren möglichen Weggängen die Rede, einer Leihe von Torhüter Alexander Nübel, einem Wechsel von Mickaël Cuisance zu Leeds United und der Rückkehr von Javi Martínez zu seinem Heimatklub Athletic Bilbao, die weiterhin im Raum steht. Sergiño Dest, Außenverteidiger von Ajax Amsterdam, der in den vergangenen Tagen immer wieder mit den Bayern in Verbindung gebracht wurde, soll inzwischen eher einem Wechsel zum FC Barcelona zugeneigt sein. Und Flick sagte: "Wir haben noch Zeit bis zum 5. Oktober. Danach können wir uns noch mal unterhalten, auch über Ziele." Dass zu den Zielen weiterhin Titel gehören, sagte er aber vorsichtshalber schon mal dazu.

Ein Titel ist auch der Supercup gegen Dortmund, es wäre der fünfte in diesem Jahr für die Bayern. In einer normalen Saison wäre das Spiel eine Möglichkeit, sich auf höchstem Niveau warmzulaufen. Diesmal geht es aber unweigerlich auch darum, sich vor dem nächsten Bundesliga-Spiel am Sonntag gegen Hertha BSC nicht kaputtzulaufen. Ob Flick sich nicht darüber gefreut hätte, wenn seine Profis mal die Füße hätten hochlegen dürfen, statt schon wieder zu spielen, das ist er auch noch gefragt worden. Die Antwort war ein wenig ein Kommentar zur Gesamtsituation. Flick lächelte und sagte: "Das Leben ist kein Wunschkonzert."

© SZ vom 30.09.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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